Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens
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im Hochwinter etwas durch den stärkeren Frosteinfluß beseitigt wird. Das Auftreten von Festeis beschränkt sich
wie erwähnt nur auf den Zeitraum Mitte Februar—Mitte April mit wesentlich geringeren Schwankungen, es prägt
sich darin der etwas herabgeminderte Einfluß der hydrographischen Verhältnisse während der erwähnten Zeit aus.
Noch stärker betont wird diese Tendenz durch die Vorkommen von Festeis, das bis zum Horizont ausgedehnt ist.
Es tritt nämlich nahezu ausschließlich im März auf. Die Enteisung schließlich wird wieder nur von Treibeis be
herrscht, ähnlich wie bei allen benachbarten Stationen.
Hinsichtlich der Intensität der Winter tritt eine Vielzahl von Typen auf, die bei anderen Stationen auf
wenige beschränkt sind. Abgesehen von den zwei völlig eisfreien Wintern 1924/25 und 1929/30 gab es drei
Winter (die drei letzten), in denen die Eisbildung nahezu ohne Festeis nur aus einzelnen Kurzperioden bestand.
Eine Hauptvereisung kann in diesen Fällen nicht festgestellt werden, auch die Periode im März 1935 kann noch
nicht als solche einwandfrei angesprochen werden, sofern die Witterungsverhältnisse nicht herangezogen werden. —
Als nächster Typ gilt der Winter 1926/27, in dem Festeis nicht auftrat, wohl aber eine ausschließlich aus Treib
eis bestehende Hauptvereisung, vom 8. 2. bis 27. 3. Es ist unwahrscheinlich, daß diese auf einem durch Drift
verursachten Zufall beruht, vielmehr sind die Frostperioden des Hochwinters dafür maßgebende Ursache. —
Außer den fünfmal vertretenen Wintern mit einer ausgesprochenen Festeisperiode (bis zum Horizont) trat noch
ein zwischen diesem und dem vorher genannten vermittelnder Typ auf (1923/24), der sich durch kontinuier
liches Treibeis auszeichnet, das aber während des Hochwinters von einem Küstenfesteissaum begleitet wird. —
Als strengster Winter ist der von 1925/26 zu bezeichnen, der gleichzeitig die Extreme der Be- und Enteisung auf
zuweisen hatte (5. 12. und 5. 5.); er umfaßte 130 Tage mit Eis.
Die Reihenfolge der Winter zeigt das gleiche Bild wie die übrigen Stationen des Finnischen Meerbusens.
1924/25 und 1929/30 waren eisfrei, von beiden Wintern war 1924/25 der mildeste. Das ergibt sich durch Ver
gleich mit benachbarten Stationen mit allgemein strengerer Tendenz, bei denen (z. B. Nargö) 1929/30 noch eine
geringe Eisbildung auftrat, 1924/25 aber keine. Die drei letzten Winter waren sehr eisarm und ganz allgemein
ist eine Verkürzung der Eiswinter festzustellen. Wie auch andernorts macht sich die Milderung nicht so sehr in
der Enteisung bemerkbar. Als mittlere Zeit des Vereisungsschlusses kann die letzte Aprildekade angenommen
werden; ziehen wir dabei nicht nur das Auf hören des Treibeises, sondern das des Festeises in Betracht, so zeigt
sich sogar 1930/31 und 1931/32 ein Maximum, das vorher nur 1925/26 eben erreicht wurde.
Abb. 24
Stmup I Dezember
1923/24\
1924/25\
1925/26. I | |
i926/27\ 1
1927/28 \
1928./291
1929/30!
1930/3 11
1931/32\
1932/331
1933/34 \
1934/35l
I Januar | Februar I März | April | Mai
22. Die Eisverhältnisse von Odinsholm.
Die Insel Odinsholm (estn. Osmussaar) liegt in freier Lage am Ausgang des Finnischen Meerbusens in der
Nähe der nordwestestnischen Küste. Die Eisverhältnisse gestalten sich der Lage entsprechend wechselvoll und ge
statten eine verwertbare Mittelbildung nicht.