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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 57. Band, Nr. 8
grenze, der stets etwas Schematisches anhaften wird. Zur Zeit reichen Eisvorkommens liegt sie in einer Zone
etwas niedrigeren Salzgehaltes, zur Zeit geringeren Eisvorkommens in einer Zone etwas höheren Salzgehaltes.
In der Tat erfolgt die maximale Zunahme des Salzgehaltes im Juni bei 33,72% 0 , im Dezember bei 34,45% 0 14 .
Aber als abgerundeter Salzgehaltswert für die Grenzlinie empfiehlt sich auch nach dem Vorstehenden die 34% 0 -
Linie, abgesehen davon, daß die Wahl eines genaueren Wertes zu einer kaum merkbaren Veränderung der
Grenzlinie auf der Karte führen würde; niemals aber würde der Unterschied, wie er zwischen den Mai—August-,
bzw. Februar—November-Linien in Erscheinung tritt, verschwinden.
In der Felberschen Darstellung (s. Anm. 9) (s. auch Abb. 7b) kommt die Wanderung der Polarfront wäh
rend eines Jahres am SE-Ende der Neufundlandbank nicht in dem Maße zum Ausdruck. Doch liegen auch hier
die November- und Februar-Linien nördlicher als die Mai- und August-Linien. Anders im westlichen Gebiet: hier
haben sich die Verhältnisse umgekehrt; jedoch ist die nördlichste Lage nur einen Breitengrad von der südlichsten
entfernt. Es hat den Anschein, als ob die Grenzlinie von der jährlichen Temperaturschwankung abhängig ist.
Leider geht Felber hierauf nicht näher ein.
Beachtlicher ist der Lageunterschied nach den Ergebnissen von P. van Riel (s. Anm. 10) (s. Abb. 7c). Er
findet aber — im Gegensatz zu dem oben angeführten Ergebnis — die nördlichste Lage der Grenzlinie im Juli,
die südlichste im Januar, also völlig der Verschiebung der Isothermen entsprechend. Besonders hervorzuheben
ist dabei, daß seine aus Stromversetzungen ermittelte Konvergenzlinie in der Zone maximaler Temperaturzu
nahme liegt, außer im Juli und August — hier liegt sie nördlicher. — Demnach fällt die größte Zunahme der
Temperatur nicht mit der des Salzgehaltes zusammen. Jene pendelt — wie auch aus den van Rielschen Isother
menkarten hervorgeht — jährlich zwischen 3 und 4 Breitengraden, diese hat eine ziemlich konstante Lage.
Offenbar ist eben die Grenzziehung auf Grund der Temperatur gestört durch den jährlichen Gang der Tem
peratur. Daß sie aber nicht als sicheres Kennzeichen zur Auffindung der Grenze beider Strömungen gelten
kann, bringt auch van Riel zum Ausdruck 15 . Er schreibt:
„Die Kenntnis anderer Eigenschaften des Seewassers ist nötig, um zu beurteilen, ob bestimmte Wasser
massen zu dieser oder jener Region gehören, und von diesen müßte der Satzgehalt zu allererst Beachtung finden.“
Besonders zu bemerken ist, daß sowohl Felber als auch van Riel die Tabellenwerke des Kon. Ned. Met.
Inst. Nr. 110 benutzen, allerdings hat Felber 1-Grad-Felder zur Bestimmung der Stromversetzungen, van Riel
jedoch 2-Grad-Felder zugrunde gelegt.
Die von Felber gewählte Methode läßt natürlich größere Feinheiten erwarten.
Der Schwankungsbereich der Grenzlinie beläuft sich in der Darstellung von:
P. M. van Riel: zw. 70 und 50 Grad W. L.
O. H. Felber „
Bei Annahme der 34% 0 -Linie als Grenze
P. M. van Riel: zw. 50 und 43 Grad W. L.
O. H. Felber
Bei Annahme der 34% 0 -Linie als Grenze
auf 3 Breitengrade
„ 1 Breitengrad
„ 1,5 Breitengrade
auf 4 Breitengrade
Um Vergleiche mit den Ergebnissen von Church (Anm. 8) zu erhalten, wurde für alle Monate die Entfer
nung der Grenzlinie von Neuschottland aus festgestellt 16 . Church ermittelte die Lage der nördlichsten und süd
lichsten Grenzen des Golfstromwassers aus Temperaturwerten und bestimmte ihre Entfernung von Halifax aus.
Es liegt daher nahe, auch für die 34% 0 -Linie, die eben als die einleuchtendste haline Grenze des Golfstrom
wassers ermittelt wurde, die Abstände von Halifax zu verfolgen. Im Mittel ergab sich eine Entfernung von
205 Seemeilen. Für die einzelnen Jahre stellten sich folgende Werte heraus:
1920:
225
1923:
220
1926:
190
1929:
200 Seem.
1921:
195
1924:
205
1927:
210
1930:
180 Seem.
1922:
220
1925:
245
1928:
205
1931:
180 Seem.
Für die Zeit von Januar 1929 bis Mai 1931 ergab sich der Abstand von 195 Seemeilen (Church gibt den
Abstand für diesen Zeitraum an).
14 Nach E. Smith (a. a. O.), Jahrgang 1931, Seite 26, s. Anm. 11, erreicht die Zahl der Eisberge im Mai ihr Maximum mit 139
(gezählt unter 48° N. Br. östl. der Neufundlandbank).
15 Siehe in dem unter Anm. 10 angegebenen Werke: Seite 26 (holländisch), Seite 56 (englisch).
10 Gemessen auf dem von Halifax auf die mittlere Richtung der Polarfront gefällten Lot.