34
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte usw\ — 58. Band, Nr. 5
Zahlentafel 35.
Ort
Datum
mm / Min.
Dauer des
Regens
in Min.
Ort
Datum
mm / Min.
Dauer des
Regens
in Min.
Horta
14. XII. 1909
1.64
7
Ponta Delgada .
29. XII. 1901
1.83
9
28. VIII. 1911
1.92
15
10. V. 1902
1.61
13
19. IX. 1912
2.00
8
4. XI. 1910
1.50
6
8. I. 1913
1.66
3
23. VIII. 1915
1.86
7
28. II. 1915
2.50
2
27. VIII. 1919
1.54
7
16. XII. 1920
1.82
8
Flores
12. IX. 1924
2.50
10
31. X. 1921
1.72
5
6. Sichtverhältnisse.
Ein für die Schiffahrt und Luftfahrt gleich bedeutungsvoller Faktor sind die Dunst- und Nebel Verhältnisse.
Die hohe spezifische Feuchte der Meeresluft und ihr Reichtum an Salzkristallstäubchen begünstigen die Dunst
bildung über See. Am Rande von Inseln kommt dann noch die Anreicherung von Staub und von Kondensations
kernen dazu. Auf diese Weise wird bewirkt, daß von See her die Inseln häufig in Dunst gehüllt erscheinen. Für
die Luftfahrt bedeutet diese Dunstbildung eine Erschwerung der Ortung und eine Gefährdung bei dem Landevor
gang, denn man kann in solchen Fällen oft den Abstand vom Wasser nicht mehr erkennen. Besonders begünstigt wird
diese Dunstbildung im Bereiche der Inseln bei starkem Seegang oder bei Brandung. Von den Schaumkämmen wer
den dauernd Kondensationskerne in die Luft abgeschleudert. Durch Turbulenz, die besonders beim thermischen
Austausch zwischen See und Land sehr begünstigt ist, werden diese Teilchen überallhin verbreitet.
H. Seilkopf hat einer Arbeit über Seegang und Brandung vom Luftfahrzeug aus in den „Ann. d. Hydr. u.
marit. Met.“ (1927, Tafel 33, Bild 3) ein sehr charakteristisches Lichtbild der Insel San Miguel von See aus bei
gegeben, auf welchem die der Insel vorgelagerte Dunstschicht scharf hervortritt.
Ein Versuch, auf Grund der Angaben über Nebeltage in den jährlichen Veröffentlichungen von den Azoren
(8) eine Nebelstatistik aufzustellen, erwies sich als unmöglich. Die Zahl der Tage je Jahr mit Nebel wies folgende
Schwankungen auf: Ponta Delgada 0—189 Tage, Angra 0-—122 Tage, Horta 1—112 Tage. In diesen Zahlen zeigt
sich einerseits, daß die Häufigkeit einer geschätzten Größe erheblich vom persönlichen Urteil des Beobachters ab
hängt und andererseits, daß für die Beobachtung des Nebels, der alle möglichen Abstufungen zeigt, keine wohl defi
nierte Beobachtungsmethode Vorgelegen hatte. So sind beispielsweise nach Hurd (14) in den Jahren 1910—1919 die
Tage mit Hochnebel, wenn ganz niedere Stratusschichten, die sich an den Berghängen der Insel festsetzten, über den
Beobachtungsorten hängen, als Nebeltage gewertet worden. Brauchbare Werte treten erst seit der Einführung des
Kopenhagener Wetterschlüssels im Jahre 1930 auf durch genaue Angabe der Sichtweite. Alle Observatorien auf den
Azoren sind seit dieser Zeit mit Karten der Sichtmarken ausgerüstet, nach denen die Sichtweiten einheitlich bestimmt
werden und es wird nur dann Nebel angegeben, wenn die Sicht an der Station 4 oder weniger ist. Leider wird durch
eine Statistik der Sichtverhältnisse an Land der Nebel auf See nicht erfaßt, und es bleibt die Frage offen, wie oft die
Inseln von einer Nebel- oder Dunstwand auf See in größerer oder geringerer Entfernung von der Beobachtungsstelle
blockiert werden, denn Wolkenstau im Luv ist mit Sichttrübungen verbunden. Allgemein kann man aber sagen, daß
die Nebelverhältnisse im Azorenbereich weit weniger eine Erschwerung der Luft- und Seefahrt darstellen, als beispiels
weise in den atlantischen Küstengebieten. Es ist nämlich einerseits nur selten, daß der Nebel im Azorenbereich den
ganzen Tag über anhält, und andererseits tritt der Nebel in den meisten Fällen nicht als ganz geschlossene Decke
auf, sondern in Form von Nebelwalzen und Nebelfeldern, die von nebelfreien Zwischengebieten mit sehr guter Sicht
unterbrochen werden. Nach Georgii und Seilkopf (15) gehören diese Nebel auskeilenden Kaltluftmassen an und
deuten darauf hin, daß sich Kälteeinbrüche anscheinend häufig gerade in der Breite der Azoren bei ihrem Unter
tauchen unter das Passatgebiet totlaufen. Diese Nebelfelder haben das Aussehen von Stratocumulus-Rolkn, die auf
die See herabgezogen sind. Nach Angabe von Herrn Colonel Agostinho, Direktor des meteorologischen Dienstes
auf den Azoren, sind diese Nebelfelder in den meisten Fällen die einzig anhaltenden Nebel, die auf den Azoren
eine Rolle spielen. Häufig treten sie im Juni auf und sind auf den Inseln bekannt als die „brouillards de Saint
Jean“, weil sie vorwiegend um den 24. Juni herum sich einstellen. Winternebel sind von kurzer Dauer.