Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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Abb. 34
1934/35
I
Die Hauptvereisung umfaßt also in den meisten Jahren die gesamte Eisperiode überhaupt, da wie erwähnt
Vor- und Nachperioden selten sind. Sie ist charakterisiert durch eine Küstenfestvereisung, die begleitet ist von
peripherem Treibeis, das nur vorübergehend unterbrochen wird durch Festeis. Während bei Worms eine deut
liche Konzentration der Festeisperioden auf die winterliche Kulmination im Februar—März zu verzeichnen war,
ist dies bei Emmaste nicht der Fall. Festeisperioden können ebenso häufig zu Beginn der Vereisung wie in der
Mitte oder auch am Schluß auftreten. Darin macht sich der Einfluß der Ostsee von Westen her bemerkbar.
Einesteils sind die Strömungen in der Meerenge bei Emmaste nicht konstant, sonst könnten sich überhaupt nicht
die Festeisperioden längerer Dauer ausbilden, zum andern aber muß der Strom im Gefolge der Westwindlagen
von der Ostsee her nach Osten getrieben werden und die einmal gebildeten Festeissäume wenigstens peripher auf-
brechen. Da sich die Meerenge frei nach Westen öffnet, ist rein theoretisch dieser Einfluß von Westen her ohne
weiteres anzunehmen. Diese Wirkung fällt ja bei Worms fort, da seine Lage zur Ostsee eine andere ist. Dort war
es der ausgehende Strom selbst, der der Vereisung ihren Charakter aufprägte, hier sind es verschiedene Wirkungen,
einmal die der Ostsee, die im Durchschnitt auch zu einer Milderung einzelner Winter führte (z. B. 1924/25), so
dann die der flachen, intensiv vereisenden östlichen Gewässer, die bei ausgehendem Strom eine Verstärkung der
Vereisung hervorrufen. Schließlich hält sich an der Küste ein Festeissaum unberührt von den beiden genannten
Einflüssen. Mangels exakter hydrographischer Messungen in diesem wechselseitig beeinflußten Gebiet, die be
sonders aufschlußreich sein dürften, läßt sich leider nichts Genaues über das angedeutete Spiel der Kräfte sagen.
Die Enteisung vollzieht sich mit etwas größeren Schwankungen als bei Worms. Auch die Extreme er
reichen nicht die späten Daten wie dort. Ferner macht sich bei Emmaste kein deutlicher Schnitt bemerkbar, wie
er für Worms charakteristisch war und auf die Herrschaft der Insolation zurückgeführt wurde. Damit scheint
bei Emmaste die Enteisung weit mehr hydrographischen Einflüssen unterworfen zu sein. Auch hierbei ist festzu
halten, daß keine klare Gesetzmäßigkeit über den Charakter der Enteisung besteht. Teilweise schließt die Vereisung
mit Treibeis, wie das normalerweise in einem hydrographisch beeinflußten Gebiet zu erwarten ist, andererseits aber
tritt in einigen Wintern zum Schluß auch reines Festeis auf, wie es für kontinental-klimatisch beeinflußte Eis
gebiete typisch ist. Nur in zwei Wintern trat die Enteisung erst Anfang Mai ein, sonst im April. Die Beeisung
erfolgt in der Regel im Dezember.
Zusammenfassend ergibt sich, daß die Eisverhältnisse von Emmaste im großen und ganzen eine intensive
Vereisung zeigen, die jedoch durch Strömungen beeinflußt ist ähnlich wie bei Worms. Der Charakter der Strö
mungsbeeinflussung ist jedoch etwas anders als bei Worms. Vielmehr ist, wenigstens zeitweilig, auch die Wirkung
des Ostseewassers zu spüren neben der Wirkung des östlichen ausgehenden Stromes. Die Unterschiede der Ver
eisung von Emmaste gegenüber der von Worms lassen sich jedenfalls durch eine zeitweilige Einwirkung des bal
tischen Stromes deuten. Im einzelnen ist es an Hand des bloßen Eismaterials schwer, zwischen den verschiedenen
hydrographisch bedingten Störungen eines normalen Vereisungsganges zu unterscheiden.
EMMASTE I Dezember | Januar | Februar I März | April
1923/24
1924/25
1925/26
1926/27
II
1928/29
1929/30
1930/31
1931/3M
1932/33
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