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Full text: 58, 1938

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 58. Band, Nr. 3 
Die Vereisung wird vor allen Dingen durch Treibeis charakterisiert. Zwar ist das Treibeis in zahlreiche 
Einzelperioden gegliedert, zwischen denen die Gewässer immer wieder eisfrei wurden, aber im großen betrachtet, 
ordnen sich die Treibeisperioden ziemlich gleichmäßig in eine Zeit größter Eiswahrscheinlichkeit ein, ebenso wie 
eine Hauptvereisung in fast allen Wintern deutlich ausgeprägt erscheint. — Der Beginn der Vereisung ist größeren 
Schwankungen ausgesetzt als der Schluß. Hierbei ist gleich die Einschränkung zu machen, daß die letzten drei 
Beobachtungsjahre fast gar keine Eisbildung aufwiesen. Diese Tatsache steht in abruptem Gegensatz zu den zwei 
voraufgegangenen Jahren 1930/31 und 1931/32, in denen die Eisbildung sogar ihre größte Intensität überhaupt 
erreichte, eine größere sogar, als 1925/26, der an sich der längste Winter war. 
Die früheste Eisbildung, die in dem vielerorts als streng bekannten Winter 1925/26 eintraf, fiel auf den 
21. Dezember und steht vereinzelt da. Erst Ende Januar scharen sich die Fälle des Eisbeginns etwas. Die Eis 
belegung vollzieht sich zudem nicht auf einmal oder auch nur für eine längere Periode. Vielmehr tritt das erste 
Eis fast durchweg als sporadische, meist nur eintägige Treibeis„periode“ auf. Wenn aus hydrographischen oder 
meteorologischen Ursachen die sporadische Voreisbildung bis in den Hochwinter hinein unterblieben ist, so kann 
allerdings auch der Fall eintreten, daß inzwischen die Konvektion so weit wirksam gewesen ist, daß ein plötz 
licher Frost von längerer Dauer zur endgültigen Vereisung führen kann, die in diesem Falle keine einleitenden 
Vorperioden besitzt. Dies war 1923/24 und 1928/29 der Fall. Andererseits kann die Zahl der Unterbrechungen, 
ehe die Hauptvereisung endlich zustande gekommen ist, sehr groß sein, wie z. B. 1925/26, als bei dem relativ 
frühen Eisbeginn die Monate Dezember bis Februar volle acht mehr oder weniger lange, selbständige Eis-, meist 
Treibeisperioden aufwiesen. Die Zwischenräume zwischen den Vorperioden sind in der Regel aber nicht groß: 
ein Zeichen dafür, daß die Eisbildung, sei es autochthon oder allochthon, von einem bestimmten Zeitpunkt ab 
günstigere Voraussetzungen antrifft. Diese Voraussetzungen erscheinen gegeben in der Nähe des Küsteneisgürtels 
der estländischen Nordwestküste, weniger in einem eigenen Küstenfesteisgürtel, der nur sehr selten deutlich ausge- 
tildet ist. Vielmehr spielen hier die Strömungsverhältnisse für die Gestaltung der Vereisung eine große Rolle, 
sogar so groß, daß sie den Eisverhältnissen bei Pakerort an der Küste selbst noch den gleichen Gang der Ver 
eisung aufzwingen, wie sich aus dem Diagramm ergibt. Die Lage am Ausgange des Finnischen Meerbusens ist 
nicht ohne weiteres einer advektiven Eisbelegung günstig, da der Eisstrom in der Regel weiter nördlich vorbeizieht, 
wenigstens im Frühjahr. Jedoch muß hierbei berücksichtigt werden, daß aus dem intensiv vereisenden Inselgebiet 
bei südwestlichen Winden, die relativ häufig sind, größere Eismassen in die Nähe von Odinsholm gelangen können. 
Bei der benachbarten Lage kann auch für Pakerort durchaus das Gleiche gelten. 
Festeis, insbesondere Küstenfesteis, bildete sich bei Odinsholm nur sporadisch. Es trat in längerer Periode 
nur 1925/26 und 1931/32 auf, während sonst die durch einzelne Strahlungsfröste bedingten Festeisvorkommen 
sich auf einzelne Tage beschränken. Erst recht sporadisch ist die Ausbildung horizontweit ausgedehnten Festeises. 
Es fehlen für dessen Vorkommen die hydrographischen Voraussetzungen in diesem Seegebiet, das Warmwasser 
zufuhr aus erster Quelle erhält. Überhaupt kann die Vereisung, auch die von Pakerort, im Verhältnis zu der ex 
trem marin beeinflußten Lage und insbesondere im Vergleich mit östlicheren Küstenstationen wie etwa Reval, 
noch als intensiv angesprochen werden. Vermutlich liegen hier ganz ähnliche Verhältnisse vor wie etwa am Aus 
gange des Rigaischen Busens westlich der Insel Oesel, wo durch den Ausstrom zunächst der Einfluß des Ostsee 
wassers zurückgedrängt wird. In diesem Falle würde es sich um den eisführenden ausgehenden Strom aus dem 
Moonsund nach Norden handeln, der an Odinsholm und Pakerort vorbei nach Osten umbiegt und sich dann bald 
verliert. 
Hinsichtlich des Vorkommens von Festeis war der Winter 1931/32 der intensivste. Zwar pendelte die Fest 
eiskante erheblich hin und her, wie aus dem Auftreten peripheren Treibeises hervorgeht; aber immerhin betrug 
die Periode mit ununterbrochenem Küstenfesteis Ende März bis Ende April 39 Tage. Dazu kommen noch einzelne 
Festeisperioden zuvor. Auch die Zahl der Tage mit horizontweiter Ausdehnung des Eises erreichte höhere als 
normale Werte (8 Tage). Der längste Winter jedoch war der von 1925/26 mit insgesamt 93 Tagen mit Eis. Wieder 
andere Winter müssen berücksichtigt werden, wenn man nach der Ausbildung der Hauptvereisung geht. In dieser 
Beziehung sind die Winter 1923/24, 1928/29 und 1931/32 besonders zu nennen. Jedenfalls ersieht man daraus, 
daß die Eisbildung bei Odinsholm im einzelnen einem so mannigfachen Wechsel nach Dauer und Beschaffenheit 
unterworfen ist, wie sie nur für eine vorwiegend hydrographisch bestimmte Station gelten kann. 
Der Schluß der Vereisung fällt, was die einigermaßen normal vereisenden Winter betrifft, in die letzte De 
kade des April. Auffallend ist die frühe Beendigung der Vereisung bereits im März 1926/27 und 1927/28, von 
den ganz milden, nahezu eislosen Wintern abgesehen. Die Enteisung zeigt jedenfalls deutlich das eine, daß sie 
gänzlich unabhängig von Beginn und Verlauf der Vereisung auftritt, dergestalt, daß eine Symmetrie oder ein 
charakteristisches Zeitverhältnis zwischen Vorwinter, Hauptwinter und Enteisungsspanne nicht vorhanden ist. Dies
	        
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