Alfred Lohr: Beiträge zur Flugmeteorologie der Azoren
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II. Gang' der meteorologischen Elemente.
1. Luftdruck.
a) Der jährliche Gang des Luftdruckes.
Der Gang des Luftdruckes auf den Azoren zeigt den ausgesprochen ozeanischen Typus mittlerer Breiten
mit dem Maximum im Sommer und dem Minimum im Spätherbst. Letzterem folgt ein Wiederanstieg des Druckes
zu einem schwach ausgebildeten sekundären Maximum im Januar.
In nachfolgender Zahlenreihe 4 ist der Jahresgang des Luftdruckes von Ponta Delgada aus dem 50jährigen
Zeitraum 1874-—1923 zusammengestellt.
Zahlenreihe 4.
jährlicher Gang des Luftdruckes in Ponta Delgada. 50jähriges Mittel.
I
II
III
IV
V
VI
VII
Vili
IX
X
XI
XU
mm 700 +
66.0
65.0
65.2
65.4
65.7
67.5
68.3
66.7
65.8
64.0
64.6
65.7
mb 1000 +
21.2
19.9
20.2
20.5
20.9
23.3
24.3
22.2
21.0
¡8.6
19.4
20.9
Die Zahlenreihe ist einer statistischen Untersuchung von F. Baur (5) entnommen. Bei der Lage der Azoren
am Rande des subtropischen Hochdruckrückens kann Luftdruckanstieg auf den Inseln sowohl durch eine Ver
stärkung der Intensität des Hochdruckes als auch durch die jahreszeitliche Verschiebung desselben bedingt sein.
Im Hochsommer wirken beide Umstände zusammen und führen zum Juli-Maximum des Druckes. Der Jahresgang
des Luftdruckes auf dem Atlantischen Ozean spiegelt das wechselvolle Spiel zwischen den beiden Aktionszentren,
der isländischen Depression und dem subtropischen Hochdruckrücken, wider, das in übersichtlicher Weise von
Defant (2) dargestellt ist. Seine Untersuchungen über die Luftdruckverteilung auf dem Nordatlantischen Ozean
sind der nachfolgenden Erläuterung des Luftdruckganges von Ponta Delgada zugrundegelegt.
Vom Januar zum Februar ist Druckabnahme im Bereiche des subtropischen Hochdruckgürtels vorhanden.
Die Änderung des Druckes längs des Atlantischen Ozeans (10°—65° w. L.) beträgt nach Defant (a. a. 0., S. 461)
vom Januar zum Februar:
Breite
20«
25«
30«
35»
40«
45»
50»
55»
60»
mm
00
— 0.1
— 0.5
— 1.2
- 1.8
— 1.7
- 0.7
+ 0.5
+ 1.9
mb
00
— 0.1
— 0.7
— 1.6
-2.4
-2.3
— 0.9
+ 0.7
+ 2.5
Die Abschwächung des Druckgradienten in Nord—Süd-Richtung ist wohl in erster Linie durch die Abnahme
des Temperaturunterschiedes zwischen niederen und höheren Breiten bedingt, da im Februar in den niederen Breiten
das Minimum der Temperatur eintritt. Im März setzt die Erwärmung der unteren Schichten ein. Die niederen
Breiten erwärmen sich dabei mehr als die höheren, ebenso die unteren Schichten über dem Festlande mehr als die
über den Ozeanen. Dem nördlichen Teil des Ozeans wird dadurch in der Höhe Luft von zwei Seiten zugeführt und
damit Druckzunahme hervorgerufen. Diese mit der Jahreszeit fortschreitende gleichmäßige Druckzunahme auf
thermodynamischer Grundlage setzt sich im Bereich des Azorenmaximums bis Mai fort, sie zeigt sich im Luft
druckgang von Ponta Delgada und auch in der folgenden Übersicht der mittleren Druckänderung im Gebiete des
Atlantischen Ozeans (10°—65° w. L.) vom Februar zum Mai nach Defant (a. a. 0.), S. 464).
Breite
20»
25»
30»
35»
40»
45»
50»
55»
60»
mm
-0.5
— 0.3
+ 0.2
+ 1.0
+ 1.8
+ 2.8
+ 3.8
+ 4.8
+ 6.7
mb
-0.7
— 0.4
+ 0.3
+ 1.3
+ 2.4
+ 3.7
+ 5.1
+ 6.4
+ 8.9
Vom Mai ab nimmt der Luftdruckgang auf den Azoren sprunghaft zum Juli-Maximum zu infolge weiterer
Verstärkung des subtropischen Hochdruckes (vgl. Zahlenreihe 1), der sich gleichzeitig nach Osten hin ausdehnt.
Mit Juli beginnt dann der Abfall des Druckes, da das Islandtief sich weiter ausbildet und das subtropische Hoch
nach Norden hin an Ausdehnung einbüßt. Vom August zum September ist das gleiche zu beobachten. Dazu kommt,