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Full text: 57, 1937

Erwin Balckc: Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in Norcldeutschland. 
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Der Dampfdruck am Haupttag zeigt folgende Werte: 
7 Uhr 
14 Uhr 
21 Uhr 
10.2 
9.1 
9.9 
Daß es sielt wirklich um gewaltige Temperaturanstiege handelt, zeigt die mittlere Tagesschwankung; 
sie beträgt 15.3°. Das ist beträchtlich, wenn man bedenkt, daß auch viele Fälle auf den Herbst fallen. 
Die synoptische Betrachtung ergab ein ziemlich einheitliches Bild: Bei 10 Fällen lag ein Hochdruck 
gebiet mit seinem Kern über dem östlichen Balkan, in den 3 restlichen Fällen lag es etwas nördlicher, 
etwa in Nordwestrußland. Auf dem Atlantik liegen ziemlich kräftige Tiefdruckgebiete, 5 über England, 
2 über Island und 6 über Nordskandinavien. Bei 7 Fällen zeigt sich ein deutlicher flacher, gewittersack 
ähnlicher Ausläufer. Bei 8 zeigt sich ein auffallend schmales, sehr warmes Gebiet, dessen Längachse den 
Isobaren parallel läuft. Eine idealisierte Wetterlage erübrigt sich zu zeichnen, da die Verhältnisse sehr 
dem Typus der osteuropäischen Antizyklonen (Figuren 25 u. 26) ähneln. Leider liegen die schönsten 
Fälle im Jahr 1923, von denen noch kein genügendes serologisches Material vorliegt. 
Sehr charakteristisch ist der 13. XI. 1923. Am 11. XI. herrscht in Mitteleuropa kaltes, nebliges Hoch 
druckwetter; die Maxima erreichen in einem großen Gebiet im mittleren Westen nicht einmal 5°. Nachts 
herrscht Frost. So auch am 12. XI., am Vortag. Nur ist das Hoch über Deutschland hinweg zum Balkan 
gewandert. Dabei ist eine ganz ungeheure dynamische Erwärmung eingetreten, wohl auch zum Teil ad- 
vektiv. Daß sie aber größtenteils doch dynamisch ist, zeigt der Aufstieg von Friedrichshafen mitten im 
antizyklonalen Bereich bei Windstille ab 1500 m, der noch größere Erwärmung und Austrocknung zeigt. 
Von 500 bis 1000 m nimmt die Temperatur nach oben um 16° zu (in Lindenberg). Deutschland liegt nun 
am 12. noch vollkommen im Bereich der darunter liegenden Kaltlufl bei nebeltrübem Wetter und 
schwachem SW-Wind. Nur die Berge ragen in die mächtige Inversion. Schneekoppe und Brocken haben 
Maxima von 7 bis 8° am 12., und der Hohenspeißenberg 14°. Die Schneekoppe hat nur 7 % relative 
Feuchtigkeit. Es wird nun angenommen, daß am 13. XI., am Haupttag, die Inversion in einem relativ 
kleinen Gebiet im mittleren Ostdeutschland bis zum Boden abgesunken ist. Diese Striche haben nämlich 
am 13. Maxima über 15° und Bewölkung 1 (Magdeburg, Berlin, Dresden, Breslau; außerdem München). 
Das übrige Deutschland hat Bewölkung 9 oder Nebel. Im Südwesten des Reiches ist gegen den Vortag 
überhaupt keine Änderung eingetreten. Hier liegt nach wie vor ein Gebiet mit Maxima unter 5°, während 
das genannte Absinkgebiet Maxima Ins 17° hat (Figuren 34 bis 36). Um unseren Betrachtungen auf 
Seite 34 gerecht zu werden, können wir sagen, daß diese Gebiete in den absinkenden Luftstrom, der sonst 
normalerweise nur über der Abgleitfläche entwickelt ist, geraten sind und somit die potentielle Tempe 
ratur des absinkenden Luftkörpers erhalten haben, während die anderen Gebiete nur in der schrumpfen 
den und sich nur in der Höhe erwärmenden Kaltluftschicht verblieben sind. Der Grund dafür, daß gerade 
in dem kleinen, inselförmigen Gebiet im mittleren Ostdeutschland der absinkende Höhenstrom bis zum 
Boden gelangt, scheint darin zu liegen, daß in diesem Gebiet die Kaltluft abgesogen wird. Denn während 
am Morgen des 13. in Südwestdeutschland Windstillen herrschen, wehen nördlich der Mittelgebirge süd 
liche bis südwestliche Winde, Stärke 4 bis 5, am Südrand der tiefen Nordkapzyklone. Wir haben also am 
Boden eine Geschwindigkeitsdivergenz, und cla muß ja in dem Gebiet größter Divergenz Luft aus der 
Höhe als Kompensation absinken. Es soll nun an Hand der Aufstiege gezeigt werden, wie durch die am 
Boden abgesogene Kaltluft der warme, absinkende Höhenstrom immer tiefer hinabreicht, kurz, wie die 
Inversion ahsinkt (Figur 37). Am 10. sehen wir eine Inversion in 1100 m und darüber einen sehr 
schwachen Gradienten. Über der kalten Bodenluft set$t offenbar beim Vorüberzug des Hochs stark ab 
sinkende Bewegung ein; denn 2 Tage später, am 12. (der Aufstieg vom Zwischentag reicht leider nicht 
hoch) ist eine ganz ungeheure Erwärmung über der kalten Bodenschicht eingetreten, nämlich 15° in 
1000 m. Wenn die Erwärmung rein dynamisch erfolgt ist, muß die Luftmasse an jedem der beiden Tage 
um 700 m abgesunken sein. Um 14 Uhr am 12. ist das Temperaturmaximum, das morgens noch in 1500 m
	        
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