Skip to main content

Full text: 58, 1938

Dr. Joachim Blüthgen: Die Eisverhältnisse des Finnischen und Rigaischen Meerbusens 
43 
keinerlei Zunahme erfahren. Die mittlere Beeisungszeit liegt zwischen Januar—März, jedoch mit dem Vorbehalt 
größerer Schwankungsmöglichkeit; die Enteisung erfolgt mit geringeren Schwankungen um die Monatswende 
April—Mai, also einige Tage später als bei Suurup. Auffallend ist dabei, daß die Vereisung in den letzten 
drei Berichtswintern früher schloß als in Suurup und auch hinsichtlich der Dauer hinter diesem zurückstand. 
In bezug auf den Eisbeginn macht sich diese relativ größere Milderung des Seegebietes gegenüber der Küste 
bereits zwei Winter vorher, also 1930/31, bemerkbar. 
Abb. 20 
HAISSAAR Dezember 
1923/241 
1924/251 
1925/26\ 
1926/271 
1927/28> 
1928/291 
1929/30 ^ 
1930/311 
1931/321 
1932/331 
1933/34\ 
1934/351 
I Januar t Februar i März I April I Mai 
19. Die Eisverhältnisse von Reval (estn. Ber.). 
Reval (Tallinn) liegt zwar in einer Bucht den unmittelbarsten marinen Einflüssen entzogen, aber die Reede 
von Reval befindet sich im Bereich der größeren Meerestiefen, die mit unregelmäßigem Relief von Westen her in den 
Finnischen Meerbusen hineinreichen. Die Vereisung zeichnet sich dementsprechend allgemein durch eine Neigung 
zu äußerst später Beeisung aus; die Schwankungen sind so groß, daß eine genauere Mittelbildung ohne prak 
tischen Wert ist. 
Die häufigste Eisart bei Reval ist Festeis, sowohl als Küstenfesteisgürtel wie auch als bis zum Horizont 
ausgedehnte Eisfläche. Daneben tritt Treibeis vorzugsweise gegen Schluß der Vereisung auf. Die Enteisung wird 
gekennzeichnet durch eine gegenüber der Beeisung relativ geringe Variabilität, die sich auch in einer weit gerin 
geren Zahl von Einzelperioden ausdrückt. Dagegen besteht die erste Zeit der Vereisung aus einer großen Zahl 
kurzer Eisperioden, die oft nur aus ganz wenigen Tagen mit Festeis bestehen. Die Zahl der Vorperioden beträgt 
meistens drei, nur selten vollzog sich der Übergang zur Hauptvereisung schneller, wie z. B, im ersten Berichts 
winter. 
Die späte Beeisung sowie die Häufigkeit kurzer Vorperioden sprechen für eine intensive Warmwasserein 
wirkung, die durch den vorbeifließenden eingehenden Strom des Finnischen Meerbusens gegeben ist und die 
Küsten von Nordestland allgemein günstig stellt. Die Konvektion nimmt einen sehr langen Zeitraum in Anspruch. 
Daß es sich bei den Vorperioden nicht um Treibeisperioden, die zufälligen dynamischen Kräften ihre zeitliche 
Verteilung verdanken können, handelt, sondern um Festeisperioden, spricht ebenfalls für das Vorhandensein eines 
eishindernden Warmwasserkörpers, der sich zudem ungehindert von Westen her erneuern kann, so daß die Zeit 
der Eisreife bis in den Schluß des Februar reicht. Die extrem milden Winter mit ihren abnorm geringen Frost 
summen machen bei dieser Verteilung eine Ausnahme. 
Die Reihenfolge milder Winter gibt bei Reval wieder ein abweichendes Bild gegenüber den Verhältnissen 
an anderen Stationen. Der mildeste Winter war der von 1924/25 mit nur 8 Tagen Eis Mitte März, ähnlich ver
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.