Erwin Balcke: Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in Nor<I<3eutschland.
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stündlich, da die spezifische Feuchtigkeit am 13. mit der Höhe zunimmt (Figur 37); diese Tatsache
bekräftigt also nur noch die Annahme der absinkenden Inversion.
Es soll im folgenden gezeigt werden, daß auch hochsommerliche Hitjegrade gerade durch solche Er
scheinungen mit erklärt werden können. Interessant ist es, daß gerade die beiden höchsten Temperaturen,
die in der bearbeiteten Potsdamer Beobachtungsreihe aufgetreten sind, nämlich 36.8° am 6. VII. 1922 und
37.2° am 21. VIII. 1932, gewiß durch Föhn aus der freien Atmosphäre mit zu erklären sind. Hier handelt
es sich nun nicht um ruhiges Absinken von Inversionen, sondern es werden einfach durch die dynamische
und thermische Konvektion, vielleicht auch etwas durch absteigende Luftbewegung, Luftma3sen hoher
potentieller Temperatur zum Boden verfrachtet. Bedingung dafür ist natürlich eine sehr hohe potentielle
Temperatur in den 1000-m-Schichten, die in beiden Fällen herrschte. Am 6. VII. herrschten in 600 m be
reits 34°, am 21. VIII. in 700 m ebensoviel, und in 1500 m sogar 37.5°. Die Luft brauchte also am 6. VII.
nur aus 600 m abzusteigen und hätte dadurch am Boden allein schon 34° gebracht. Aus welcher Höhe die
Luft abgesunken ist, kann man aber aus den aufgetretenen Maxima nicht schließen, da man nie weiß, wie
die Strahlung auch mitgewirkt hat. Diese Fälle sind zweifellos solche, wo Strahlung und Föhn gemeinsam
die Bodentemperatur so hochtreiben. Bei beiden Fällen ist die Bewölkung ziemlich groß, am 6. VII. im
Mittel sogar 8, am 21. VIII. 4. Die Tagesschwankung beträgt am 6. VII. 16.5°, in Breslau aber 20°. So
hoch kann die geringe Strahlung allein (in Potsdam scheint die Sonne bis zum Eintritt des Maximums
nur 2.5 Stunden!) die Temperatur unmöglich treiben. Bei beiden Fällen nimmt die spezifische Feuchtig
keit nach oben hin ab. Die Tatsache, daß sie bei beiden Fällen zum Mittag hin ebenfalls abnimmt (am
6. VII. nimmt sie um 3.1 g ab) zeigt deutlich die Absinkbewegung. Um die föhnartigen Vorgänge vom
6. VII. 1922 noch deutlicher zu zeigen, sei die Registrierkurve der Temperatur von Potsdam ab-
l'igur 38. Temperalurregistrierung
und Sonnenscheindauer vom 6. VII. 1922 Potsdam.
Figur 39. Isoharen und Maxima vom 21. VIII. 1932.
gebildet (Figur 38). Man sieht, wie bereits nachts zweimal, so um 1.45 und 4.45, zweimal Luft
aus der wärmeren Höhe durchgebrochen ist. Um 5 Uhr erfolgt dann mit leichter Einstrahlung ganz
normaler Temperaturanstieg um 5° in 3 Stunden; mit Aussetjen der Strahlung bleibt die Temperatur
konstant bis 9.45; jetjt aber erfolgt ein rascher Anstieg um 3.6° in 35 Minuten. Dieser Anstieg ist bei der
geringen Sonnenscheindauer kaum durch Strahlung zu erklären und dürfte die erste mächtige Absink
bewegung bedeuten. Ähnlich ist es mit dem zweiten großen Anstieg von 28.5° auf 32.5° von 10.45 bis
11.25. Dagegen scheint jetjt der weitere Anstieg bis 36 J um 13 Uhr in der Hauptsache durch Strahlung
entstanden zu sein. Und jetjt tritt thermische Konvektion ein. Das ist auch nach der Zustandskurve ver
ständlich. Danach müßte bei einer Bodentemperatur über 34° schon Labilität am Boden und damit Kon