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Full text: 56, 1936

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Aus dem Archiv der Deutsch en Seewarte, Band 56, Nr. 6 
e) Niederschlag und Kernzahl. 
Aus den Sylter Beobachtungen läßt sich ein eindeutiger Regeneinfluß nicht ableiten. Zwar wurden nach 
Sprühregen durchweg Kemzahlen unter 1000/ccm beobachtet, doch fielen davon die meisten Beobachtungen in 
eine Periode besonders niedrigen Kerngehalts (auch ohne Niederschlag). Bei gewöhnlichem Regen scheint die 
Tendenz zu bestehen, daß die Kernzahl eher mehrere Stunden nach dem Regenfall niedriger ist als kurz danach; 
ähnlich nach Regenschauer. Eine augenfällige Verminderung der Kernzahl durch Regen konnte nur dreimal 
beobachtet werden: Nach Regenschauer fiel die Kernzahl von 4800 auf 2500; im andern Fall war sie vor Sprüh- 
regen erst von 840 auf 2600 angestiegen und mehrere Stunden nach dem Niederschlag auf 210 gesunken; im 
letzten Fall betrug vor Sprühregen die Kernzahl 1700, mehrere Stunden nachher 650. Andererseits konnte mehr 
fach beobachtet werden, daß schon vor einsetzendem Regen der Kemgehalt der Luft auffallend gering war, was 
vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß die Luftmassen schon auf dem Weg zum Beohachtungsort mehr oder 
weniger „ausgewaschen“ worden waren. Die Tatsache, daß nach Niederschlag die Luft vielfach noch längere Zeit 
stark dunstig blieb und erst viel später langsam durchsichtiger wurde, beweist allerdings, daß Regen die Luft 
nicht unbedingt auswäscht. 
Auch die diesbezüglichen Ergebnisse anderer Beobachter zeigen kein einheitliches Bild (19) (22, S. 139) 
(23, S. 26 u. Taf. IV, V, VI, VII) (27) (28) (45, S. 102) (48, S. 17 u. Taf. 9, 10). Die Fähigkeit der Kerne, mit 
dem niedergehenden Regen zu koagulieren, ist also von Fall zu Fall recht verschieden und wird mit durch die 
variablen elektrischen Eigenschaften der Kerne und Regentropfen bedingt sein. 
Zu bemerken ist, daß alle Beobachtungen, bei denen Regen im Gesichtskreis fiel oder sonst irgend ein 
Regeneinfluß möglich war, bei sämtlichen übrigen Untersuchungen ausnahmslos ausgeschaltet wurden. 
f) Insolation und mittlere Kemzahl. 
Die von manchen Forschern (14; 17; 39; 40) beobachtete Kemzahlvermehrung durch Sonnenstrahlung 
wurde jeweils mit der Hebung von Verdunstungsprodukten durch Konvektion erklärt. Anders führt Gg. J e n - 
rieh (23) den von ihm in Halle-Cröllwitz gefundenen Parallelismus von Kemzahl und Insolation analog zu 
Laboratoriumsversuchen von J. Aitken (1) auf direkte Kernerzeugung durch die Sonnenstrahlung zurück, die 
aber — wie A. G o c k e 1 (17) schon betont — wegen der Absorption gerade der kurzwelligen Strahlung durch 
die Atmosphäre überhaupt nicht ins Gewicht fallen kann. Daß von einer direkten Strahlungswirkung nicht die 
Rede sein kann, geht deutlich aus dem vorliegenden Beobachtungsmaterial hervor (Tabelle 7), denn eine direkte 
Wirkung müßte sich hier wegen der größeren Luftreinheit besonders ausprägen. Eine indirekte Beeinflussung 12 
der Kemzahl kann offenbar infolge der Trockenheit des Sandbodens nicht zutage treten. 
Tabelle 7. 
Mittlere Kernzahl bei 
Windrichtung bedecktem Himmel Sonnenschein 
Seewind .... 1200 (82) 1100 (25) 
Pseudoseewind . . 2900 (21) 2000 ( 1) 
Landwind .... 3000 (16) 3400 ( 3) 
Nimmt man, um die Ungleichheit der Beobachtungsanzahl auszuschalten, nur die Tage, an denen Kern 
zählungen sowohl bei bedecktem Himmel als auch bei Sonnenschein ausgeführt werden konnten, zur Mittelbil 
dung (solche kommen nur bei Seewind vor), so ergibt sich dasselbe Bild: 
Mittlere Kemzahl in Seewind bei 
bedecktem Himmel Sonnenschein 
1600 (5) 1500 (5) 
Auch V. F. Hess fand weder in Tirol (22) noch auf Helgoland (21) einen Zusammenhang zwischen 
Kernzahl und Sonnenschein. 
Man kann also sagen, daß an erhöhten Beobachtungsplätzen (Sylt 25 m, Helgoland 50 m) bzw. an solchen 
mit geeignet trockenem Untergrand eine mögliche indirekte Kemzahlerhöhung durch Insolation nicht wahr 
nehmbar ist. 
g) Sonnenschein und Sicht. 
Bei der Verarbeitung des gesamten Beobachtungsmaterials im Hinblick auf die Sicht wurden Beobachtun 
gen bei Sonnenschein ausgeschaltet, weil nach A. Wigand (68) ein besonderer Sonneneinfluß zu erwarten war. 
12 Hebung von Verdunstungsprodukten durch Konvektion.
	        
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