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Full text: 58, 1938

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte usw. — 58. Band, Nr. 5 
Nicht weniger interessant wie das abgeschlossene geologische Geschehen ist das sich abspielende Wetter 
geschehen im Bereiche dieser Inselgruppe. — Im Azorenbereich ist die Witterung so veränderlich, wie nur an 
wenigen Stellen der Erde. Es kommen Wintermonate vor, die einen durchaus sommerlichen Charakter tragen und 
dagegen im Sommer oft Wochen, die sich durch stürmisches Regenwetter auszeichnen, je nachdem das nord 
atlantische Hochdruckgebiet die Inselgruppe bedeckt oder die über den Ozean ostwärts ziehenden Depressionen 
das Azorengebiet beherrschen. Dazu kommt, daß der Inselblock als steil aus dem Meere hochragendes Hindernis 
die atmosphärische Strömung im weiten Umkreis beeinflußt, so daß man von einem durch das Gelände bedingten 
Gang der meteorologischen Elemente sprechen kann, der dieser Inselgruppe eigen ist. 
Die während des ganzen Jahres bestehende, große Veränderlichkeit des Witterungscharakters auf den Azoren 
ist bedingt durch das Aufeindertreffen von Luftmassen verschiedener Herkunft im Bereiche des mittleren Nordatlan 
tischen Ozeans im Gefolge der wechselnden Luftdruckverteilung. Dieses wechselvolle Spiel des W itterungscharak- 
ters erschwert eine jahreszeitliche Einteilung im Gang der meteorologischen Elemente auf den atlantischen Inseln; 
man muß sich auf eine Unterscheidung des Sommer- und Winterhalbjahres beschränken. Aber auch für diese grobe 
Einteilung ist es nicht immer leicht, die eindeutige Abgrenzung vor allem für den Übergang Winter—Sommer 
zu finden, denn das subtropische Hochdruckgebiet, dessen Lage zu den Azoren ausschlaggebend ist für die Witte 
rung der Inseln, ist nicht eine Eigentümlichkeit der Sommermonate, sondern es ist auch im Winter gut ausgebildet. 
Es ändert aber häufig seine Lage zu den Azoren. Am westlichsten liegt der Kernpunkt im Juni, am östlichsten im 
Januar. Im August hat er seine nördlichste, im März seine südlichste Lage. Dazu kommt, daß zu jeder Zeit die 
südlichen Ausläufer nordatlantischer Zyklonen die Inselgruppe in ihren Bereich ziehen können und daß zuweilen 
Tiefdruckwirbel auf ihrer Wanderung über den Nordtatlantischen Ozean über die Azoren selbst oder südlich davon 
hinwegziehen. Bekannt ist ferner das oft Wochen anhaltende Hin- und Herpendeln von Tiefdruckwirbeln im Raume 
zwischen Azoren und Madeira mit nachhaltiger Wirkung auf die Witterung der Inseln. 
Folgende drei Zahlenreihen (1—3) geben einen ersten Überblick über die Intensität des Azorenmaximums 
im Laufe des Jahres, die Häufigkeit der den Inselbereich berührenden Tiefdruckwirbel und die Luftdruckverände 
rung auf den Azoren durch die Wechselwirkung dieser Druckgebilde. In allen drei Zahlenreihen ist der Übergang 
vom Winter zum Sommer und umgekehrt mehr oder weniger stark ausgeprägt. Danach erscheint eine Halb 
jahresabgrenzung bei März/April bzw. September/Oktober am zweckmäßigsten. 
Diese Halbjahreseinteilung stellt auch eine harmonische Einteilung in bezug auf die Temperatur-Extremmonate 
Februar und August dar. 
X, XI, XII I, 
II, 
III 
IV, V, VI VII, 
VIII, 
IX 
1 
2 
1 
2 
Zahlenreihe 1. 
Mittlerer höchster Druck im Azorenmaximum nach Defant (2). 
700 + ... . mm oder 1000 + . ... mb. 
I 
II 
HI 
IV 
V 
VI 
VII 
VIII 
IX 
X 
XI 
XII 
Jahr 
Schwankung 
in mm/mb 
*mm 66.4 
65.3 
65.2 
66.7 
67.0 
67.9 
68.7 
67.5 
66.3 
64.6 
65.8 
66.8 
66.3 
4.1 
mb 21.8 
20.3 
20.2 
22.2 
22.6 
23.8 
24.8 
23.3 
21.6 
19.4 
21.0 
22.3 
21.6 
5.4 
Zahlenreihe 2. 
Mittlerer jährlicher Gang der Häufigkeit der Minima ¡2 750 mm (999,9 mb) im Streifen 35°—40° n. B. 
nach Schedler (3). 
I 
H 1 
III 
IV j 
V 
VI 
VII \ VIII 
IX 
X 
XI 
XII 
Jahr 
1.76 
2.00 
2.40 
1.80 
0.92 
0.12 
- I 0.08 I 
0.20 
1.56 
1.48 
1.20 
13.52 
Zahlenreihe 3. 
Durchschnittliche Abweichung eines Monatsmittels des Barometerstandes vom normalen Stande 
desselben Monats auf den Azoren nach den Angaben im Segelhandbuch (4). 
I 
II 
III 
IV 
V 
VI 
VII 
VIII 
IX 
X 
XI 
XII 
mm 
3.0 
4.4 
5.2 
1.8 
1.7 
1.3 
0.5 
1.1 
1.1 
2.3 
2.2 
1.7 
mb 
4.0 
5.8 
6.9 
2.4 
2.3 
1.7 
0.7 
1.5 
1.5 
3.1 
2.9 
2.3 
* Alle vorkommenden Luftdruckangaben beziehen sich auf 0 m Seehöhe. Die in mm Hg angegebenen 
Lufidruckwerte sind außerdem auf Normalschwere und 0° C reduziert.
	        
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