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Full text: 56, 1936

Hans Neubeiger, Beiträge zur Untersuchung des atmosphärischen Reinheitsgrades 
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Die absoluten und relativen Durchlässigkeitsprozente zeigen ebenfalls einen virtuellen Gang: sie nehmen 
mit zunehmender Sonnenhöhe ab. Prozentual ist diese Abnahme zwischen h = 10.5° und 25.5° für P abs und P rei 
die gleiche. Dann biegen die Kurven ebenfalls merklich um und verlaufen ungefähr horizontal (konstant) wie 
die Kurven von q. 
Schließlich sei der Trübungsfaktor Ta betrachtet. Hier läßt sich ein virtueller Gang nicht feststellen, 
da das anfängliche langsame Absinken der Ts-Kurve mit der auch durch den Sichtverlauf angezeigten Trübungs 
abnahme in Verbindung gebracht werden muß. Jedenfalls ist die Beziehung zur Sichtweite hier am vollendet 
sten. Erwähnt seien noch die Kurven der Luftfeuchtigkeit, denen teilweise schon oben gewisse Bedeutung zu 
kam. Die relative Feuchtigkeit (ausgezogene Linie) zeigt trotz der in der Erklärung zu Figur 10c (S. 30) er 
wähnten Tatsache, daß in den weitaus meisten Fällen Landwind verzeichnet wurde, die eigentlich für Seewind 
charakteristische, eindeutige Gegenläufigkeit zur Sicht, was aber wiederum größtenteils auf die Art der Mittel 
bildung zurückgeführt werden muß. 
2. Anordnung der Mittelwerte nach Luftmassen. 
Die in den vorausgehenden Betrachtungen benutzten Mittelwerte wurden in Figur 18 als Funktionen der Luft 
masse dargestellt. Nur in den beiden obersten Kurven wurden sie dahin abgeändert, daß sie statt der direkten 
Intensitäten deren Logarithmen wiedergeben. Für die Rotstrahlung müßte bei unverändertem Reinheitsgrad der 
Logarithmus der Intensität eine lineare Funktion der Luftmasse sein (99, S. 204). Wie aus Fig. 18 hervorgeht, ist 
dies aber nicht der Fall, da die von den größeren Luftmassen herkommende Kurve sich bei völliger Linearität 
längs der punktierten Linie fortsetzen müßte. Daß sie sich nach oben krümmt, besagt aber offenbar wieder 
nichts anderes, als daß der Trübungsgrad sich verringert hat. 
Der Rotanteil erweist sich auch hier als verhältnismäßig schwerfälliges Trübungsmaß, während T r und ß 
wegen ihres stark beeinträchtigenden virtuellen Ganges zum Vergleich mit der Sichtweite am wenigsten geeignet 
sind. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Trübungsfaktor der Gesamtstrahlung sich am besten in Bezie 
hung zur horizontalen Sichtweite setzen läßt, nicht zuletzt wegen seiner merklichen Unabhängigkeit von der 
Luftmasse. Daneben zeigen sich die absoluten Durchlässigkeitsprozente Änderungen des Reinheitsgrades gegen 
über als recht elastisch, wenn auch ihre Luftmassenabhängigkeit die Brauchbarkeit zum Vergleich mit der Sicht- 
w'eite etwas beeinträchtigen mag. 
d) Vergleichende Betrachtungen. 
Zu den vorliegenden Beobachtungen existieren teilweise simultane Strahlungsmessungen, die in Wyk / 
Föhr in einer Entfernung von etwa 25km (vgl. I. Teil, S. 8) ausgeführt worden sind. In Tabelle 25 sind die 
Beobachtungen von Wyk/ Föhr und Rantum/ Sylt nebeneinander wiedergegeben, und zwar wurden die auf 
Sylt gemessenen direkten, also unreduzierten und unkorrigierten (Filter!) Intensitäten der Gesamt- und Rot 
strahlung verwandt (J a , J r ), da die den Potsdamer Strahlungstabellen entnommenen Beobachtungen von Wyk/ 
Föhr allem Anschein nach ebenfalls nicht auf mittlere Sonnenentfernung reduziert, noch die Rotintensitätswerte 
mit Filterkorrektionen versehen sind. 
Wenn man in Betracht zieht, daß auf eine Distanz von 25 km die in Frage kommenden meteorologischen 
Elemente im allgemeinen keine wesentlichen Unterschiede aufweisen dürften, muß man sagen, daß von einer 
auch nur annähernden Übereinstimmung der beiden Beobachtungsreihen nicht die Rede sein kann. 
Zunächst abgesehen von den in der Sylter Reihe des Verfassers auftretenden Lücken, sind die großen 
Unterschiede der Sichtweiten besonders auffallend. Daß auf der Insel Föhr tatsächlich so grundverschiedene 
Sichtverhältnisse geherrscht haben sollen, ist durchaus unwahrscheinlich. Die Ursache der großen Ungleichheit 
ist wohl darin zu suchen, daß von Wyk / Föhr aus wenig geeignete und genügend entfernte Anhaltspunkte für 
die Sichtschätzungen sichtbar sind, worauf schon H. Friedrichs (88, S. 277) hingewiesen hat, während in 
Rantum/ Sylt die Sicht systematisch auch an Zielen in größeren Entfernungen (vgl. Tabelle 2 im I. Teil S. 8) 
gemessen wurde. Die Föhrer Schätzungsresultate sind derart willkürlich, daß sie nicht in vergleichbare Werte 
transformiert werden können. 
Die Ja.Werte zeigen keine gleichsinnige Abweichung, so daß eine evtl, mangelhafte Eichung des einen 
der beiden Aktinometer für die Unstimmigkeiten nicht verantwortlich gemacht werden kann. Die innere Ho 
mogenität des Föhrer Materials scheint durch verschiedene Momente in Frage gestellt zu sein: z. B. sind am 
2. Februar die Intensitätswerte von Wyk/ Föhr gleich für 18.0°m und 16.8°p Sonnenhöhe, was offenbar fehler 
haft ist, da die entsprechenden Rantumer Wertepaare, die im Betrag etwas niedriger sind, einen regelmäßi 
gen Gang aufweisen; auch liegen für die Annahme einer wesentlichen Trübungsänderung gegen Nachmittag 
keinerlei Anhaltspunkte vor. Die Reihe vom 14. Juli ist völlig unverständlich, es sei denn, daß man in Betracht 
zieht, daß die Föhrer Messungen wohl mehr klimatische Gesichtspunkte verfolgen; auf Sylt waren schon 
morgens gegen 7 h wahre Ortszeit (h = 26°) die Beobachtungen für einige Minuten wegen störender Cumuli unter 
brochen worden. Bei h = 31° (7 h 30 m a. m.) mußten die Messungen ganz abgebrochen werden, da für den Rest 
des Tages die Fortsetzung wegen hoher Bewölkung unmöglich war. Bald nach Mittag begannen verschiedene 
schöne Halophänomene (112) aufzutreten, die mehrere Stunden lang sichtbar waren, allerdings fast ohne er*
	        
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