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Erwin Balcke: Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in Norddeutschland.
1. Bestimmung abnorm hoher Temperaturen.
Für abnorm hohe Temperaturen sind wohl in erster Linie die Maxiina repräsentativ, nicht aber die
Tagesmittel. Es kann ja eine starke positive Anomalie im Tagesmittel verschwinden, wenn am seihen
Tage eine negative auftrat. Darum erstrecken sich die folgenden Untersuchungen nur auf Maximal
temperaturen.
Wenn man nun Fälle mit abnorm hohen Maxima heraussuchen will, so kann man nicht ohne weiteres
aufs Geratewohl Maxima nehmen, die als „hoch“ erscheinen, sondern man muß eine gewisse Jahreskurve
kennen, die eine Funktion darstellt zwischen den Tagen des Jahres und der Temperatur, oberhalb welcher
es abnorm warm wird. Es besteht zwar die Möglichkeit, den jahreszeitlichen Gang einer solchen Kurve
auf Grund von Mittelwerten festzidegen. Allein für die Höhenlage bleibt, wie wir nachher sehen werden,
ein Spielraum. Eine solche Kurve, die die Kurve für abnorm hohe Temperaturen beißen soll, und die
vielleicht auch allgemein klimatologisch von Interesse sein dürfte, soll im Folgenden ermittelt werden.
Ausgegangen wurde von der nunmehr vierzigjährigen Reihe Potsdam 1893 bis 1932. Für eine Unter
suchung von Extremverhältnissen ist die Reihe zwar kurz; aber sie ist gegenüber der Hellmannschen
Berliner Reibe (s. Lit.-Verz. 2) vollkommen homogen und lückenlos und umfaßt auch die Nachkriegsjahre,
die nachher für die aerologischen und synoptischen Untersuchungen allein in Frage kommen. Eine Re
duktion der einen Reibe auf die andere ist wegen der nur 15jährigen Parallelität sehr unsicher.
In der Klimatologie sind bisher folgende Arten von Temperaturdaten, die sich auf Maxima beziehen,
üblich (s. Lit.-Verz. 3, S. 43).
1. Das singuläre mittlere Maximum eines bestimmten Monats, das ist das arithmetische Mittel der
in einem Monat beobachteten Maxima.
2. Das mittlere Maximum ein und desselben Monats der gesamten Reihe.
3. Das singuläre absolute Maximum eines Monats, das ist die in einem einzigen Monat beobachtete
Höchsttemperatur.
4. Das mittlere absolute Maximum von ein und demselben Monat der gesamten Reihe.
5. Das absolute Maximum von ein und demselben Monat der ganzen Reihe.
Wenn man in einer Reihe z. B. warme Dezember heraussuchen will, so geht man von einer konstanten
Anomalie vom mittleren Monatsmittel aus. Um aber ein Maß für abnorm hohe Temperaturen zu be
kommen, kann man leider nicht von einer konstanten Abweichung von irgendeinem Mittel ausgehen,
beispielsweise Abweichung vom mittleren Maximum. Denn wie wir später sehen werden, bedeutet z. B.
eine Abweichung von 10 vom mittleren Maximum nach oben für November eine ungewöhnliche Anomalie,
während man sie im März ganz unbeachtet lassen würde. Das beißt, man muß einen gewissen jahres
zeitlichen Gang der Anomalien berücksichtigen, der offenbar vorhanden ist. Man muß also gewissermaßen
beachten, was für Anomalien in einem Monat im Mittel auftreten. Dafür scheinen am ersten die mittleren
absoluten Maxima in Frage zu kommen. Von der Reihe Potsdam 1893 bis 1932 lauten sie:
I
II
III
IV
V
VI
VII
Vili
IX
X
XI
XII
8.5
10.7
17.7
22.4
28.6
30.0
31.8
30.6
27.2
20.9
13.3
9.6
12.4
18.0
23.5
29.0
34.0
35.0
36.8
37.2
34.9
25.8
21.5
14.3
Die unterste Zahlenreihe zeigt die absoluten Maxima.