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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3
Dem sprunghaften Zunehmen der Eisstärke nach Verlauf einer gewissen Zeit, von dem oben die Rede war,
steht eine sprunghafte Abnahme gegen Schluß der Vereisung gegenüber. Diese ist sogar so ausgeprägt, daß die
größte Spanne zwischen Verlust der Fahrbarkeit und Verlust der Gangbarkeit nur 8 Tage beträgt, im Durch
schnitt nur 2—3 Tage ausmacht. Das horizontale Rückverlegen der Eisgrenze geschieht erst nachdem das Eis
nicht mehr fahrbar ist, teilweise noch später. Darin prägt sich der Zug ruhiger, kontinental beeinflußter Eis
bildung aus, denn die Kräfte von Wind und vor allen Dingen Strömung reichen nicht aus, um das morsche Eis
zu dieser Zeit schon zu zerstören. Dies vollzieht sich erst einige Tage später und führt zu einer Treibeisperiode,
z. T. in Nacheisperioden (1926/27, 1931/32).
Unter Berücksichtigung der positiven und negativen Anomalien der Eisbelegung kann als durchschnitt
licher Termin für das Auftreten von Eis der 15. Dezember angenommen werden. Die Extreme sind der 19,- No
vember (noch zwei weitere Winter begannen im November) und am 9. März; das letztere sehr späte Datum gehört
dem sehr milden Winter 1924/25 an. Die Enteisung findet durchschnittlich am 25. April statt, die Extreme sind
hier der 17. Mai bzw. der 17. März (fraglicher Wert!).
Nur in einem Winter (1923/24) ist Packeis angegeben worden. Es handelt sich um eine achttägige Periode
Ende April, die mit dem Aufbruch des Eises im Frühjahr zusammenhängt. Da sonst Beobachtungen über Packeis
bei anderen Stationen auch nur allenfalls in dem ersten Berichtsjahr wiedergegeben sind, muß man zu dem
Schluß gelangen, daß die Ausscheidung von Packeis als besonderer Eisart überhaupt aufgegeben worden ist. Es
müssen in späteren Jahren auch Packungen aufgetreten sein, besonders zu Beginn und zum Schluß der Vereisung,
die jedoch hier unter Treibeis zu suchen sind, da auch im praktischen Eismeldewesen, wie eigene Erfahrung in
Schweden lehrte, unter dem Terminus „schweres Treibeis“ vielfach gepacktes Eis verstanden wird (Lit. Nr. 35).
Es kann daher leider nicht näher auf Verbreitung von Packeis eingegangen werden, obwohl dies aus verschiedenen
Gründen sehr wünschenswert wäre.
Die Beobachtungen in den Tägl. Eisberichten sind für Paternoster-Werder leider lückenhaft. Ein großer
Teil des Diagrammes besteht aus der Signatur: Eismeldungen fehlen. Es wurde darum auf seine Beigabe ver
zichtet, da sich daraus nichts Neues ergeben hätte als was das estnische Material schon bringt.
Abb.38
PATERNQSTE$ Dezember
1923/24
I April \m
1924/23
1926/27
1928/29
1929/30
1930/31
1931/32
1932/33
■
1934/33
36. Die Eisverhältnisse von Abruka.
Abruka ist eine kleine Insel unweit der Südostküste von Ösel südlich Ahrensburg auf dem flachen Schelf
des nördlichen Rigabusens. Im Bereich der ausgehenden Strömung ist es trotz seiner meernahen Lage, außerdem
geschützt durch die weit nach Süden sich sperrend davorschiebende Halbinsel Sworbe (Zerel), den maritimen kli