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Full text: 59, 1939

Hans Lüneburg: Hydrochemische Untersuchungen in der Elbmündung mittels Elektrokolorimeter 
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2% 0 , dem in den Belten häufig ein solcher von 10%o und mehr gegenübersteht. Es hat dies wohl seinen Grund 
in der besonders bei Ebbe recht starken Aufmischung und vertikalen Verwirbelung in der relativ flachen 
und stromreidren Außenelbe. Im übrigen aber entspricht das Vordringen schweren Nordseewassers am 
Boden der Außenelbe ganz und gar dem keilförmig ausgebildeten Gradientstromkörper des Skagerrakwassers 
am Boden des Kattegatts und der Belte, nur spielt sich in der Elbmündung derselbe Vorgang auf dem 
engen Raum zwischen der Scharhörnkonvergenz südwestlich Elbe 2 und dem westlichen Mittelgrund unter 
halb Elbe 4 ab. In den fladien Gebieten des Mittelgrundes und bei Elbe 4 (mit Tiefen von höchstens 10 m) 
wird der untergetauchte Westwasserkeil in die Höhe gedrückt und dadurch so stark mit dem von oberhalb 
kommenden mesohalinen Wasser aufgemischt, daß von einem vertikalen Unterschied kaum noch die Rede 
sein kann, wie audi aus der Darstellung der Serien bei Elbe 4 erhellt. Immerhin macht sich bei Elbe 4 noch 
eine geringe Steigerung der Süßwasserkomponenten an der Oberfläche geltend, die auf der Zufuhr frischen 
Klotzenlochwassers beruht. — Die Existenz der auf Dichteunterschieden beruhenden Westwasserzunge in 
der Tiefe der Außenelbe wurde mir an sich schon bei der Probeentnahme, besonders bei Elbe 2, bekannt. 
Dort beobachtete ich nämlich bei Hochwasser eine meist etwas westlich des Feuerschiffes liegende südöstlich 
nordwestlich gerichtete scharfe Stromgrenze, die schon öfters erwähnte Scharhörnkonvergenz, die sich höchst 
wahrscheinlich nach Nordwest in die offene See fortsetzt. Im Bereich westlich dieser Konvergenz liegen die 
Fahrwassertonnen bei Stauhodrwasser noch ausgesprochen auf Flut, während man auf dem Feuerschiff östlich 
der Stromgrenze keinen Flutstrom mehr feststellen kann, sondern Stauwasser hat. Beim Herabsenken des 
Wasserschöpfers hängt die Drahtlitze bis zu 5 m Tiefe und mehr senkrecht herunter, um dann bei 10 m 
Tiefe und mehr plötzlich einen starken Winkel stromaufwärts aufzuweisen (schätzungsweise 20°—30°). 
Trotz des herrschenden Stauwassers und bereits überschrittenen Hochwassers setzt also in der Tiefe noch 
ein merkbarer Strom ostwärts, der seinen Impuls durch den Dichteunterschied zwischen dem ausgesüßteren 
Brackwasser bei Neuwerk einerseits und dem Westwasser westlich der Scharhörnkonvergenz andererseits 
erhält. Im Verlaufe meiner Untersuchungen, die sich ja zur Hauptsache nur auf die Oberfläche beschränken 
konnten, war es mir lediglich möglich, die Existenz eines vornehmlich bei Flut und Hochwasser zwischen 
Scharhörn und Neuwerk ausgebildeten Bodenwasserkörpers nachzuweisen; der Zukunft muß die Aufgabe 
überlassen bleiben, zu ermitteln, wie weit das außenelbische Tiefenwasser von Tide, Wind und Wetter und 
den Jahreszeiten abhängt, wie es sich im einzelnen in der Elbmündung verteilt, ob analoge Wasserzungen 
in den übrigen Prielen und Flußmündungen des Wattenmeeres auftreten usw. Alles dies sind Fragen, die 
besonders die stark biologisch orientierte Wattenforschung interessieren mögen. 
