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Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Bliithgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
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die marinen Einflüsse stärker, so würde das Eis schon eher dem Stromdruck nachgeben müssen, wie dies an 
anderen Stationen nachweisbar ist. So verwandelt sich das sehr morsche Frühjahrseis erst spät in Treibeis, das 
daraufhin eine, von Jahr zu Jahr wechselnde Zeit im unmittelbaren zeitlichen Anschluß an das Festeis herrscht. 
1931/32 und 1934/35 traten Nacheisperioden auf, von denen die letztere sogar noch einmal zwei Tage lang festes 
Eis an der Küste aufwies. Aber im Durchschnitt herrscht das Treibeis ausschließlich während dieser Phase. Je 
nach der vorhandenen Eismenge und den herrschenden Windrichtungen kann es noch ziemlich lange liegen und 
zu Extremen in der Dauer der Vereisung führen, die mit ruhig zerfallendem, ortsfestem Festeis nicht möglich 
wären. Z. B. schloß die Vereisung in dem eisreichen Winter 1928/29 erst am 17. Mai nach Verlauf einer 23tägi- 
gen Treibeisperiode. Es gibt allerdings auch Winter, in denen die Einflüsse des Meeres so gering sind, daß über 
haupt keine Treibeisbildung eintritt und die Eisdecke in Form morschen Frühjahrseises verschwindet, wie das 
z. B. an den Küsten des Schärenmeeres der Fall ist. 
Der Durchschnitt der Beeisung ist für den 10. Dezember anzusetzen, wobei die drei milden Winter 1924/25, 
1929/30 und 1932/33 nicht mitgerechnet worden sind. Die Enteisung ist, ebenfalls unter Weglassung der milden 
Winter, für den ersten Mai etwa zu erwarten. So ergibt sich zusammenfassend, daß Löötsa zu dem Typ der kon 
tinental beeinflußten Eisstationen zu rechnen ist mit ruhigem Verlauf der Vereisung und Vorherrschen von Fest 
eis bis zur Grenze des Gesichtskreises. 
34. Die Eisverhältnisse von Kübassaar. 
Das Kap Kübassaar bildet die Ostecke von Ösel. Das vorgelagerte Gewässer ist flach und reich an Inseln 
und Untiefen. In seinen Eisverhältnissen ist es stark kontinental beeinflußt, infolge seiner Nähe zur Straße zwi 
schen Moon und dem Festlande nicht frei von Strömungseinflüssen, die sich vornehmlich zum Schluß der Ver 
eisung äußern. 
Die Schwankungen sind groß, so daß verläßliche Mittelwerte nicht aufstellbar sind. Auch die Unterschiede 
in der Enteisung von Jahr zu Jahr sind so beträchtlich, daß ein Mittelwert keinen praktischen Wert besitzt. Die 
Vereisung erinnert ihrem Charakter nach sehr an die Eisverhältnisse von Abruka. Wie dieses liegt Kübassaar 
exponiert zwischen dem Küstenfesteisgürtel und dem Treibeis der offeneren See. Der Eisbeginn äst in allen 
Fällen durch Festeis charakterisiert mit Ausnahme des Winters 1923/24, als Treibeis das Küstenfesteis begleitete. 
Die Ausdehnung des Festeises bis zum Horizont erfolgt für einen längeren Zeitraum erst im Januar, vorher ge 
schieht das nur ganz vorübergehend unter dem Einfluß strenger Einzelfröste. 1925/26 folgten solche extremen 
Erweiterungen der Eisdecke Tagen mit Treibeis. Es scheint zwischen diesen beiden Erscheinungen ein ursäch 
licher Zusammenhang zu bestehen, dergestalt, daß durch das Aufbrechen der Eisdecke an den peripheren Gebieten 
eine Ausdehnung des Eisvorkommens ermöglicht wird; hinzutretender Frost bindet das lose Eis dann bald und 
schafft auf diese Weise in kurzer Zeit eine bis zum Horizont hin reichende Festeisdecke, die allerdings nicht orga 
nisch gewachsen ist und zufolge ihrer ungleichartigen Zusammensetzung ein Netz von Schwächelinien aufweist. 
Das Küstenfesteis wird sehr bald gangbar, in einzelnen Fällen sogar bereits im November. 1930/31 und 
1932/33 traten Vorperioden mit Festeis auf, während denen das Eis jedoch noch nicht gangbar wurde. Die Trag 
fähigkeit ändert sich im Verlaufe der Vereisung nur äußerst selten. 1931/32 trat Ende Januar—Anfang Februar 
eine Schwächung der Eisdecke ein, die sogar soweit führte, daß die Eisdecke während 7 Tagen nicht mehr gangbar 
war, obwohl das Festeis als solches noch Weiterbestand. 1924/25 erreichte die Vereisung keine nennenswerte 
Stärke, wie sie überhaupt nur 21 Tage währte. In jedem Winter ist jedoch der Küstenfesteisgürte] ausgeprägt. 
Er erleidet keine Unterbrechung. Das Festeis beginnt bereits in allen Fällen mit der ersten Eisbildung und hält 
sich, mit Ausnahme der zwei Vorperioden 1930/31 und 1932/33, kontinuierlich den Winter hindurch. Der Ver 
änderung unterworfen ist lediglich die Ausdehnung des Eises und seine periphere Beschaffenheit, wie oben schon 
betont wurde. Ende April verschwindet das letzte Festeis, und die Vereisung klingt danach in einer, mitunter 
unterbrochenen Treibeisperiode aus. Diese besitzt selbst verschiedene Länge und schwankt zwischen größeren Ex 
tremen als der Schluß des Küstenfesteises. Man kann daraus folgern, daß der Zerfall des Küstenfesteises im 
wesentlichen durch die Sonneneinstrahlung bedingt ist und es erst sehr spät den dynamischen Einwirkungen zum 
Opfer fällt. Die sich daran anschließende Treibeisperiode verdankt dann vor allen Dingen diesen Kräften ihre 
Entstehung, woraus sich ihr unabhängiges Verhalten gegenüber dem Festeis des Frühjahrs erklärt. 
Festeis, das sich bis zum Horizont ausdehnt, tritt vorzugsweise in den Monaten Januar bis März auf, wäh 
rend vorher nur tageweise eine vorübergehende derartige Ausdehnung eintreten kann. Die Gründe für dieses Ver 
halten wurden bereits an anderer Stelle dargelegt, da sich diese Erscheinung bei mehreren Eisstationen wieder-
	        
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