Skip to main content

Full text: 57, 1937

28 
Aus dem Archiv der Deutchen Seewarte — 57. Band, INr. 1 
Der Einfluß der durch die verschiedenen Kaltlufteinbrüche abgekiihlten kontinentalen Wassermassen 
auf die Verhältnisse im Oberflächenwasser der Deutschen Bucht macht sich auch in einer Westwärtsverlagerung 
der Isothermen und der Isohahnen bemerkbar. Die Figuren 72a—e enthalten Linien gleicher Temperatur-Pen- 
tadenmittel. Man sieht deutlich, wie stark sich die Westwärtsverlagerung in den Isolinien zueinander aus 
drückt. Während zur Zeit der 1. Pentade die 4° C-Isotherme im Raume Minsenersand — Elbe 1 —- westlich 
Amrumbank liegt, geht sie zur Zeit der dritten Pentade zwischen Borkumriff und Norderney hindurch. Ver 
gleicht man die Lage der 4° C-Isotherme während der ersten Pentade mit der zur Zeit der vierten, so kann man 
Temperaturunterschiede im Mittel von mehr als 1° C feststellen. Nach Ablauf von rund 15 Tagen hat sich die 
4° C-Isotherme auf 54°-Nordbreite um rund 52 Sm nach Westen verschoben, das entspricht ungefähr einer Ent 
fernung von Elbe 1 bis zur Westspitze der Insel Juist und einer Geschwindigkeit, wenn man stetige Änderung 
nach Westen annimmt, von 7,5 cm pro Sek. (siehe Figur 72f). Die Temperatur hat nach genauer Abschätzung in 
15 Tagen um rund 1,1° C abgenommen. Die Lage der Isothermen zur Zeit der 4. Pentade ist die Extremlage, 
da während der letzten Pentade wieder eine Ostwärtsverschiebung der Isothermen stattgefunden hat. Eins ist 
hier noch bemerkenswert, daß nämlich die 4° C-Isotherme eine größere Verlagerung durchgemacht hat als z. B. 
die 3° C-Isotherme. 
Ähnliche Verhältnisse finden wir auch bei den Änderungen in der Salzgehaltsverteilung im Oberflächen 
wasser der Deutschen Bucht. In den Figuren 73a und b und 74 sind mit Hilfe der Salzgehalts-Pentadenmittel und 
der allgemeinen Salzgehaltsverteilung bei stationären Verhältnissen (siehe Abschnitt B II) sowie mit Hilfe der 
Salzgehaltsbeobachtungen auf den oben erwähnten Dampfer-Routen die Schwankungen im Salzgehalt während 
der fünf Pentaden festgehalten worden. Auch hier sehen wir eine Westwärtsverlagerung der Isohaiinen. Man 
sieht auch hier deutlich, daß die am westlichsten liegenden Isohaiinen die größten Schwankungen durchmachen, 
was auch Zorell [siehe (2)] in der Bearbeitung der hydrographischen Oberflächenverhältnisse der Deut 
schen Bucht gefunden hat. 
Die geographische Verteilung des mittleren Salzgehaltes zur Zeit der 4. Pentade (siehe Figur 74) ist auch 
hier die Extremlage. In der letzten Pentade ist wieder eine geringe Ostwanderung der Isohaiinen festzustellen. 
Nach dem Vergleich der Verhältnisse während der 1. und 4. Pentade hat die 34,0/oo-Isohaline nach Ablauf von 
rund 15 Tagen sich um 37 Sm nach Nordwesten verschoben. Das entspricht einer Entfernung vom Feuerschiff 
„Elbe 1“ bis nach Feuerschiff „Norderney“ und einer Geschwindigkeit von 5,3 cm pro Sek. Die Abnahme des 
Salzgehaltes betrug auf dieser Strecke rund l%o. Auffallend in der Figur 74 ist, daß eine Abnahme des Salz 
gehaltes an der nordfriesischen Küste mit einer geringen Zunahme desselben an der west- und ostfriesischen 
Küste konform geht. Durch die Westwärtsverlagerung der Isohaiinen vor Schleswig-Holstein wird eine geringe 
Südwärtsverlagerung derselben vor West- und Ostfriesland ausgelöst. Die 33 und 34/oo-Isohalinen aber machen 
hierbei eine Ausnahme. 
Die durch die Versetzung der kontinentbeeinflußten Wassermassen nach Westen zu gleicher Zeit zu beob 
achtende Senkung des mittleren Wasserstandes an den friesischen Küsten soll kurz durch die Figur 75 ver 
anschaulicht werden. Hier sind nur die Differenzen (B—R) = Ah zwischen den vorausberechneten (R) und 
den beobachteten (B) Hochwasserständen bei Cuxhaven und Helgoland für Monat Februar miteinander ver 
glichen worden. Man sieht sehr anschaulich, wie durch die anhaltenden Südostwinde in der zweiten Hälfte des 
Monats das Wasser aus der Deutschen Bucht herausgetrieben wurde. Die Differenzen zwischen den Hochwasser 
ständen (B) und (R) bei den beiden Pegelstationen werden gegen Ende des Monats negativ. Diese Erschei 
nung ist also genau das Gegenteil wie der bei anhaltenden Nordwestwinden auftretende Wasserstau an den frie 
sischen Küsten. 
Wenn wir zum Schluß dieser Ausführungen uns noch einmal die zeitlichen Änderungen der Temperatur 
und des Salzgehaltes auf der Dampfer-Route Esbjerg—Harwich vor Augen halten, so soll das Grundsätzliche 
in den Erläuterungen, die für die Verhältnisse in der Deutschen Bucht gegeben wurden, auch für dieses 
Meeresgebiet der südlichen Nordsee gelten (siehe Figur 65a-—b). Hier kann man von einer Südwärtsverlagerung 
der Isothermen und der Isohaiinen im Oberflächenwasser des Hoofdengebietes sprechen. Die zungenförmige 
Ausbildung der Isoplethen für Temperatur und Salzgehalt des kalten Wassers ist nach Auffassung des Verfassers 
weiter nichts als die Wirkung der Kaltlufteinbrüche auf den hydrographichen Zustand im Oberflächenwasser der 
südlichen Nordsee.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.