Erich Goedecke: Beiträge zur Hydrographie der südlichen Nordsee
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B. Hydrographische Untersuchungen in der südlichen Nordsee
und Deutschen Bucht im Januar /Februar 1936.
Einleitung.
Die folgenden Ausführungen behandeln die Ergebnisse einer Bearbeitung der auf der „Poseidon“-Fahrt
vom 31. Januar bis 22. Februar 1936 gewonnenen Beobachtungen.
I. Beobachtungsmaterial.
Während im Januar 1935 hydrographische Querprofile über das oben erwähnte Gebiet gelegt wurden (4),
wurde im Januar/Februar 1936 in dem Gebiet nördlich davon, und zwar vor allem zwischen 53°- und 55°-
Nordbreite und in der Deutschen Bucht gearbeitet (5). Zuerst wurde von Helgoland aus das Gebiet westlich
des 5. Längengrades eingehend untersucht, und zwar zwischen Smith’s Knoll-F.-Sch.—Haaks-F.-Sch. und der
Doggerbank. Sobald das Wetter das Arbeiten in der offenen Nordsee erlaubte, wurden einzelne Vorstöße soweit
wie möglich nach Norden unternommen. Anschließend wurde das Gebiet der Deutschen Bucht in Angriff ge
nommen. Neben den biologischen und meereschemischen Untersuchungen während der Fahrt wurden, wie
üblich, zahlreiche Beobachtungen für Temperatur-, Salzgehalts- und Sauerstoffbestimmungen gewonnen (6).
Die Ergebnisse der meereschemischen Untersuchungen über die geographische Verteilung der Nährstoffe im
Oberflächenwasser des Untersuchungsgebietes wurden bereits veröffentlicht (7). Die auf dieser Fahrt gewonnenen
hydrographischen und meteorologischen Beobachtungen wurden durch tägliche Sonderbeobachtungen von seiten
sämtlicher deutschen Nordsee-Feuerschiffe ergänzt. Für die Bearbeitung des umfangreichen Beobachtungsmate
rials wurden der Deutschen Seewarte vom Bureau du Conseil International, Kopenhagen, freundlicherweise die
Temperatur- und Salzgehaltsbeobachtungen von der Fahrt des englischen Forschungsschiffes „George Bligh“ in den
Hoofden und im englischen Kanal vom 2. Januar bis 26. Februar 1936 (8) zur Verfügung gestellt. Außerdem
wurden der Deutschen Seewarte von demselben Bureau die fortlaufenden Beobachtungen über Temperatur und
Salzgehalt auf vier ständigen Dampferwegen der Nordsee für den Monat Februar zugesandt. Die Dampferwege
sind folgende:
Dampferroute Nr. 31: (9) Esbjerg—Harwich.
Dampferroute Nr. 32: Hüll—Hanstholm.
Dampferroute Nr. 35: Stavanger—Rotterdam.
Dampferroute Nr. 36: Ijmuiden—Hüll.
Ferner wurden einige Beobachtungen in der südlichen Nordsee von der Dampferroute Nr. 5: Hamburg—
New York, und von den Terminfahrten des Stationsschiffes „Augusta“ der Biologischen Anstalt auf Helgoland
benutzt.
II. Die Temperatur-, Salzgehalts- und Dichteverteilung im Oberflächenwasser.
In Figur 38 sehen wir die Salzgehaltsverteilung im Oberflächenwasser des gesamten Untersuchungs
gebietes dargestellt. In dieser Übersichtskarte sind die Ergebnisse der Feuerschiffsbeobachtungen, die Aussagen
über zeitliche Veränderungen in der Salzgehaltsverteilung infolge Gezeitenbewegungen der Nordsee und meteo
rologischer Einflüsse vor allem an den Küsten machen können, noch nicht berücksichtigt. Diese Darstellung
gibt mit Hilfe der Isolinien die in situ beobachteten Salzgehaltswerte so wieder, als ob die Verhältnisse im
Oberflächenwasser des untersuchten Gebietes stationär wären. Die Berechtigung zu dieser Annahme ersieht
man in Tabelle Nr. 2, die Angaben über zeitliche Änderung der Temperatur und des Salzgehaltes bei den