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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. —• 58. Bd. Nr. 8.
alle Rotintensitäten um 19 % vergrößert (7) 1 ). Die Stationen verwenden alle Michelson-Marten-Aktinometer,
mit Ausnahme des Taunus-Observatoriums, an dem mit einem Linke-Aktinometer gearbeitet wird.
Die einzelnen Beobachtungswerte wurden für jeden Monat eines jeden Jahres in Sonnenhöhengruppen
von 5° zu 5° zusammengefaßt und gemittelt, wonach die Reduktion auf mittlere Sonnenentfernung erfolgte.
Die sich hieran anschließende graphische Glättung der Werte wurde so gehandhabt, daß die Mittelkurve
stets in dem Nullpunkt des Koordinatensystems begann, wo die Intensität Null bei der Sonnenhöhe Null
war. Gegen dieses vereinfachende Verfahren kann man theoretisch Bedenken hegen, die sich darauf stufen,
daß die Sonnenhöhenangaben sich astronomisch immer auf den scheinbaren Sonnenmittelpunkt beziehen
(Beachtung der Refraktion!). Das bedeutet, daß bei der Sonnenhöhe 0° der Sonnenscheibenmittelpunkt in
der Horizontebene des Beobachters, der obere Sonnenrand aber schon ein meßbares Stück darüber ist. Dieser
sicher kleine Fehler wird aber reichlich dadurch wettgemacht, daß die Ausgleichung dank dem so erhaltenen
„Nullpunkt“ wesentlich einheitlicher erfolgen kann und man somit eher in der Lage ist, fehlende Werte
zu ergänzen. Dazu ist noch zu erwähnen, daß die meisten Autoren ihren Zeichnungen einen solchen „Null
punkt“ zugrunde legen. Die graphische Ausgleichung erfolgte stets so, daß nach Möglichkeit die bekannte
Mittagsdepression ausgeglättet wurde, was durchweg zwanglos erfolgen konnte. Alle den Tabellen entnomme
nen Intensitätsangaben wurden auf 0,01 cal abgerundet. Unsicher erscheinenden oder weit herausfallenden
Werten wurden — soweit überhaupt benutzt —- nur wenig Gewicht beigelegt.
Im folgenden soll nun zunächst versucht werden, ein Bild von dem allgemeinen atmosphärischen Rein
heitsgrad der Jahre 1930 bis 1935 zu entwerfen. Diese Betrachtungen werden gelegentlich auch auf die Jahre
1936 und 1937 ausgedehnt werden, soweit es hier von Vorteil zu sein scheint.
II. Gesamt-Strahlung.
Für die Beurteilung des atmosphärischen Reinheitsgrades werden im folgenden der Transmissions
koeffizient und der Trübungsfaktor nach F. Linke (8) verwandt. Zum Vergleich und zur Erweiterung soll
ferner auch einmal der Versuch gemacht werden, durch die systematische Benutjung der monatlichen Höchst
werte der Sonnenstrahlung ein Bild von den Trübungsverhältnissen der Atmosphäre zu entwerfen. Im all
gemeinen wird hier aber dem Transmissionskoeffizienten Q deshalb der Vorzug gegeben, weil gegen den
Trübungsfaktor T Einwände erhoben werden können. Das gilt besonders dann, wenn es sich um die Rot
strahlung handelt, während andererseits hei der kurzwelligen Strahlung der Trübungsfaktor ein gut charak
terisierendes Maß darstellt. Im einzelnen aber darauf hier einzugehen, würde über den Rahmen dieser
allgemeineren, rein klimatologischen Arbeit hinaus gehen, zudem sind die Verhältnisse dem Leser wohl vor
wiegend bekannt. Es wird daher nur auf einige diesbezügliche Arbeiten von W. Marten (9), 0. Hölper (10,
11), W. Milch (12), K. Feussner und P. Dubois (13), W. Hartmann (14) u. a. hingewiesen. Allerdings ist
neuerdings durch die Einführung des Trübungsdiagrammes eine bedeutsame Änderung der Sachlage ein
getreten, jedoch erschien diese Arbeit von A. Schneider (15) erst, als diese Untersuchungen bereits begonnen
waren, so daß das Diagramm leider nicht mehr berücksichtigt werden konnte.
Zum andern muß aber auch daran erinnert werden, daß der Transmissionskoeffizient keineswegs ein
ideales und in jeder Weise zuverlässiges Trübungsmaß ist, sondern auch viele schwache Stellen hat, wo eine
scharfe Kritik angreifen kann und muß. Er wird bekanntlich aus dem Lambert-Bouguerschen Gesetj er
halten, das aber streng genommen nur für monochromatisches Licht gültig ist. Verallgemeinert man es aber
auf die Gesamtstrahlung, wie es der Einfachheit halber meist getan wird, so hat das zur Folge, daß Q zu
groß wird oder die extraterrestrischen Intensitäten der Strahlung zu klein werden (16). Wesentlich günstiger
liegen die Verhältnisse, wenn man sich auf die Rotstrahlung beschränkt, einen Spektralbereich, in dem
gerade der Trübungsfaktor einen starken „virtuellen Gang“ (13, 15) hat. Was nun aber die Möglichkeit
*) Aus einer Fußnote in der Januar-Tabelle 1933 ergibt sich, daß das Taunus-Observatorium erst von Januar 1933 das
einheitliche Rotfilter benutzte. Da über das vorherige nichts gesagt wurde, habe ich hier ebenfalls 19 % zugeschlagen, was
nach der Einleitung zu 1931 auch berechtigt ist.