VORWORT.
Nachdem Texel von Kleinklenim (1910) und Terschelling von van Dieren (1932) auf holländischer Seite, Borkum
von Behrmann (1919), Juist von Windberg (1931) und Wangeroog von Krüger (1911) auf deutscher Seite näher unter
sucht waren, galt es, die Lücke zwischen Terschelling und Borkum zu schließen. Die dort liegenden Inseln versprachen manche neue
Kenntnis, aber auch die Bestätigung bereits gewonnener Erkenntnisse. Gehört doch Ameland zu jener Gruppe westfriesischer
Inseln, die im großen und ganzen festliegen, während Schiermonnikoog etwas, Bosch und Rottumeroog sogar erheblich im Laufe
der letzten Jahrhunderte gewandert sind.
Es konnte nicht die Aufgabe der Arbeit sein, die Fülle der Einzelformen des Strandes und des Inselkernes ihrer Entstehung
nach zu behandeln; das ist von Behrmann am Borkumer und von van Dieren am Terschellinger Beispiel bereits erschöpfend
getan worden. Auch die Kenntnis der Sandwanderung vor der Küste durfte nach Krügers und P o p p e n s Arbeiten als be
kannt vorausgesetzt werden. Das Ziel der Arbeit war vielmehr, der Bildungs- und Entwicklungsgeschichte der friesischen Inseln auf
morphologischen, geographisch-historischen und hydrographischen Wegen nachzugehen und sie von neuen Standpunkten aus zu be
trachten.
Das Hauptaugenmerk wurde auf die Entstehung der Dünenketten gelenkt. Es ergab sich, daß ihre Form und Lage nicht
vom Zufall geschaffen ist, sondern daß die Dünenketten in geordneten Systemen entstanden sind und noch entstehen. Ihre Bildung
und ihre Lage geht auf das Zusammenwirken ganz bestimmter Kräftefaktoren zurück, als deren sinnfälliger Ausdruck sie Rück
schlüsse auf Richtung und Intensität dieser Kräfte zulassen. Die auf dieser Anschauung äufgebaute Strukturanalyse der einzelnen
Inselkerne konnte auf den untersuchten Inseln verschiedene, zeitlich gleich verlaufende Entwicklungsstufen der Dünenkettenbildung
herausschälen. Der Auswertung der Dünenketten als Zeugen für die Bildungs- und Entwicklungsgeschichte der friesischen Inseln
konnte somit ein wichtiger Platz neben den bereits vorliegenden p(lanzengeographischen Ergebnissen (van Dieren 1934) ein
geräumt werden.
Weiterhin wurde der Frage nachgegangen, ob ein Zusammenhang zwischen der Wanderung des Sandes vor den Inseln und
dem Aufbau der Dünenketten besteht. Ebenso wurde die Frage gestreift, ob sich an den Formen des Inselsaumes eine bis in die
Gegenwart reichende Senkung nachweisen läßt. Schließlich mußte darauf eingegangen werden, ob Jessens These der Verlegung
der Gezeitentiefs unter der Einwirkung veränderter Gezeitenverhältnisse in der Nordsee für das Arbeitsgebiet zutrifft.
Da die Dünenketten der behandelten Dünengebiete noch an keinem Orte beschrieben oder kartographisch dargestellt waren,
bestand die Zwangslage, zunächst selbst die Unterlagen zu beschaffen. Das in eigener Anschauung gewonnene Bild wurde nach den
erreichbaren älteren Karten, Literaturhinweisen und Archivalien überprüft und ergänzt. Es sei dem Verfasser gestattet, allen denen,
die den Untersuchungen stets freundliche und hilfreiche Unterstützung angedeihen ließen, besonders seinem hochverehrten Lehrer
Herrn Prof. Dr. Walter Behrmann, der die Anregung für die Arbeit gab, Herrn Oberbaurat Dr. h. c. W. Krüger, Herrn
Prof. Dr. R. Richter und dem Senckenbergischen Institut am Meer, Herrn Prof. Dr. D. van Blom in Leiden, Herrn Biblio
thekar H. de la Fontaine Verwey von der Universitätsbibliothek zu Groningen, den Beamten des Rijkswaterstaat und der
Rijksarchive zu Leeuwarden und Groningen und der Gräflich Bernstorffschen Verwaltung auf Schiermonnikoog an dieser Stelle
öffentlich herzlichen Dank auszusprechen.
Für die Vermittlung und Ermöglichung der Drucklegung schließlich ist der Verfasser nächst Herrn Professor Behrmann
dem Oberkommando der Reichsmarine, insbesondere Herrn Konteradmiral a. D. Dr. Fr. Conrad, und der Deutschen Seewarte zu
großem Dank verpflichtet.