Edgar Heilgermann: Beiträge zur Klimatologie von Togo
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diagramm für Sansane Mangu und Jendi tritt der im Laufe eines Jahres sich stark ändernde Charakter des
Klimas klar hervor. Ohne weiteres ist ersichtlich, daß April bis Oktober und Dezember bis Februar im größten
Gegensatz zueinander stehen und daß die Monate März und November als Übergangsmonate anzusehen sind.
Nach der obigen Bemerkung werden alle Monate, die besonders weit rechts im Diagramm liegen, für den
Menschen in ihrer Wirkung am unangenehmsten sein. Es sind dies für ganz Togo im allgemeinen die Monate
April bis Juni, das ist der Beginn der Regenzeit (an der Küste schon im März).
Nun muß berücksichtigt werden, daß die Klimadiagramme unter Annahme einer mittleren Ventilation von
3 bis 4 m pro sec. gezeichnet sind. Aus Gleichung 3a wird unter Berücksichtigung von Gleichung 5:
Gl. 7)
dW _ dm
dt C p dt
30
Wird konstant gehalten, so muß bei wachsender (abnehmender) Ventilation, also bei höheren (niedri
geren) Windgeschwindigkeiten. T ae - T a6k kleiner (größer) als 30° werden. Das bedeutet aber eine Verschie
bung der Sättigungskurve Tae m nach rechts (links), wodurch feucht-heiße Klimate erträglicher (unerträglicher)
werden. Durch eine Verschiebung nach rechts, also bei erhöhter Ventilation, würde aber für die Togostationen
das Klima nicht erträglicher werden, da ihre Diagramme alle noch im Bereich zwischen der T. .Kurve und
ae i
der oberen Grenzlinie liegen. Bei herabgeminderter Windgeschwindigkeit dagegen muß das Klima unerträg
licher werden, namentlich in den Monaten zu Beginn der Regenzeit. Die orographische Lage der einzelnen
Stationen wird also bei der Beurteilung der physiologischen Wirkung des Klimas eine wichtige Rolle spielen.
Orte in Talkesseln werden stark unter Schwüle zu leiden haben, solche, die auf Kuppen und an dem Wind aus
gesetzten Hängen liegen, müssen ein Klima aufweisen, das weit besser zu ertragen ist. Folgende Berichte mögen
die Richtigkeit dieser allein aus den Klimadiagrammen geschlossenen Aussage bestätigen.
„Eine über die Höhe streichende, nur selten einschlafende Brise mildert die Hitze der Voltaebene.“ (Beil. z. Kol. Bl. 1896/97,
S. 29, Station Kpandu.)
„Der häufige Mangel jeglicher kühlenden Brise macht den Aufenthalt für den Europäer in Kratschi zeitweise unerträglich.“
(Beil. z. Kol. Bl. 1896/97, S. 31, Station Kete Kratschi.)
W ährend der Trockenzeit ist die alles ausdörrende Hitze des Inlandes für den Menschen immer noch besser
zu ertragen als die feuchte Schwüle der Küste (Beil. z. D. Kol. Bl. 1900, S. 81). Nur die Zeitabschnitte beson
ders großer Lufttrockenheit innerhalb derselben sind von besonderer physiologischer Wirkung (s. S. 25).
Krause schreibt (23, S. 221) :
„Die Eingeborenen fürchten die Harmattanzeit, und zwar weil sie zu dieser Zeit am meisten im ganzen Jahr frieren. ... Die
austrocknende Wirkung des Harmattanwindes ist sehr groß. Bei manchen Eingeborenen wird die Haut rissig ...“
Doch ist für den Menschen die Möglichkeit vorhanden, sich vor den Wirkungen dieser großen Lufttrocken
heit zu schützen. Einfetten des Körpers schützt vor Austrocknung und Sprödewerden der Haut, wärmere Kleider
und Decken verhindern das Frostgefühl, die unangenehmen Begleiterscheinungen beim Einatmen der trockenen
Luft (Kratzen im Halse, Austrocknung der Mund- und Rachenhöhle, starkes Durstgefühl) können herabgemin
dert oder gar zum Verschwinden gebracht werden, wenn, wie Krause empfiehlt (23, S. 221), die Europäer
das Gesicht bis an die Augen mit einem Tuch bedecken und nur durch die Nase atmen.
„Wenn sie das freiwillig tun, so werden sie sich dann immer wohler fühlen, als wenn sie die heiße trockene Luft direkt und
noch dazu durch den Mund einatmen. Auch wo kein Harmattan herrscht, wird eine solche Art zu reisen Wohlbefinden und Ge
sundheit erhöhen.“
Dadurch, daß man Schutzmittel verschiedenster Art gegen die Wirkungen der Trockenheit der Luft anwen
den kann, gegen die der stark feucht-heißen Atmosphäre dagegen so gut wie gar nicht, wird ohne weiteres klar,
daß der Aufenthalt gerade an der Küste und im Innern zu den nach den Diagrammen festgelegten Zeiten (große
Feuchte, hohe Lufttemperatur) wesentlich unangenehmer ist als während der Trockenzeit im Innern Togos.