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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 59. Bd. Nr. 4.
III. Instrumente.
Einige Daten mögen zeigen, wie eng und in instrumenteller Hinsicht schwierig die Verhältnisse auf
einem Fischdampfer sind (Abb. 3, S. 24). Der FD „Ernst Krißler“ z. B. hat eine Länge von 38.82 m, ist
6.89 m breit und 2.79 m tief. Seine Wasserverdrängung beträgt 214 ts. Die große Empfindlichkeit des
Dampfers gegen Seegang wirkt sich in erster Linie auf die Registrierapparate aus.
An Instrumenten wurden dem Beobachter M. Hennings mitgegeben: Barograph, Paulinbarometer,
Meteorograph, Wetteruhr, Aßmann, Schleuderthermometer, Wasserthermometer, Tiefseethermometer, Aitken-
scher Kernzähler, Wiegandscher Siehtmesser und ein bei der Seewarte versuchsweise gebauter Regenmesser
(Abb. 2). Diese Instrumente stellten die gebräuchliche Ausführung des deutschen Beobachtungsneßes zu
Land dar. Auch das in Schweden hcrgestellte Paulin-Aneroidbaromcter kann als bekannt vorausgeseßt wer
den (vgl. Kleinsclnnidt, Handbuch der Meteorologischen Instrumente, Seite 321). Die Wetteruhr (Stäcker
& Olms, Hamburg) ist ein für Bordgebrauch hergestellter Aneroid-Barograph, dessen Schreibfeder nicht auf
einer Trommel, sondern auf einem kreisförmigen, mit Druck- und Zeiteinteilung versehenen Papier-
b 1 a 11 schreibt.
Da zu jener Zeit keine Hygrographen und auch Thermographen bekannt waren, die den starken
mechanischen Beanspruchungen auf einem Fischdampfer im Polarmeer gewachsen waren, stellte die Meteoro
logische Versuchsanstalt der Seewarte mehrere Flugzeug-Meteorographen nach Marvin zur Verfügung, die
statt des vorhandenen 4-Stunden-Uhrwerks mit einem solchen mit 8-Tage-Umlauf versehen wurden. Außer
dem wurde in das Barographeu-Gestänge ein zweiter ungleicharmiger Hebel eingebaut, um den Ausschlag
der Amplitude des Luftdruckes am Boden abzupassen. Da wegen häufiger Beneßung mit Salzwasser und
-staub die Hygrometerhaare ohnehin nicht normal arbeiten würden, wurden die beiden Haarstränge aus
gebaut und der Schreibhebel festgeseßt. Er lieferte somit auf jedem Registrierblatt eine Basislinie zur Aus
messung der Luftdruck- und Temperaturkurve. Das Flügelradanemometer wurde entfernt. Ganz besondere
Sorgfalt wurde vom Beobachter auf den Meteorographen verwandt, mit dem man auf See bisher keine Er
fahrung hatte. M. Hennings brachte den Meteorographen anfangs am Vordermast in etwa 10 m Höhe oder
am Vorderstag an 1 ). Aber die Registrierungnen litten hier sehr unter den Erschütterungen, die beim Ein
holen des Fischneßes auftraten. Bei achterlichem Wind war der Apparat häufig dem Schornsteinrauch aus-
geseßt. Auch war bei großer Kälte ein Einholen des Apparates wegen Vereisung der Leinen nicht möglich.
Die spätere Anbringung am Geländer des Peildecks oder auch im Peilralnnen selbst mit Gummischnuren
wies alle diese Nachteile nicht auf (Bild 11).
Bekanntlich ist das Bimetallthermometer des „Marvin“ (ebenso das hier nicht verwendete Haarhygro-
meter und Anemometer) in einem in Gebrauchsstellung horizontalen, beiderseits offenen Rohr eingebaut,
das zugleich Strahlungssehuß und „Kiel“ des ganzen Instrumentes darstellt. Troß der hohen Aufhängung an
Bord drängen mehrfach große Wassermengen durch dieses Rohr in das Gerät ein, deren Ablauf der Beob
achter durch besondere, von ihm angebrachte Ablauflöcher sicherte. Um das Verderben der Aufzeichnungen
zu verlündern, wurden von der Meteorologischen Versuchsanstalt mehrere Vcrsehlußklappcn angefertigt,
nachdem eine an Bord behelfsmäßig hergestellte Haube in Art eines Labyrinth-Verschlusses zwar gegen
Eindringen von Wasser schüßte, aber, wie Versuche im Windkanal der Meteorologischen Versuchsanstalt
ergaben, die Belüftung des Thermometers allzusehr herabseßte. Eine Verschlußkappe mit zwei übereinander-
greifenden Halbscheiben (Abb. 1) wurde später als beste Lösung beibelialten. Allerdings wurde bei starkem
Schneefall die Öffnung häufig durch Schnee verklebt, so daß keine Belüftung des Thermometers stattfand.
*) Daß besondere Sorgfalt auf die Anbringung des im Freien untergebrachten Meteorographen aufzuwenden ist,
beweist auch ein Vorfall, den der Herausgeber (H.) auf dem kleinen Robbenfangschiff „Sachsen“ hatte. Hier wurde der
Apparat durch Brecher aus dem Want geschlagen, wo er in 7 m Höhe angebracht war.