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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 6
gemeinen ist diese Zuordnung jedoch nur ganz roh und in vielen Fällen nicht erfüllt. Das horizontale Dichtefeld
zeigt charakteristische Abweichungen gegenüber dem isobaren. Diese Abweichungen im Verlauf sind immer an
den Fronten zu finden. Die weitaus meisten Karten zeigen jedenfalls eine außerordentlich gute Zusammengehörig
keit von Fronten und Isosteren, während die Übereinstimmung zwischen Frontverlauf und relativer Topographie
bei weitem nicht so gut ist. Die in der Bodenwetterkarte zu erkennenden Fronten schmiegen sich also in erster
Linie den Isosteren des horizontalen Dichtefeldes an. — Solange die Zyklone noch einen Warmsektor besitzt, liegt
die geringste Dichte über dessen Gebiet oder erstreckt sich zum mindesten als Ausläufer in der Richtung des Warm
sektors. Sobald dieser okkludiert ist, verläuft die Okklusionsfront im Gebiet relativ geringster Dichte. Es wurde
nur ein Ausnahmefall gefunden (Karte Nr. 36). Hier liegt die Okklusionsfront wohl den Isosteren parallel, aber
nicht im Gebiet geringster Dichte.
Diese Tatsache, daß die horizontal leichten Luftmassen immer an bzw. über den Fronten gefunden werden,
zeigt jedenfalls neben anderen Erscheinungen, daß hier vorzugsweise große zusammenhängende Vertikalbewegun
gen im Bereich der Zyklone auftreten werden. Dabei wird die in der Bodenwetterkarte erscheinende Front nicht
das Primäre sein, sondern die horizontale Dichteverteilung. Infolge der aufwärts gerichteten Vertikalbewegungen
in den relativ leichten Massen treten in den unteren Atmosphärenschichten aus Kontinuitätsgründen konvergente
Strömungen auf. Die Reibung der Luft am Erdboden sorgt dann dafür, daß nur in unmittelbarer Bodennähe die
als Front bezeichnete Diskontinuität entsteht. Vergleiche hierzu die Arbeit von P. Raethjen über „Fronten
und Grenzflächen in Theorie und Erfahrung“ (6). Ebenso R. Scherhag (7).
Die relative Topographie zeigt einen im Mittel von Süden nach Norden gerichteten Gradienten. Im Norden
liegt die isobare Kaltluft und im Süden die isobare Warmluft. Die isobare Dichte nimmt also im Mittel von Süden
nach Norden zu. Man kann nun ebenso in bezug auf das horizontale Dichtefeld solch ein in großen Zügen süd
nördlich gerichtetes großräumiges Dichtefeld erkennen. Dieses großräumige Dichtefeld erleidet unter dem Einfluß
von Zyklonen eine Deformation, wie sie auf Karte 16 typisch ausgeprägt ist. Die Isosteren des horizontalen
Dichtefeldes bilden hier wellenförmige Ausbiegungen in meridionaler Richtung. Immer dort nun, w'o die geringe
Dichte zungenförmig nach Norden ausgreift, liegen die Tiefdruckgebiete. Über den Zyklonen also, die vom Ozean
kommend das Festland meistens in einem schon stark verwirbelten Stadium erreichen, liegt ganz allgemein immer
ein Gebiet relativ geringer Dichte. Hieraus kann man folgern, daß über einem sehr häufig von Zyklonen durch
zogenen Raum im Mittel eine geringe horizontale Dichte herrschen wird. Diese Annahme findet man bestätigt in
einem Dichtefeld, welches nach den mittleren Topographien für die Monate Januar bis August des Polarjahres 1933
gezeichnet wurde. Karte Nr. 60 (nach M o 11 w o (8) ). Hier zeichnet sich deutlich das zyklonenreiche West- und
Nordwesteuropa durch eine vergleichsweise geringe Dichte, bzw. einen geringen Dichtegradienten aus. Auf dieser
Karte, welche allerdings nur die Mittelwerte von 8 Monaten enthält, sieht man gleichzeitig, daß der Betrag des
mittleren horizontalen Dichtegradienten um mehr als die Hälfte geringer ist als der des mittleren isobaren Dichte
gradienten. Die horizontalen Dichteunterschiede in ganz Mittel- und Nordeuropa betragen nur etwa 10 g/m 3 .
b) Horizontales Dichtefeld und Bodendruckfeld.
In der Übersicht auf S. 18/19 ist die Entwicklung der zu den einzelnen Dichtefeldern gehörigen Zyklonen kurz
angedeutet. U. a. ist in der Spalte 6 die Lage des Dichtefeldes zum Bodendruckfeld schematisch durch Symbole
gekennzeichnet. Am Anfang dieses Abschnitts S. 14 wurde bereits mitgeteilt, daß hiernach die Karten der Gruppe I
geordnet wurden. Bei Anwendung dieses Ordnungsprinzips erkennt man nämlich einen deutlichen Zusammenhang
zwischen den Spalten 4 und 5 und der Spalte 6 der Übersicht (S. 18/19), also zwischen der Druckänderung im Zy
klonenkern und der Lage des Dichtefeldes. (Bei den Druckänderungen Ap v und Ap x handelt es sich, soweit nicht
anders bemerkt, um 24stündige Druckänderungen, jeweils zum 8h Termin.) Dieser Zusammenhang ist derart, daß
bei den Westdriftzyklonen, welche den Höhepunkt ihrer Entwicklung — den tiefsten Kerndruck — erreicht haben,
welche sich also in der Folgezeit auffüllen, die relativ geringste Dichte über dem Kern liegt (Q oder A,). Bei
Zyklonen dagegen, welche sich weiter vertiefen, liegt die geringste Dichte im Bereich der Zyklone außerhalb des
Kerns oder ^ ).
Dieser Zusammenhang wird noch klarer in der folgenden Tabelle, in der alle Westdriftzyklonen mit Aus
nahme der Gruppe I, 5 (S. 14) zusammengefaßt sind.
o
A
ö
A
Zahl der sich auffiil 1 enden Zyklonen
18
10
—
—
Zahl der sich vertiefenden Zyklonen
—
2
5
6