Skip to main content

Full text: 58, 1938

Dr. Heinz Wichmann: Über die Bedeutung des Blitjes im elektrischen Mechanismus des Gewitters. 
11 
Einzelentladung identisch ist. Es handelt sich aber hier wahrscheinlich nicht um eine wirkliche Hemmung 
der Aufladung; denn die wirksamen Kräfte des Aufladungsvorganges sind weiterhin tätig, nur setjen hier 
die entgegengesetzt wirkenden Einzelentladungen ein, die ein weiteres Steigen der Potentialdifferenz nicht 
zulassen. 
Eine Bli^entladung erfolgt also somit im wesentlichen als „Kippschwingung“ mit nicht konstanter Perioden 
dauer, wobei die Änderung der Frequenz derselben in der Hauptsache durch die wechselnde Ionisation des 
Blitjkanals verursacht wird. 
Nach der letzten Einzelentladung bewirkt dann das Nachlassen der Aufladungskräfte, gefördert durch 
ein starkes Nachströmen von Elektrizität in der Bahnlinie des Blitjes, das langsame Zurückgehen der Re 
gistrierung bis zur Null-Linie, die durch den jeweilig wirksamen Potentialgradienten bestimmt ist. 
Es besteht nun durchaus die Möglichkeit, daß ein solcher Aufladungsvorgang eingeleitet wird, ohne daß 
die zu einer Entladung notwendige Potentialdifferenz erreicht wird. 
In Abb. 6 ist die Registrierung eines solchen Vorganges dargestellt. Sie wurde während des Gewitters C 
erhalten, und zwar etwa eine halbe Sekunde, nachdem ein starker, doppelästiger Blitj in etwa 3 km Ent 
fernung niedergegangen war, wie sich aus dem zeitlichen Unterschied zwischen Bliß und Donner ergeben 
hatte. Da sich die Null-Linie, wie schon betont, bei der Registrierung a nach dem jeweils wirksamen Feld 
einstellt, mußte nach jedem Blitj ein Blick auf die Registrierapparatur geworfen werden, um bei einer zu 
starken Verschiebung der Null-Linie innerhalb des Meßbereiches, durch rasche Korrektion der Gitter 
vorspannung der Röhre I, ein Verzerren der nächsten Blitjregistrierung zu vermeiden. Da nun, wie schon 
gesagt, die zu besprechende Registrierung etwa eine halbe Sekunde nach einem beobachteten Blitj erhalten 
wurde, war in diesem Augenblick der Himmel leider unbeobachtet. Die Registrierung C. 327 w'eicht aber 
von denen beobachteter Blitje derartig ah, daß es sich nur um einen, von einem gewöhnlichen Büß unter 
schiedlichen Vorgang handeln kann. 
Die Abb. 7 zeigt in der frequenzabhängigen Teilregistrierung (c) einen Vorgang, der zu einer Entladung 
führt. Der Ausschlag 0 stellt hier nach den Erörterungen des Abschnitts C I den Einsatj des Aufladungsvor 
ganges dar, der entgegengesetzte, mit 1 bezeidhnete, die erste Einzelentladung. 
Betrachten wir nach dieser Feststellung die Registrierung C. 327, Abb. 6, und zwar zuerst die Teil 
registrierung c. Der Ausschlag 0 ist wie immer vorhanden, aber anstatt daß jetjt die erste Teilentladung 
einsetjt, geht die Registrierung langsam in die Null-Lage zurück, zeigt also damit an, daß keine Blitjentladung 
erfolgt ist. Auch in weiterem Verlauf zeigen sich keinerlei schnelle Änderungen, die auf Einzelentladungen 
schließen lassen. Die Teilregistrierung a, die uns den Verlauf richtig wiedergibt, zeigt nur einen Auf 
ladungsvorgang, der zuerst rasch einsetjt, dann plötzlich fast in die Waagerechte übergeht, in der mit 
dem Pfeil bezeichneten Gegend sein Maximum erreicht und dann langsam abebbt. Daß es sich in diesem Fall 
nur um den Vorgang handeln kann, der sonst zu einem Blitj führt, hier aber aus irgendeinem Grunde nicht 
zur Entwicklung gekommen ist, erscheint meines Erachtens die einzig mögliche Erklärung dieser Registrie 
rung. Einschränkend mag hinzugefügt werden, und es besteht sogar eine große Wahrscheinlichkeit hierfür, 
daß es sich möglicherweise um einen sogenannten Flächcnblitj gehandelt hat, eine selten zu beobachtende 
Erscheinung, bei der unter schwachem Aufleuchten eines Teils der Gewitterwolke über einem großen Gebiet 
Ladungsausgleich stattfindet, ohne daß dabei ein Donner hörbar wird. Betrachten wir also unter diesem 
Gesichtspunkt die Teilregistrierung a, so würde der schnelle Übergang der Registrierung nahezu in die Waage 
rechte durch das Einsetjen eines starken, flächenhaften Strömens von Elektrizität hervorgerufen worden sein. 
Bis zu der mit dem Pfeil bezeichneten Gegend hat dann die Aufladung der Wolke noch das Übergewicht, 
bis schließlich der Gleichgewichtszustand des Feldes wiederhergestellt ist. Für den Fall eines Flächenblitjes 
kommt dann natürlich die Aufladung der Wolke in der Registrierung besonders gut zur Geltung, weil keine 
Störung derselben durch einsetjende Einzelentladungen eintritt. 
Es sei noch erwähnt, daß der Verfasser in den Original-Registrierungen von H. Heinze Ausschläge von 
der Art C. 327 c festgestellt hat, die dort nicht, wie die übrigen mit einem Blitj zusammenhängenden Re 
gistrierungen von Heinze, mit einer fortlaufenden Nummer bezeichnet, sondern als nicht auswertbar über 
gangen oder mit einem Fragezeichen versehen waren. 
Da Heinze nur frequenzabhängige Registrierungen c hatte, konnte er natürlich in diesem Fall auch zu 
keiner brauchbaren Erklärung kommen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.