Bernold Schmidt : Steiggeschwindigkeit Wasserstoff gefüllter Gummiballone in der freien Atmosphäre. 9
Koschmieder und Raethjen ihren Steiggeschwindigkeitstabellen Messungen zugrunde legten, welche
in geschlossenen Räumen durchgeführt wurden. Aus diesem Grunde ergeben die Steiggeschwindig
keitsmessungen der Meteorexpedition (Kuhlbrodt) und ebenso die Lindenberger Doppelvisierungen we
sentlich andere Ergebnisse. Es fehlt aber gerade bei diesem Material an der Einordnung in die für
Hallenballone bereits gewonnenen hydrodynamischen Erkenntnisse. Die hydrodynamische Erklärung der
Steiggeschwindigkeiten in der freien Atmosphäre wird im folgenden gesucht durch die Bezugnahme auf das
quadratische Luftkraftgeset}, den Vergleich kleiner Pilot- mit großen Registrierballonen und den Vergleich
von Ballonen in der freien Atmosphäre mit solchen in geschlossenen Hallen.
D) Beobachtungsmaterial.
Auf der deutschen Atlantischen Expedition mit dem Forschungsschiff Meteor (1925—1927) wurden
rund 800 Pilotballonaufstiege gemacht 7 ). Über die Hälfte wurde mit Theodolit und Entfernungsmesser an
geschnitten und so die Steiggeschwindigkeit bis zu einer Höhe von 2—3km bestimmt. Herr Prof. Kuhl
brodt stellte mir freundlicherweise von 364 mit dem Entfernungsmesser angeschnittenen Ballonen die
Angaben über freien Auftrieb A, Gewicht aller festen Teile B (hier nur die Hülle) und die gemessene
Steiggeschwindigkeit v zur Verfügung.
In Lindenberg wurden im Jahre 1913 73 Pilotballone doppelt und dreifach mit dem Theodolit an
geschnitten 3 ). Aus diesen Beobachtungen wurde v ermittelt und zusammen mit den Werten für B und A
veröffentlicht.
Die Hamburger Registrierhaiionaufstiege bis 1930 sind veröffentlicht im Archiv der Deutschen See
warte 12 ); die Aufstiege von 1931 bis 1937 sind bisher unveröffentlicht. Den Aufzeichnungen über jeden
Aufstieg wurden entnommen die Angaben über A, B (Hülle + Fallschirm + Instrument mit Korb) und v.
Als Steiggeschwindigkeit v galt die mittlere Steiggeschwindigkeit zwischen Boden und 10 km Höhe. So wurde
im wesentlichen die Steiggeschwindigkeit in der Troposphäre berücksichtigt. Auf diese Weise wurden sämt
liche Hamburger Registrierballone, für welche die notwendigen Angaben Vorlagen, verarbeitet (173 Ballone).
Die Lindenherger Registrierhaiionaufstiege sind veröffentlicht 13 ). Den veröffentlichten Aufzeichnungen
über jeden Aufstieg wurden dieselben Angaben wie bei den Hamburger Ballonen entnommen. Auch in diesem
Falle wurden alle Ballone verarbeitet, für welche die notwendigen Angaben Vorlagen (163 Ballone).
Sämtliche Einzelbeobachtungen sind im Anhang in Tabellenform wiedergegeben.
E) Ergebnisse im Reynoldsdiagramm.
Frühere Bearbeitungen von Steiggeschwindigkeitstabellen für Pilotballone sind oben genannt worden.
Es müssen sich aber sowohl Pilot- wie auch Registrierballone hydrodynamisch gleich verhalten; denn es spielt
keine Rolle, ob das Gewicht der festen Teile nur in der Hülle verteilt ist oder zum Teil unten dranhängt.
Es unterscheiden sich die beiden Ballonarten also nur durch ihr Gewicht, das heißt, sie liegen im A/B-
Diagramm in zwei verschiedenen Bereichen von B.
Das Material der beiden Ballonarten wurde nun ohne wesentlichen Unterschied verarbeitet mit dem
Ziele einer einheitlichen Gesamtdarstellung. Es wurde nach dem Verfahren von Koschmieder und
Raethjen’) gearbeitet. Das heißt, die Darstellung der Einzelbeobachtungen im c w /R-Diagramm, welche
diese Verfasser für Pilotballone in geschlossenen Räumen gegeben hatten, sollte nun auf dieselbe Weise mit
Pilotballonen aus der freien Atmosphäre und anschließend mit Registrierballonen berechnet werden. Für
die Eintragung wurde für jeden Ballon (773 Stück) benötigt: die Werte für die R e y n o 1 d s sehe Zahl R,