Edgar Heilgermann: Beiträge zur Klimatologie von Togo
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zuweisen. Im einzelnen führt Refsdal dies auf zwei Ursachen zurück:
1. Der Temperaturgradient ist nachts am größten;
2. die relative Feuchte ist nachts am größten.
Betreffs der näheren Begründung muß auf die Arbeit Refsdals (a. a. O.), im besonderen auf die Seiten 28 ff.,
hingewiesen werden.
Es liegt nahe, die Niederschlagsarmut der Goldküste, die einwandfrei auf die tiefen Meerestemperaturen
während der Auftriebsmonate zurückzuführen ist, aus der mangelnden Voraussetzung der Auslösungsmöglich
keit von Niederschlagsschauern zu dieser Zeit zu erklären. Der Nachweis ist erbracht, daß die Luft durch das
kalte Auftriebwasser in ihrer Temperatur herabgesetzt wird (s. S. 11). Die zu betrachtende Luftmasse, einen
Ursprungspunkt südlich des Äquators angenommen, legt in der Auftriebsperiode einen Weg zurück, auf dem sie
infolge der herrschenden Meeresoberflächentemperaturen (s. [13] Karten) von unten her erwärmt, dann aber,
von etwa 250 km Küstenentfernung ab, dauernd abgekühlt wird. Bei einer konstanten Windgeschwindigkeit
von 3 m/sec. wird dieser Weg in etwa 24 Stunden zurückgelegt, und im Laufe dieser Zeit setzt sich die von
unten her eintretende Abkühlung durch Austausch nach oben fort (10a, S. 44). Dadurch wird allgemein der
Temperaturgradient verringert, so daß die nach Refsdal der Niederschlagsauslösung günstige, nachts ein
setzende Vergrößerung desselben nicht ausreicht, um Schauer entstehen zu lassen. In ihrem Weg über das Fest
land wird nun die Luftmasse dauernd von unten her erwärmt und je nachdem, wie weit die Abkühlung infolge
der herabgesetzten Meerestemperatur bereits vorgeschritten ist, wird der Gradient früher oder später groß ge
nug, um Schauer entstehen zu lassen. Infolgedessen ist von dort ab nordwärts kein Nachlassen der Niederschläge
im Juli und August festzustellen. Die Ergebnisse einer Darstellung der Abhängigkeit der Grenze zwischen doppel
ter und einfacher Regenzeit und der Meeresoberflächentemperatur bestätigen das recht gut (s. S. 19).
Vielfach wird als Ursache der Niederschlagsverminderung an der Küste und im Innern die wachsende Be
ständigkeit des Regen erzeugenden Windes angenommen (24, S. 97/98). Dann müßte aber dieselbe auch in Nord
togo festzustellen sein, denn selbst in Sansane Mangu erreicht der Monsun im Juli und August noch eine recht
hohe Wahrscheinlichkeit seines Auftretens. Hier und in Jendi hat er seinen Höhepunkt aufzuweisen, während der
Niederschlag noch im Zunehmen begriffen ist. Auch die für die Niederschlagsarmut der Küste ins Feld ge
führte Erklärung, daß die über dem Wasser abgekühlte Luft Wasserdampf abgegeben hat und nun beim Über
tritt auf das wärmere Land zu trocken wird, um Niederschlag zu erzeugen (22, S. 38), ist nicht ganz einleuch
tend, wenn man folgendes bedenkt: Obwohl der Dampfdruck zu dieser Zeit seinen Jahrestiefstwert erreicht,
nimmt die relative Feuchte, auf die es hier aber ankommt, keinesfalls während der Auftriebsperiode ab, sondern
zu. Sie erreicht vielmehr ihr Maximum, weil die Luftmassen beim Übertritt auf das Land infolge der stärkeren
Bewölkung nicht so schnell erwärmt werden, wie man zunächst geneigt ist anzunehmen. Weiter landeinwärts
erst ist in nur ganz geringem Maße anfangs eine Abnahme der relativen Feuchte zu erkennen, sie bleibt aber
durchweg über ihrem Jahresmittel. Es ergibt sich also, daß die Luftmasse bei ihrem Weg über das stark durch
feuchtete Land Feuchtigkeit in dem Maße aufnehmen kann, daß relativ genommen ihr Wassergehalt mit der
fortschreitenden Erwärmung Schritt hält. Das führt aber dazu, die zweite Trockenzeit der Küste und die noch
im Innern festzustellende Verminderung des Niederschlages mit Hilfe der Refsdal sehen Anschauungen über
die Auslösung von Schauern zu erklären. Doch werden erst systematische Höhenaufstiege an der Küste und im
Innern des Landes uns in die Lage versetzen, zu entscheiden, ob diese Erklärung stichhaltig ist oder nicht.
Der Tabelle 17 konnte entnommen werden, daß gerade Inlandstationen wie Sansane Mangu, Jendi, Kete
Kratschi, Atakpame bezüglich der Niederschlagsverteilung auf Tag und Nacht dem Küstentypus mit überwiegen
den Nachtregen zuzuordnen sind. Nach Refsdal können dies besondere lokale Terrainformationen verur
sachen, deren Untersuchung nur an Ort und Stelle vorgenonunen werden kann. Refsdal schreibt nämlich
(10b, S. 30):
„Inwieweit eine Stelle dem kontinentalen oder maritimen Typ in der Niederschlagsverteilung zugehören wird, ist also davon
abhängig, ob die Instabilitätsschauer nachmittags infolge der Insolation zu nennenswerter Entwicklung kommen oder nicht, oder ob
die lokalen Verhältnisse bewirken, daß die gebildeten Schauer hauptsächlich außerhalb der betreffenden Stelle niedergehen oder
nicht. Die lokalen Nachmittagsschauer sind, wie bekannt, in ihrer Wanderung stark von der Terrainbildung abhängig.“
Demnach sind für die Auslösung der Instabilitätsschauer am Nachmittag die Gegenden um Palime, Kpandu,
auch Bassari und Nuatjä besonders günstig. Für Palime und Kpandu scheint der recht schnelle Übergang vom
Tiefland zum Gebirge, aus der Richtung des Monsuns gesehen, maßgebend zu sein.