Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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ist auch wieder lediglich erklärlich durch das Vorherrschen von Strömungseinflüssen auf den Gang der gesamten
Vereisung. Dementsprechend ist auch die Stärke der Eisdecke nur gering und erreicht nur ganz selten Gangstärke.
Abb. 25
OSmsSAAR Dezember
1923/24
1924/25
1925/26
1926/27
1927/28
1928/29
1929/30
193o/31
1931/32
1932/33
1933/34
1934/35
Januar Februar März , April Mai
£
23. Die Eisverhältnisse von Pakerort (estn. Ber.).
Der .Leuchtturm Pakerort (Pakri) liegt an einem vorspringenden Kap an der Nordwestküste von Estland.
Die Eisverhältnisse der Gewässer der Umgebung werden daher weitgehend von der offenen See her beherrscht. Die
Schwankungen der Eisbildung sind so groß, daß brauchbare Mittelwerte sich nicht gewinnen lassen.
Zwar hatte nur ein Winter, 1929/30, keinerlei Eisbildung aufzuweisen, aber in weiteren vier Wintern war
die Eisbildung so minimal, daß kaum von einer Vereisung gesprochen werden kann. Unter diesen extrem milden
Wintern befinden sich auch die drei letzten, die somit eine ähnliche Tendenz bekunden, wie sie bei fast allen
anderen Eisstationen festgestellt werden konnte: die einer auffallenden Milderung der Eisverhältnisse in den letzten
TnFi-»'. A uch das erste Auftreten von Eis verschob sich konstant von dem frühesten Extrem 1925/26 bis in die
jüngste /.eit. Die absolut früheste Eisbildung war nach den Daten der 10. Dezember 1925, die späteste dagegen
der 23. März 1933.
Bei der ersten Eisbildung handelt es sich fast ausschließlich um sporadische Eisvorkommen von nur ein
bis zwei Tagen Dauer. Offensichtlich handelt es sich entweder um herangedriftetes Eis aus geschützten Buchten
oder um Eisbildung unter strengem Frost, ohne daß jedoch die Wasserschichten bereits homogenisiert worden
wären. Dementsprechend verschiebt sich auch die Entwicklung einer Hauptvereisung weit in den Winter hinein.
Die exponierte Lage kommt auch in der Häufigkeit von Treibeis, selbst zur Zeit der Hauptvereisung, zum Aus
druck. Der Winter 1925/26 wies eine 117tägige Hauptvereisung auf, die fast ausschließlich aus Treibeis bestand,
nur im Januar trat zusätzlich an der Küste an insgesamt nur drei Tagen Küstenfesteis auf. Bemerkenswert ist,
daß diese beachtlich lang anhaltende Treibeisperiode keinerlei Unterbrechungen während der ganzen Zeit ihrer
Dauer aufzuweisen hat. Sie stellt gleichzeitig die längste Eisperiode der ganzen Beobachtungsjahre überhaupt dar
und führte außerdem auch zu der spätesten Enteisung der Berichtszeit. Sie kann jedoch nicht unbedingt als
typisch angesehen werden, da das Vorherrschen von Treibeis in dieser extremen Form nicht als durchschnittlich
angesehen werden kann.
In drei W'intern trat nämlich eine beachtliche Festvereisung auf (1927/28, 1928/29, 1931/32), die sogar
die Ausbildung von horizontweit ausgedehntem Festeis mit sich brachte. Gleichzeitig bemerkt man jedoch an dem
Charakter dieser starken Festeisperioden eine große Wechselhaftigkeit, die sich darin ausprägt, daß das ausge
dehnte Festeis immer wieder in kurzen Abständen auf gebrochen wird, so daß nur ein Festeisgürtel oder auch