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Aus dem Archiv der Deutchen Seewarte — 57. Band, Nr. 1
vollkommen mit dem an der Oberfläche ausströmenden salzarmeren Oberwasser vermischt. In horizontaler
Richtung gesehen hat sich bei Hohe Weg ein starker Salzgehaltsgradient von der Oberfläche bis zum Boden
reichend ausgebildet. Südlich von Helgoland schiebt sich salzhaltigeres Nordseewasser in der Tiefe nach
Osten vor.
2. Der Weser—List-Schnitt (Figur 58) reicht vom Feuerschiff „Elbe 1“ (Stat. 83) bis zur Breite des
Lister Tiefs (Stat. 72). Auf der Höhe der Mittel Hever ist bei Stat. 81 eine Zunge salzärmeren Wassers, das
aus den Flußmündungen stammt und an der nordfriesischen Küste nach Norden setzt, geschnitten worden.
Weiter nach Norden nimmt der Salzgehalt ununterbrochen stetig zu.
3. Der Langeoog-Schnitt (Figur 59) reicht von der Westspitze der Insel Langeoog (Stat. 97) bis zum
Sylter Außenriff (Stat. 72a). Im Gegensatz zur hydrographischen Lage vor der nordfriesischen Küste ist der
ostfriesischen Küste verhältnismäßig sehr salzhaltiges Wasser vorgelagert. Bei der Stat. 89 wird eine Zunge
salzreichen Wassers aus Westen und zwischen den Stationen 78 und 72a eine Zunge salzärmeren Wassers aus
Osten angetroffen. Die Bewegungsrichtung dieser vom Boden bis zur Oberfläche reichenden Zungen ist also
senkrecht zu der Figur 59 zu verstehen.
4. Der Norderney-Schnitt (Figur 60) reicht von der Westspitze der Insel Norderney (Stat. 60) bis zum
Muschel-Grund (Stat. 73). Das im vorigen Schnitt der Küste vorgelagerte salzreiche Wasser ist in diesem
Schnitt infolge des aus dem Norderneyer Seegat ausströmenden Küstenwassers weiter von der Küste entfernt.
Bei den Stationen 92 und 77 wird in der Tiefe schon sehr salzhaltiges Wasser (größer als 34,0% 0 ) angetroffen.
5. Der Borkumriff-Schnitt (Figur 61) reicht von der Emsmündung (Stat. 51) bis zu dem südlichen
Ausläufer der Südlichen Schlickbank (Stat.74). Der Salzgehalt nimmt von der Küste nach Norden stetig zu.
Bei Stat. 75 wird in den Tiefen-Wasserschichten ab 10 m das sehr salzreiche, aus den Hoofden stammende Wasser
mit mehr als 34,75%o Salzgehalt angetroffen.
6. Der Ameland-Schnitt (Figur 62) reicht vom Ameland Flach (Stat. 52) bis zur Weißen Bank (Stat. 68).
Das salzreiche Hoofdenwasser nimmt in diesem Schnitt fast den ganzen Raum ein. Es wird im Norden von
etwas weniger salzreichem und im Süden von dem wiederholt genannten holländischen Küstenwasser begleitet.
Das Zusammentreffen dieser beiden letzten Wasserarten bewirkt die Ausbildung eines tiefreichenden und starken
Salzgehaltsgradienten.
7. Der Terschelling-Schnitt (Figur 63) reicht von der Terschellingbank (Stat. 54) bis zum Nördlichen
Schill Grund (Stat. 67). Das im vorigen Schnitt weiträumige Gebiet des salzreichen Hoofdenwassers ist hier
um das Vierfache zusammengeschrumpft. An seiner Südseite schiebt es sich unter das holländische Küsten
wasser und bewirkt mit diesem die Bildung eines starken Salzgehaltsgradienten. Das Küstenwasser breitet sich
hier weiter nach Norden aus als auf der Höhe von Ameland. Bei den Stationen 57 und 65 wird zum ersten Male
die von NNE nach SSW setzende Minimumzone im südlichen Teil erfaßt.
8. Der Hoofden-—Doggerbank-Schnitt (Figur 64) reicht vom Ausgang der Hoofden (Stat. 18) bis zum
Ellbogen der Doggerbank (Stat. 48). Im Süden breitet sich das sehr salzreiche, in den Hoofden nach Norden
setzende Kanalwasser aus. Die Minimumzone gibt sich hier als ein sehr schmales Band wieder. Anschließend
nach Norden kommen wir in ein Gebiet mit einheitlichem hydrographischen Vertikalaufbau. Der Salzgehalt
ändert sich von der Oberfläche bis zum Boden und auch von Süden nach Norden ganz unwesentlich. Er bleibt
in den Grenzen 34,60%o und 34,75%o.
IV. Über die zeitliche Änderung von Temperatur und Salzgehalt
im Oberfläehenwasser der südlichen Nordsee.
Im Abschnitt B II ist schon angedeutet worden, daß die hydrographischen Faktoren, wie Temperatur und
Salzgehalt, während der Untersuchungsfahrt im Oberflächenwasser nicht konstant geblieben sind, sondern zeit
lichen Änderungen unterworfen waren. Die Oberflächensalzgehaltskarte ist nur unter der Voraussetzung, daß
die hydrographischen Verhältnisse stationär waren, gezeichnet worden. Wie groß aber die Änderungen sein
können, zeigen die Isoplethen-Darstellungen in den Figuren 65—67a und b. Die in diesen Figuren wieder
gegebenen Routen-Beobachtungen (9) für Temperatur und Salzgehalt geben in den verschiedenen Gebieten der
südlichen Nordsee ein klares Bild von den möglichen Schwankungen der hydrographischen Faktoren im Ober
flächenwasser. Wir sehen in Figur 65a eine Abkühlung des relativ warmen Kanalstrom- und Hoofdenwassers,
was durch überwiegende Ausstrahlung bedingt gewesen ist. Nach 10 Tagen hat sich das Wasser in den Hoofden