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Full text: 58, 1938

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3 
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dieser Zeitraum bei einzelnen Diagrammbalken kürzer erscheint, so ist dabei zu berücksichtigen, daß der Vorgang 
der Homogenisierung und Eisreife in diesen Fällen ohne vorläufige Eisbildung erfolgt ist, die nicht unbedingt 
dazu erforderlich ist. Die allgemeine Abkühlung noch oberhalb des Nullpunktes genügt für die Aufrechterhaltung 
der thermischen Homogenisierungsvorgänge. 
Auf eine Sonderheit muß noch hingewiesen werden, die sich bei völlig kontinental beeinflußten Eisstationen 
nicht zeigt: das Auftreten von ein- bis zweitägigen Festeisperioden innerhalb einer Treibeisperiode. Diese Festeis 
perioden zeichnen sich sogar dadurch aus, daß das Eis fest bis zum Horizont reicht, daß aber in der Regel eine 
besondere Verstärkung nicht damit verbunden ist. Die Erklärung dieser Erscheinung muß vom Gegenteil her ge 
sucht werden: das Vorhandensein von Treibeis läßt auf hydrographische Verhältnisse schließen, die einer unge 
störten, sofortigen Ausbreitung starken Festeises bis zum Horizont entgegenstehen; sie kann vielmehr nur kurze 
Zeit eintreten unter der Einwirkung extremer Fröste. Es wurde weiter oben bereits darauf aufmerksam gemacht, 
daß die Zeit des Auftretens von Treibeis bis zum Zeitpunkt des Erscheinens von Dauerfesteis ungefähr mit der 
Zeit der Konvektion zusammenfällt, und auf diese Weise läßt sich eine Erklärung für die Unregelmäßigkeit der 
Eisbildung im ersten Monat geben. Den Einfluß hydrographischer Verhältnisse bei der Eisbildung spüren wir 
ferner in der Verzögerung der Stärkezunahme, die allmählich vor sich geht, und nicht sprungweise wie beispiels 
weise in Hapsal. Es läßt sich auch nicht erweisen, daß die Stärkezunahme bei anormal später Eisbildung rascher 
vor sich ginge, obwohl doch dann eine Konvektion innerhalb der Wassersäule nicht mehr zu erwarten ist. Viel 
mehr müssen wir durch diese Überlegungen veranlaßt zu dem Schluß kommen, daß das Meeresgebiet vor Pernau 
von Strömungen und horizontalem Wasseraustausch in der Tiefe nicht verschont ist trotz seiner abseitigen Lage. 
Die Ursache dürfte in der Flußströmung zu suchen sein, ähnlich wie bei Riga. 
Eine weitspannige Änderung der Eisverhältnisse und damit der Klimaverhältnisse könnte man insofern an 
nehmen, als, wie dies auch bei Hapsal in klarer Weise hervortritt, die extrem milden Winter ihren extremen Cha 
rakter in den letzten Jahren verminderten und umgekehrt die normalen oder strengen Winter an Dauer und Inten 
sität eingebüßt haben. Das würde in der Richtung einer größeren Ausgeglichenheit liegen, und ferner müßte man 
auf eine Gesamtmilderung schließen, da die Mehrzahl der Winter zu den normalen zu rechnen ist, die ihre Dauer 
durchgehends verkürzt haben. Die Verkürzung äußert sich nicht in einer symmetrischen Beschneidung der Ver 
eisungskurve, sondern wechselweise in einer Verspätung des Einsatzes oder einer Verfrühung der Enteisung. Be 
sonders die Vorverlegung der Enteisung ist festzustellen, wobei der Extremwinter 1929 mit seiner späten Enteisung 
nur eine Ausnahme macht, die das übrige nicht beeinträchtigt. 
Abb. 40 
PERNAU I Dezember I Januar 
1923/24 \ - i - 
1924/25. Hü i 
Bü 
1 Februar ! März I April 
1926/27 
1928/29 , 
1929/Jo 1 
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1932/33, 
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1934/35, 
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