Wenn im folgenden der Durchmischungsgrad zwischen Seewasser und Süßwasser in der Elbmündung 
quantitativ bestimmt und diskutiert wird, so geschieht dies einmal, um an Hand der Mischung die Existenz 
der oben aufgestellten Zonen zu erhärten und vor allem, um zu sehen, ob die Gelbstoffabnahme der Auf 
mischung mit Seewasser genau entspricht. Ist dies nicht der Fall, und nimmt der Gelbstoff etwa stärker ab, 
als auf diese Weise berechnet, kann man mit Koagulation durch Ionenzusatz und anschließender Adsorption 
durch die Trübung rechnen, was für die Erkenntnis des kolloid-chemischen Charakters des Gelbstoffes von 
Bedeutung wäre. — Den Berechnungen sind die oben für das gesamte Unterelb- und Elbmündungsgebiet 
bestimmten Cl'-Mittelwerte (2.-4. Quartal) zugrundegelegt. Zur Erfassung der Aufmischung des Elb 
wassers mit Seewasser nützt die Angabe in g Cl'/kg nur wenig; hier führt der Chlorgehalt pro Liter besser 
zum Ziele. Dieser wurde, auf 0° C bezogen, aus den gegebenen g Cl'/kg-Werten mit Hilfe der S 0 -Werte 
(aus den hydrographisdien Tabellen von M. K n u d s e n) berechnet und zusammen mit den folgenden Werte 
reihen in Abb. 24 graphisch dargestellt. Bei der Bestimmung des prozentischen Volumenanteiles des Elbsüß 
wassers im Brackwasser legte ich reines Süßwasser mit 0,0 g CU/1 und Hochseewasser mit 19,8 g CU/1 (dem 
sog. Kopenhagener Normalwasser entsprechend) als die an der Mischung beteiligten Ausgangswasserarten 
zugrunde. Das reine Süßwasser reicht durchschnittlich bis Station 23 (Glückstadt) bei einem mittleren Gelb 
stoffgehalt von 345 K, während das reine Hochseewasser, von dem ich Gelbstoffreiheit annehme, hypothetisch 
ist, da es im Untersuchungsgebiet überhaupt nicht vorkommt. Geht man von diesen beiden Wasserarten aus, 
so lassen sich leicht mit Hilfe der errechneten g CF/l-Werte die für die einzelnen Stationen geltenden prozen 
tischen Süßwasservolumina aufstellen. Weiterhin bestimmte ich die auf Grund der Aufmischung zu er 
wartenden Soll-Gelbstoffwerte (ausgehend von 345 Gelbstoff-K und 100 Vol.% Süßwasser bei Glückstadt) 
und verglich sie mit den mittleren gefundenen Gelbstoffwerten. Der in Abb. 24 dargestellte Süßwasseranteil 
zeigt im Grunde nichts Neues; wie erwartet nimmt er in Richtung elbaufwärts an der oberen Grenze der 
polyhalinen Zone sprungartig zu, um dann am oberen Ende der oligohalinen Zone 100% zu erreichen. — 
Wesentlich aufschlußreicher sind die aus dem Süßwasseranteil resultierenden Gelbstofferscheinungen. Die 
in der Abb. 24 punktiert dargestellte Kurve zeigt den Gelbstoffverlauf an, wie er sich ergibt, wenn der an 
der Obergrenze der oligohalinen Zone vorhandene Gelbstoff der errechneten Verdünnung mit gelbstoffreiem 
Hochseewasser ausgesetzt wird. Die tatsächlichen Gelbstoffwerte liegen nun allgemein um etwa 5—10% 
niedriger, was auf teilweiser Koagulation der kolloiden Huminsäuren der Unterelbe bei Ionenzusatz beruhen 
kann. Der Verlauf dieser Ausflockung ist außerordentlich interessant. Sie setzt an der Störmündung mit 
dem ersten Auftreten von Ionen ein und nimmt in der oligohalinen Zone schnell und bis zur Mitte der meso 
halinen Zone an der Ostemündung weiterhin langsam zu. Besonders in der oligohalinen Zone ist also der 
Vorgang der Ausflockung des Gelbstoffs am intensivsten entwickelt, wie hier ja auch die Trübung am stärksten
	        
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