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Full text: 59, 1939

Hans Lüneburg: Hydrochemische Untersuchungen in der Elbmündung mittels Elektrokolorimeter 
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des Fahrwassers, aber nicht in unmittelbarer Ufernähe am intensivsten aufwärts strömt. Bedenkt man noch, 
daß die mit „Nordseite-Fahrwasser“ bezeichnete Stelle des Stromquerschnittes mit der nördlichen Fahr- 
wassertonnenlinie zusammenfällt, die noch lange nicht die nördliche Strombettbegrenzung darstellt, so 
erhellt erst recht, wie ausgesprochen südlich das Flutwasser aufwärts setzt. Ich konnte übrigens am Cux- 
havener Bollwerk selbst beobachten, wie nach Niedrigwasser der erste Flutstrom unmittelbar am Südufer 
einsetzt, während an der Nordseite noch lange (V2 Stunde und mehr) das Ebbwasser seewärts läuft. 
Der Ebbquerschnitt zeigt besonders in der Trübung, in geringerem Maße auch in der Verteilung der 
CF-, Si- und NCV-Werte das Herandrängen des Ebbwassers an die rechte Elbseite; die Erhöhung der Si-, 
PO4'"- und NCV-Werte unmittelbar am Bollwerk beruht auf der häufig am Südufer bei Cuxhaven beob 
achteten organisdren Verschmutzung durch die dort austretenden Cuxhavener Hafen- und Sielabwässer. So 
enthielt z. B. eine am Bollwerk geschöpfte Probe 120 mg P0 4 "'-P/m 3 gegen nur 32 mg einer gleichzeitig im 
freien Flutwasser des Stromes geschöpften Probe. Man kann also mit Recht annehmen, daß die Werte der 
südlichsten Station des Querschnittes durch die Cuxhavener Abwässer verfälscht sind. 
Da die wenigen Querschnittsstationen bei Elbe 1 recht gleichförmige Werte aufweisen, habe ich auf 
deren graphische Darstellung verzichtet und sie nur tabellarisch zusammengestellt: 
Verteilung der Faktoren im Elbe-1 -Querschnitt 
(Mittel aus 3 Einzelschnitten vom 30. 5., 29.6. und 17.8.1937) 
T-K Cl'%o Gelbstoff-K mg Si mg PQ 4 '"-P mgNQ 2 '-N 
Süd . . 
. 130 
17,05 
40 
110 
4,1 
2 
Mitte . . 
. 130 
16,88 
50 
90 
3,8 
2 
Nord . . 
. 120 
16,79 
50 
110 
3,8 
2 
Wie schon oben erwähnt, strömt das eigentliche Elbbrackwasser teils zwischen Gelbsand und Vogel 
sand und weiter durch die Norderelbe, teils über den tieferen, westlichen Groß-Vogelsand nach NW ab und 
erreicht meist nicht den Elbe-l-Querschnitt (siehe Abb. 10), was dort den geringen Nord-Süd-Gegensatz 
bedingt. Die schwache Cl'-Abnahme von Süd nach Nord deutet jedoch darauf hin, daß Station 1 nicht völlig 
außerhalb des Bereidres des nach redrts abgelenkten Elbabflusses liegt. 
Bei den eben diskutierten Querschnitten begegnen wir der Erscheinung, daß ein Wasserkörper- und 
Strömungsgegensatz zwisdien den beiden Fahrwasserseiten besteht, eine Erscheinung, die uns ja schon aus 
der Gegend der Scharhörnkonvergenz und der Mittelgrundkonvergenz vertraut ist (siehe oben). Es läßt 
sich also für die ganze Elbmündung verallgemeinern, daß sich das salzigere und schwerere Flutwasser 
mit seinem Kern an der Südseite des Elbfahrwassers, das brackigere Ebbwasser hingegen an der Nordseite 
befindet. Dieser Zustand hat seine Ursachen in den topographischen Verhältnissen der Außenelbe (Führung 
der Wassermassen durch die Sdrarhörnrinne und durch das Klotzenloch) und vor allem in der nach rechts 
ablenkenden Scheinkraft der Erdrotation. 
VIII. Bemerkungen zum Problem der S e 1 b s t r e i n i g u n g s z o n e . 
Abschließend sei noch einmal näher auf die interessanten Fragen des Selbstreinigungsvorganges in der 
Unterelbe eingegangen. Bei der allgemeinen Auswertung der Ergebnisse sahen wir, daß das im Hamburger 
Hafen je nach seiner iMenge mehr oder minder stark mit Abwässern belastete Oberwasser auf seinem weiteren 
Wege elbabwärts einem, meist bei Schulau maximal entwickelten Selbstreinigungsprozeß unterworfen ist, der 
zum großen Teil auf Oxydation und Mineralisation durch Bakterien beruht. Ein Glied in der Kette dieses 
Abbaues stellt das Nitrit dar, das infolge seiner leichten Analysierbarkeit ein zuverlässiges Kriterium für 
Ausmaß und Ausdehnung der Selbstreinigung ist. Wir sahen weiterhin, daß die Selbstreinigung im Durch 
schnitt (des 2.—4, Quartals) in der Brunshausener Gegend einen plötzlichen Abschluß findet und in das 
saubere, nitritfreie Stromwasser beim Pagensand übergeht. Der hohe Nitritgehalt wird also auf der kurzen 
Strecke von nur wenigen Seemeilen weitgehendst entweder vom Pagensander Phytoplankton direkt bei der 
Assimilation verbraucht oder durch Nitratbakterien weiter oxydiert. Die Nitritabnahme von im Mittel 40 mg 
und mehr pro m 3 auf ca. 5 mg/m 3 erfolgt spontan in kurzer Zeit, die angenähert auf folgende Weise bestimmt 
werden kann: 
In der Pagensander Gegend läuft ein mittlerer Flutstrom von rund 1,5 Knoten und ein mittlerer Ebb 
strom von knapp 2,0 Knoten, somit ein seewärtiger Reststrom von etwa 0,4 bis 0,5 Knoten. Der Abstand 
zwischen den noch hohen Nitritwerten bei Brunshausen und der Nitritzehrung am nördlichen Pagensand 
beträgt höchstens 5 Sm, so daß das nitritreiche Wasser bei Brunshausen {unter Eliminierung der Tide) in 
10 bis 12 Stunden bestimmt am nördlichen Pagensand angelangt ist, wo es meist als sehr nitritarm befunden 
wurde; d. h. der Vorgang der Nitritbeseitigung erfolgt in der kurzen Zeit von höchstens 12 Stunden. — Um 
diese Überlegung experimentell zu erhärten, nahm ich am 22. Juni 1937 einige Liter stark N0 2 '-haltigcn 
Hafenwassers (60 mg/m 3 ) auf und analysierte es ein zweites Mal nach eintägigem Stehen im Freien, wobei
	        
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