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Full text: 56, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Band 56, Nr. 6 
Bei Landwind kann man eine Abnahme der Kernzahl mit zunehmender Windstärke wegen der besseren 
Durchmischung der Luft am Boden mit reinerer Luft aus größeren Höhen (21, S. 287; 22, S. 144) erwarten. 
M. Bossolasco allerdings glaubt, höhere Windgeschwindigkeit wegen der stärkeren Turbulenz und der da 
mit verbundenen Aufwirbelung von Landstaub mit erhöhten Kemzahlen in Verbindung bringen zu müssen (6); 
dies und ein damit im Zusammenhang vermuteter „Bodeneinfluß“ wurde schon an anderer Stelle vom Verfasser 
(44) diskutiert. 
Bei Seewind tritt noch ein kernbildender Einfluß hinzu, indem durch die erhöhte Spritzwassertätigkeit 
des Meeres eine merkliche Anzahl Kerne produziert wird, wie durch andere Beobachter sichergestellt ist (21, 
39, 40). Figur 2 (Tabelle 4) zeigt, daß in Seewind bei den schwächsten Windstärken wegen der minimalen 
Meerestätigkeit der kemvermindernde Einfluß des Windes, bei den relativ größten Windstärken der kernbildende 
des Seegangs etwas überwiegt, während bei mittleren Windstärken die beiden Einflüsse sich gut kompensieren. 
Das erwartete Ergebnis für Landwind wird durch die Kurve gut bestätigt. 
Betrachtet man die Kurve für Pseudoseewind, so deutet die Lage der Kurve darauf hin, daß die Luft 
massen den Landwindcharakter länger als 3 Stunden (nach dem vorangehenden Abschnitt) beibehalten. Daß 
die Kernzahl bei Windstärke 0—2 kleiner ist als bei 3—4, mag davon herrühren, daß bei den schwächsten Win 
den wegen der besseren Ablagerungsmöglichkeit ein Teil der vom Lande stammenden Kerne schon ausgefallen 
ist, wenn die noch gestörten Luftmassen auf dem Rückweg zur Messung gelangen 8 9 . Daß dieses schnellere Ab 
sinken der Kerne nicht auch bei den schwächsten Landwinden eintritt, muß offenbar auf Konto der geringeren 
Feuchtigkeit gesetzt werden [vgl. Abschnitt i): Windrichtung und rel. Feuchtigkeit]. Vergleichsweise wurden 
wieder aus dem Helgoländer Beobachtungsmaterial von V. F. Hess (21) die entsprechenden Mittelwerte ge 
bildet (Fig. 2a und Tab. 4a), die trotz der geringeren Luftreinheit doch hinreichende Übereinstimmung mit den 
Sylter Kurven zeigen, wenn man in Betracht zieht, daß nicht nur die Anzahl der Einzelbeobachtungen von 
Hess wesentlich geringer ist, sondern auch neben eventuellen sonstigen Störungsursachen die Eigenschaft des 
Pseudoseewindes nicht berücksichtigt worden ist, worauf die auffallende Ähnlichkeit der Helgoländer Seewind 
kurve mit der Sylter Pseudowindkurve zurückzuführen sein dürfte. Allerdings darf auch nicht außer acht ge 
lassen werden, daß der Beobachtungsplatz auf Helgoland ca. doppelt so hoch gelegen war wie auf Sylt, so daß 
dort vermutlich der Einfluß des Spritzwassers nicht mehr in dem Maße kompensierend wirken konnte wie in 
geringerer Meereshöhe, zumal anzunehmen ist, daß die aus zerstäubtem Seewasser entstandenen Kerne, die sich 
im Bereich hoher Feuchtigkeit befinden, verhältnismäßig groß bleiben und dadurch ihre Verfrachtung in 
größere Höhe erschweren. Hierbei mag auch die Koagulation eine vielleicht nicht unwesentliche Rolle spielen, 
die durch die über den Wellenkämmen stark turbulente Luftbewegung besonders begünstigt wird. 
Zur Darstellung der Abhängigkeit der mittleren Kemzahl von der Windstärke ohne Rücksicht auf Wind 
richtung wurden die Mittelwerte der 3 Hauptwindrichtungen zwecks Ausschaltung der Beobachtungsanzahl ge 
wichtslos gemittelt, außerdem wurden auch noch die Keimzählungen von V. F. Hess (22) im Innsbrucker 
Mittelgebirge (Lans i. Tirol) zum Vergleich hinzugezogen (s. Fig. 2b und die entsprechenden Kolonnen in 
Tab. 4 u. 4a). Es zeigt sich, daß die Helgoland-Kurve eigentlich typischen Landluftcharakter hat, was offenbar 
auf den Umstand zurückzuführen ist, daß diese Insel im Bereich erheblicher Störungen durch starken Schiffs 
verkehr liegt. Kernärmer ist die saubere Gebirgsluft in Lans und noch reiner die ausgesprochene Seeluft auf Sylt. 
Tabelle 4. 
Wind- Mittlere Kernzahl auf Sylt in 
stärke 10 Seewind Pseudoseewind Landwind Insgesamt 
0 bis 2 
1200 (13) 
2300 
3 „ 4 
1000 (36) 
3800 
5 „ 6 
1000 (39) 
3400 
7 „ 9 
1600 (19) 
1600 
T a b e 
(8) 
4700 (5) 
2700 
(6) 
3400 (7) 
2700 
(6) 
1600 (7) 
2000 
(2) 
— 
1600 
Ile 4a. 
Mittlere Kerns ahl nach V. F. Hess für 
Wind- Helgoland Lans (Tirol) 
stärke Seewind Landwind Insgesamt 1929 u. 1930 
0 bis 2 3300 (3) 9900 (5) 6600 3800 (125) 
3 „ 4 3500 (4) 5000 (4) 4250 3000 (23) 
5 „ 6 2600 (5) 4400 (3) 3500 1500 (8) 
8 Die rel. hohe Kernzahl bei Windstärke 3—4 ist wieder im unbeeinflußten (durch Absinken in feuchter Luft), landwindähn 
lichen Charakter des Pseudoseewindes begründet. 
10 Nach Beaufort-Skala geschätzt.
	        
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