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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 57. Band, Nr. 2
liehen Winde; da ein Hochdruckgebiet über Grönland zu liegen kommt, von dem die Winde allem Anschein
nach gegen die Zugstraßen der Minima in den St.-Lorenz-Golf hinströmen.
Ein Minimum über der Hudsonstraße, wie es im Juli über derselben angegeben wird 9 , kann nur schwach
ausgebildet sein, da die Windrichtungen, die dies an der Labradorküste erzeugen müßte, nämlich Südost-,
Süd- und Südwestwinde, selten sind. Der Sommer zeigt ja überhaupt relativ geringe Luftdruckschwankung und
mehr wechselnde Winde als der Winter, aber immerhin bringen die nördlichen und nordöstlichen Winde
sowie die Windstillen sowohl den hauptsächlichsten Niederschlag, als auch die kühlere Temperatur; dies sind
also die ozeanischen Regenwinde.
Im Herbst leitet diese Wetterlage langsam wieder über zur winterlichen Luftdrucklage. Die westlichen
Winde nehmen langsam wieder zu und verlieren ihren warmen Charakter, den jetzt wieder die nördlichen
Winde, wenn auch mit niedrigerer Temperatur im Gegensatz zu den Westwinden erhalten (Tabellen 188—191).
Die Windstillen und die nördlichen bis östlichen Winde nehmen zahlenmäßig ab. Die Himmelsbedeckung nimmt
ebenso mit dem Vorherrschen der ablandigen Winde ab. Die Windstärke nimmt zu.
Im Folgenden soll noch auf die schon (Seite 8) beim jährlichen Verlauf der Mittelwerte der Temperatur
geschilderten Monate der Jahre 1885, 1901 und 1902 mit Wärmeeinbrüchen im Februar eingegangen werden.
Den extremsten Fall stellt der Februar des Jahres 1901 dar. Es ist der Februar in diesem Jahre in Nain um
14,5° und in Hebron um 14,7° wärmer als das 20jährige Februarmittel (siehe Tabelle der Abweichungen 86
und 87). In Hoffenthal und Zoar findet man entsprechend hohe Werte. Im Jahre 1902 ist der Wärmeeinbruch
schwächer.
Man findet in Nain diesen Monat um 7,5° und in Hebron um 7,8° wärmer als das 20jährige
Februarmittel. Das Februarmittel des Jahres 1885 ist in Nain um 4,0° und in Hebron um 2,8° wärmer als das
20jährige Februarmittel. Der Grund für diesen zu warmen Februar liegt sicher in einem frühzeitigen Ein
brechen der Minima und einer relativ schwachen Ausbildung des Hochdruckgebietes im Innern. So herrschen
für den extremsten Fall im Februar des Jahres 1901 beispielsweise in Nain die Nord- bis Ostwinde ganz erheb
lich vor und nehmen im Februar im mehrjährigen Mittel 20%, im Jahre 1901 aber 62% ein; dagegen betragen
die kälteren Südwest- bis Nordwestwinde im mehrjährigen Mittel 54%, in diesem Jahr dagegen nur 15%. Auch
herrscht geringerer Luftdruck, der beispielsweise in Nain im mehrjährigen Februarmittel 757,5 mm, im Fe
bruar 1901 aber nur 749,9 mm beträgt, was ebenfalls auf eine starke zyklonale Tätigkeit der Minima hinweist.
Auch ist der Grad der Himmelsbedeckung in Nain im Februar des Jahres 1901 recht hoch, und man findet für
das mehrjährige Bewölkungsmittel 5,5, im Februarmittel des Jahres 1901 aber 9,3. Was nun den Luftdruck für
den Februar des Jahres 1901 der anderen Stationen betrifft, so ist auch hier niedriger Luftdruck vorhanden.
Außerdem läßt sich hinsichtlich des Vorherrschens der genannten Winde und der Himmelsbedeckung ähnliches
wie für diese meteorologischen Elemente in Nain sagen. Im Jahre 1902 sind, besonders in Nain, im Februar
ebenfalls die Nord- bis Nordostwinde vorherrschend, und in Hebron sind diese ziemlich häufig.
Ebenso treten im Februar des Jahres 1885 bei allen Stationen diese Winde verhältnißmäßig stark auf.
Für den Luftdruck findet man keine so große Übereinstimmung im Februar der Jahre 1885 und 1902 wie für
den extremen Fall. Dagegen ist übereinstimmend der Bewölkungsgrad im Februar der Jahre 1885 und 1902,
soweit dies aus den Tabellen zu erkennen ist, an den übrigen Stationen im Vergleich zum mehrjährigen Bewöl
kungsmittel ebenfalls hoch. Was nun den Niederschlag anbetrifft, so konnte nur die Niederschlagssumme in
Hebron und Nain im Februar des Jahres 1885 angegeben werden infolge Fehlens von Beobachtungen, und es
ist die Niederschlagssumme in Hebron im Februar 14,2 mm und größer als das mehrjährige Niederschlags
mittel von 12,7 mm, in Nain beträgt die Niederschlagssumme 52,4 mm.
Weiterhin wäre bei dieser Betrachtung noch auf den Temperaturrückgang im Juli des Jahres 1884 ein
zugehen. Wie schon auf Seite 8 erwähnt, findet man einen solchen an den Stationen Hoffenthal und Nain
gut ausgeprägt, während in Zoar und Hebron nur ein schwacher Anstieg der Temperatur vom Juni zum Juli
zu erkennen ist. Die Ursache für diesen Rückgang der Temperatur liegt sicherlich an dem Zurücktreten der
warmen Landwinde und dem stärkeren Vorherrschen von ozeanischen Winden, so der Nord-, Nordost- und
®Sydow-Wagner, Method. Schulatlas, S. 7; ebenso Deckert-Machatschek: Nordamerika, 4. Auf!., Leipzig
1924, Karte der Isobaren, S. 32 ff.