M. Hennings: Wetterbeobachtungen im 2. Internationalen Polarjahr 1932/33 auf deutschen Fischdampfern.
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Steigerung der Zuverlässigkeit der Vorhersagen selbst erschien unmöglich, falls nicht neue, besonders den
örtlichen Beeinflussungen weniger ausgeseßte Beobaehtungsstationen gewonnen werden konnten. Das anzu
strebende Ziel, von den Fischdampfern seihst von den Anmarschwegen und aus den Fanggebieten regelmäßig
drahtlose Wettermeldungen zu erhalten, ließ sich damals noch nicht durchführen. Als vorbereitende Maß
nahme wurde jedoch begonnen, an Hand eines Tagebuchs regelmäßige Wetterbeobachtungen an Bord an
zustellen.
Da im März 1931 eine Studienfahrt des Wetterdienst-Angestellten der Seewarte cancl. rer. nat.
E. Prager auf FD „Wiesbaden“ nach Island ergeben hatte, daß eine Abgabe von drahtlosen Wettermel
dungen von Fischdampfern jeßt möglich war, führte die Deutsche Seewarte Verhandlungen mit der Reederei
„Nordsee“-Nordenham (Dr. Ruhr) mit dem Ziel, die Abgabe solcher Wettermeldungen allgemein durch
führen zu lassen. Seitens der Reederei wurde diese Zusammenarbeit sehr begrüßt und weitgehende Unter
stützung zugesichert. Weitere Versuchsfahrten, so die Teilnahme des stud. rer. nat. Malte Hennings an
Fangreisen nach der Nordsee, Island und der Barentssee (1930 und 1931), die Erprobungsfahrt des Kor
vettenkapitäns a. D. Stoss im Februar 1932 auf FD „Konsul Dutters“ und eine zweite Reise des Wetter
dienst-Angestellten cand. rer. nat. E. Prager im April 1932 nach der Barentssee dienten der Erprobung der
instrumentellen Ausrüstung und der technischen Durchführung des Wettermeldedienstes. Da diese Versuche
günstig ausfielen, konnte in einer Sitzung am 12. Mai 1932 auf der Deutschen Seewarte, bei der die Herren
Dr. Kuhr von „Nordsee“-Nordenham, von Horn von der „Nordsee“«Cuxhaven und J a n s s e n vom
Dampfseefischereiverein Unterweser anwesend waren, die allgemeine Einführung des Wettermeldedienstes
auf Fischdampfern beschlossen werden. Ein besonderes meteorologisches Tagebuch für Fischdampfer wurde
geschaffen, das sich auf den Internationalen (Kopenhagcner) Wetterschlüssel (erste vier Gruppen) aufbaut.
Neu herausgegeben wurde eine gedruckte Anweisung mit der Schlüsseltafel, und es wurden 40 Schleuder
thermometer beschafft.
Inspektor Stoss der „Nordsee“-Reederei Nordenham erprobte nochmals auf einer Fangreise nach der
Nordsee mit FD „Hans Wriedt“, der jeßigen „Württemberg“, das neue Tagebuch und die übrigen Geräte.
Der eigentliche Wettermeldedienst begann dann im September/Oktober 1932, nachdem die Seewarte vorher
in Wesermünde und Cuxhaven mit den Reedern, Kapitänen, Steuerleuten und Funkern der Fischdampfer
nochmalige Besprechungen gehabt hatte. Die allgemeine Einführung des Wettermeldedienstes ging dann rasch
vonstatten, wobei sich der stud. rer. nat. M. Hennings dadurch Verdienste erwarb, daß er neben seiner
eigenen, im folgenden dargestellten Beobachtungstätigkeit durch seine Anwesenheit auf zahlreichen Fisch
dampfern im Jahre 1932/1933 für den Wetterdienst werbend und belehrend wirkte.
Herr M. Hennings hatte sich die Aufgabe gestellt, im Rahmen des Internationalen Palorjahres im
hohen Norden meteorologische und hydrographische Beobachtungen systematisch anzustellen und zu sammeln.
Dies war um so mehr zu begrüßen, als es der Deutschen Kommission für das 2. Internationale Polarjahr
1932/33 (D. P. K.) infolge der Wirtschaftskrise nicht möglich gewesen war, eine wissenschaftliche Über
winterungsstation im Polargebiet zu errichten.
Die weitere Entwicklung des Wettermeldedienstes der deutschen Fischdampfer zeigt folgende Übersicht:
Jahressummen der Wettermeldungen:
1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938
1481 2928 2290 1993 1816 953 3879
Mittlere Zahl der meldenden Fischdampfer:
1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938
— — 10 8 6 4 17
Mit dem Vorliegen einer hinreichenden Zahl von täglichen Wettermeldungen von den Fischdampfern aus
den von der regelmäßigen Handelsschiffahrt nicht oder nur wenig befahrenen Seeräumen war es der Deut
schen Seewarte möglich, die Wetterberatung der Hochseefischerei durch den „Hochseerundfunk“ in der
gewünschten und erforderlichen Weise auszubauen.