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Full text: 56, 1936

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Band 56, Nr. 6 
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rechnung. Da für die einzelnen Amrumer Messungen kein anderes Reinheitskriterium vorlag, das zum Vergleich 
herangezogen werden konnte, wurde als solches die Intensität der Gesamtstrahlung verwandt, und aus dem Sylter 
Material für die gleichen Js-Werte bei gleicher Sonnenhöhe der Rotanteil herausgesucht. Wenn man in Betracht 
zieht, daß die Amrumer Messungen wahrscheinlich z. T. in eine Zeit allgemeiner Lufttrübung fielen (99, S. 206 
u. 209), so muß man sagen, daß die Werte des Rotanteils auf Amrum im Vergleich zu denen auf Sylt sicherlich 
nicht zu hoch sind. Auch bei niedrigerem Sonnenstand (h = 5.5°) befinden sich die Amrumer J r /J 0 -Werte (inner 
halb der Vergleichbarkeitsgrenzen) durchaus in guter Übereinstimmung mit den Sylter Werten (vgl. dagegen die 
Besprechung von F. Lauscher in Gerl. Beitr. Geophysik 43. 1935). Der höchste auf Amrum gemessene Strah 
lungswert betrug 1.37 gcal/cm 2 .min. bei h = 35.5° (am 25. Sept. 1929 p.), auf Sylt (bei gleichem h) 1.38 gcal/ 
cm 2 . min (am 14. Juli 1934 a. m.), der höchste auf Sylt überhaupt gemessene J 9-Wert 1.425 gcal/cm 2 .min bei 
h = 45.5° am 27. August 1934 a. m. 
Es besteht jedenfalls kein Grund zur Annahme, daß die Sylter Messungen zu einer Zeit unnormaler Trü 
bungsverhältnisse ausgeführt worden sind. Wenn also der atmosphärische Reinheitsgrad während der Amrumer 
Beobachtungen relativ geringer war, wie auch durch den Verlauf des Arago sehen Punktes weiter unten nahe 
gelegt wird, so wäre sogar ein größerer Rotanteil für Amrum als für Sylt zu erwarten. Wenn solches nicht in 
Erscheinung tritt, so scheint die Ursache hierfür in erster Linie in der Wahl der Rotfilterkorrektion (für Sylt 
bei 4 mm Filterdicke 20%, für Amrum bei 3 mm Filter dicke 23 16.5%), deren exakte Bestimmung leider immer 
noch problematisch ist, gesucht werden zu müssen. 
II. Aragos neutraler Punkt, 
a) Der Arago- Punkt, die Sichtweite und Sonnenstrahlung. 
Die große Bedeutung der n. P. als Kriterien des atmosphärischen Reinheitsgrades und — worauf hier be 
sonders abgesehen ist — die Sonderstellung der Beobachtungen des Ar.-P. an der See wurden von Chr. 
Jensen in mehreren grundlegenden Arbeiten ausführlich behandelt (98) (99) (100) (101) (102) 
(103) (dort jeweils weitere 23 24 wichtige Literaturangaben). Es soll hier im wesentlichen versucht werden, an 
Hand des leider nur geringen Sylter Materials die einzelnen, sich aus dem Verlauf der Abstandskurven des Ar.-P. 
ergebenden Kriterien gegeneinander abzuwägen unter Bezugnahme auf Sichtweite und Sonnenstrahlung. Aller 
dings seien gewisse Schwierigkeiten im Vergleich nicht verschwiegen; die Sichtweite wurde aus Gründen der 
Zeitersparnis während der Verfolgung des Ar.-P. nur geschätzt und morgens erst nach bzw. abends schon vor 
den Abstandsmessungen mit dem Wigand sehen Sichtmesser bestimmt, weil vermieden werden sollte, daß die 
Brauchbarkeit der Abstandskurven durch evtl, empfindliche Lücken beeinträchtigt würde. Für gleichzeitige 
Messungen der Sicht und bei positiven Sonenhöhen auch der Strahlungsintensität wäre imbedingt ein zweiter Be 
obachter erforderlich gewesen. 
Daß es kaum genügen kann, die vorher bzw. nachträglich gemessene Sichtweite als Vergleichs 
basis zu verwenden, geht aus der bekannten Tatsache hervor, daß die Sichtweite gerade um die Zeit des Sonnen- 
auf- bzw. Untergangs vielfach beträchtliche Änderungen erfährt. Es wurden deshalb die Sichtschätzungen, die 
während der Ar.-Beobachtungen notiert worden waren, verwandt, zumal bis zu einer Sichtweite von etwa 30 km 
genügend Ziele und vor allem auch die Festland-Sichtbarkeit einige Sicherheit der Schätzungsresultate gewähr 
leisteten 25 . Bei größeren Sichtweiten wurden die einer Sonnenhöhe von 10.5° entsprechenden Sichtweiten als 
Anhaltspunkte benutzt. 
Die Sonnenstrahlung wurde in der Weise verwertet, daß der Ts aus den für h = 5.5° und 10.5° extra 
polierten Intensitäten berechnet und gemittelt wurde, außerdem gelangte der Wert des J r /J 9 für h = 15.5° zur 
Anwendung. 
Es dürfte angebracht sein, die Reinheitskriterien zu untersuchen, die man etwas aus dem Verlauf der Ar.- 
Kurven herauslesen kann: 
Kriterium A': Höhenlage der Kurven bei (nicht zu geringen) positiven Sonnenhöhen, ein Kriterium, das sich für Landbeobach 
tungen als äußerst wichtig ergeben hat und dessen Anwendbarkeit auf Seebeobachtungen nach Jensen (99, 
S. 209 f.) durchaus diskutierbar sein dürfte: 
Kleinere Punktabstände —- geringerer Trübungsgrad. 
Kriterium B': Amplitude zwischen sekundärem Maximum und Minimum, für Landbeobachtungen weitgehendst vor allem von 
Jensen untersucht und als recht fruchtbares Reinheitskriterium befunden; gegen seine Anwendbarkeit auf See 
beobachtungen scheint zunächst kein Grund vorzuliegen: 
Kleinere Amplitude — geringerer Trübungsgrad. 
Kriterium C': Lage des sekundären Maximums (typisches Kriterium für Seebeobachtungen): 
Niedrigere positive Sonnenhöhe —• geringerer Trübungsgrad. 
Ein weiteres, ebenfalls mit gutem Erfolg für Landbeobachtungen verfolgtes Kriterium ist die Lage des 
Ar.-Minimums (niedrigere negative Sonnenhöhe — geringerer Trübungsgrad) (103, S. 34 ff.). Dieses Rein 
heitskriterium scheint jedenfalls nur auf große Trübungsunterschiede, wie sie zwischen stark gestörten und nor 
23 Siehe Fußnote 29 auf S. 41. 
24 Im wesentlichen kommen hier die Untersuchungen von Fr. Busch, C. Dorno und Fr. Roggenkamp in Frage. 
23 Vgl. Lit. 74, S. 174.
	        
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