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Full text: 57, 1937

Edgar Heilgerraann: Beiträge zur Klimatologie von Togo 
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„Die Abende wurden kühl und die Gegend wie in einen leichten Nebel gehüllt, so daß das schon spärliche Laternenlicht der 
Straßenbeleuchtung kaum noch durchdringen konnte. Die Nächte wurden so kalt, daß man sich hei festgeschlossenen Fenstern mit 
einer wollenen Decke zudecken mußte. ... Die Blätter an den Bäumen wurden gelb und fielen ab, das Gras wurde dürr, jedes 
Grün mit Ausnahme des der Bananen verschwand, Bretter bogen sich, Türen und Fenster erhielten Risse und Spalten, Schuhzeug 
und Kleider verloren den sonst kaum zu bewältigenden Schimmel, die Bücherdeckel wurden krumm und alles überzog sich mit einer 
Staubdecke. ... Die Pferde wurden unruhig, sie schnauften, kratzten mit den Hufen. ... Die Hühner saßen still umher und legten 
keine Eier, alles fühlte sich krank, besonders als der Staub so dicht wurde, daß man oft kaum 30 m weit sehen konnte. Der Körper 
wurde sehr empfindlich, man fühlte sich ermattet, die Haut der Lippen sprang auf, die Nase schmerzte, wir fühlten eine große 
Schwere in den Augenlidern, die Augen brannten und das Weiße derselben sah stark gerötet aus. Die Zunge war trocken, man 
mußte oft trinken. 
Hauptmann v. Seefried notiert am 9. 12. 1911 14 Uhr: 
„Mittags fror der Beobachter bei 26,7° auf der Veranda (A n m. : Beob. 14 Uhr: 17% rel. Feuchte), die Nase tropfte wie in 
Deutschland im Winter, die Haut war trocken und spröde. (D. Ü. M. B., Bd. XXI, S. B 5, Station Sansane Mangu.) 
Schließlich schreibt G. A. Krause (23, S. 261): 
„Mir kommt es bisweilen, trotz der 28,9° (im Schatten) noch kalt vor. Eine Art Frösteln überkommt mich, ich glaube aber 
nicht, daß es Krankheit ist, sondern es wird die Folge der Luftbeschaffenheit sein.“ (10 Uhr NE 4, 20% rel. Feuchte.) Um 13 Uhr, 
am gleichen Tage, bei NE 3—4 stoßweise, 15% rel. Feuchte, 34,1° im Schatten, notiert er: „Eben vorhin sagten mir zwei Schwarze, 
daß es kalt sei, daß sie frören.“ 
Die Beobachter in Togo sowie die dort lebenden Europäer haben meist diese Erscheinungen als Harmattan 
bezeichnet. Besonders wurde der bläulich-weiße Dunst, der von den dünnsten, erst auf mehrere Kilometer hin 
sichtbaren Schleiern bis zu äußerst dichten Staubmassen, die die Sonne nur noch als matte weiße Scheibe er 
kennen lassen, auftritt, Harmattandunst, ein Tag mit dieser Erscheinung Harmattantag genannt. Im meteoro 
logischen Sinne versteht man dagegen unter Harmattan den über dem Westen und der Mitte Nordafrikas das 
Jahr hindurch aus dem Ostquadranten wehenden trockenen und staubführenden Wind (20). Letztere Definition 
wird für die nachfolgenden Untersuchungen als richtunggebend angenommen. 
Die von Hauptmann v. Seefried in Sansane Mangu von September bis Dezember 1911 und mit einigen 
Unterbrechungen im Jahre 1912 angestellten Sonderbeobachtungen (I). Ü. M. B., Bd. XXI, S. B 3 ff. und Bd. XXII 
5. B 5 ff.) bestätigen die Feststellung M i s c h 1 i c h s (M. a. d. D. Sch., Bd. XII, S. 15), daß die Dunststärke in 
keinerlei Zusammenhang steht mit der Luftfeuchtigkeit und der jeweiligen Windrichtung und Stärke. Hierzu 
folgende Beispiele: 
11. 12. 1911. N bis NE, abnehmende Luftfeuchtigkeit (14 Uhr 9%). „Fernsicht ist so gut, wie schon seit langer Zeit nicht mehr.“ 
6. 12. 1911. Bei NNE und stark abnehmender Luftfeuchtigkeit nimmt die Dunststärke auffallend stark zu. 
28. 10. 1911. Bei SW um 7 und 14 Uhr, SSE um 20 Uhr ist starker Dunst vorhanden. 
Man darf also keineswegs einen Tag mit Dunst einfach als Harmattantag bezeichnen oder umgekehrt. Es 
ist zu berücksichtigen, daß während der Trockenzeit lokal auftretende Gewitterregen den Dunst niederschlagen 
müssen, so daß trotz geringer Feuchte und NE-Windes die Luft klar ist. Bei Änderung der Windrichtung von 
NE auf SW muß anfänglich der Dunst bestehen bleiben, da die staubhaltige Luft vorher weite Gebiete überdeckt 
hat, die südwestlich des Beobachtungsortes liegen. Springt danach der Wind wieder um, so wird in der Luft 
beschaffenheit überhaupt kein Unterschied zu bemerken sein. 
Perioden besonders geringer Luftfeuchtigkeit innerhalb der Trockenzeit fallen häufig mit solchen auffallend 
niedriger Nacht- und Morgentemperatur zusammen, v. Danckelman hat den Eindruck, daß dieses Zu 
sammentreffen im allgemeinen nur dann beobachtet wird, wenn die Windrichtung einige Zeit beständig zwischen 
NNW und ENE, vielleicht auch E, bleibt, oder allgemein eine nördliche Luftströmung zur ausschließlichen Vor 
herrschaft gelangt (26). Die Terminbeobachtungen von Sansane Mangu, Jendi und denjenigen Stationen, bei 
denen solche Perioden besonders stark in Erscheinung treten, bestätigen diesen Eindruck. Hierzu folgende Bei 
spiele für die Station Sansane Mangu: 
6.—12. 1. 1912. Windrichtung vom 5. 14 Uhr bis 11. vorm, aus N bis E, 12. 7 Uhr SE, 14 Uhr NNE, 20 Uhr N, unterbrochen 
durch häufige Windstillen. 
Rel. Feuchte 14 Uhr bleibt während des ganzen Zeitraums unter 10%. 
M i 111. Tagesmini m um der Temperatur 17,1° (Mittel I 1912 19,0°). 
22. 2.—9. 3. 1912. Windrichtung zu allen Terminen N bis ENE, gegen Ende des Zeitabschnitts abnehmende Windgeschwindig 
keit, häufiges Auftreten von Windstillen. 
Rel. F'e uchte 14 Uhr bleibt stets unter 10%. 
Mittl. Tagesminimum der Temperatur 20,4° (Mittel II—111 1912 22,6°). 
Für beide Zeiträume können auch die Thermographenaufzeichnungen herangezogen werden. Es sind für 
jeden NE-Windabschnitt und die restlichen Tage des Monats (Januar) bzw. beider Monate (Februar, März) 
die Temperaturmittel jeder Stunde und deren Abweichungen voneinander berechnet worden. Tabelle 31a und b 
sowie Fig. 25 und 26 bringen die Ergebnisse.
	        
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