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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte, Band 56, Nr. 6
Tabelle 2.
Sichtziele
Richtung
mittl. Entfernung
von Rantum/Sylt in km
1. Keitum/Sylt-Kirche ....
. . . . NE
7,6
2. Kampen/Sylt-Leuchtturm . .
. . . . NNE
11,3
3. Westerland/Sylt-Kirche . . .
.... N
6,5
4. Hörnum/Sylt-Leuchtturm . .
. . . . S
10,7
5. Amrum-Leuchtturm ....
. . . . S
24,7
6. Erholungsheim auf Föhr . .
. . . . SSE
16,9
7. Laurentii Kirche (Föhr) . .
. . . . SSE
17,5
8. Nicolai Kirche (Föhr) . . .
. . . . SE
24,0
9. Johannis Kirche (Föhr) . . .
. . SE
21,7
10. Haus Hanna (Baaktal/Sylt) .
. . . . N
2,3
11. Trigonometr. Punkt-Rantum .
. . . . S
0,7
Sämtliche Ziele standen unmittelbar vor dem Horizont mit Ausnahme des Zieles Nr. 10 in Tabelle 2; doch be
stand auch hier ein genügender Kontrast zwischen dem dunkelgrauen Haus und dem hellen Dünensand.
2. Apparate und Gang der Beobachtungen.
Zunächst wurde nach einer Schätzung von Wind, Seegang, Bewölkung und Erdbodenzustand, die nach
Art der Eintragungen in Wetterkarten notiert wurden, die Sicht an den verschiedenen Zielen gemessen. Als
Sichtmesser dienten anfangs der Wigand sehe Stufensichtmesser Nr. 202 und der Keilsichtmesser Nr. 16 (69);
da aber der letztere infolge von Veränderungen der Trübungsschicht starke Unstetigkeit aufwies, wurde bald auf
dieses Instrument verzichtet, zumal auch die Schätzung von 2/10 bis 1/4 Filtergrad beim Stufensichtmesser
nach einiger Übung keine Schwierigkeit bietet. Herrschte Sonnenschein, so wurde sorgfältig darauf geachtet,
daß sowohl Blendung der Augen als auch Beleuchtung der Filtergläser (69) durch direktes Sonnenlicht und
durch das u. U. sehr grelle, vom Sand reflektierte Licht genügend vermieden war. Zur Untersuchung der Frage
der Sichtverbesserung wurden dann bei den Messungen in Rantum/Sylt die Sichtziele wie auch die gesamte
übrige Landschaft durch ein Nicolsches Prisma und 6 Lifa-Lichtfilter Nr. 211 bis 216 (dunkelrot bis grün) auch
in verschiedenen Kombinationen von Filter und Prisma betrachtet. Daran schlossen sich ca. 20 Einzelbestim
mungen der Kemzahl mit ca. 10 dazwischengeschalteten Ablesungen am Assmann sehen Aspirationspsychro
meter an. Der A i t k e n sehe Kernzähler der Fa. G. Schulze, Potsdam, war in der Werkstatt der Meteorologi
schen Instituts der Hamburgischen Universität mit richtiger Teilung und kleinen Verbesserungen versehen wor
den. Jede Einzelbestimmung der Kemzahl bestand aus der Auszählung sämtlicher Kerne eines Luftquantums,
die auf 4 Quadratmillimeter in der Mitte des Zählglases fielen. Auch die Nachzügler (61, 70) wurden auf
Grund spezieller Untersuchungen (42) mitgezählt, aber gesondert auf geschrieben. Als Luftquantum wurde
immer das größtmögliche in den Rezipienten eingelassen, jedoch so, daß nach Möglichkeit nicht mehr als
6 Kerne auf einmal im mm 2 auszuzählen waren, in seltenen Fällen zur Kontrolle der Übereinstimmung bis zu
15 pro mm 2 , dann wurde aber nur 1 mm 2 überhaupt ausgezählt. Bei geringen Kemzahlen (unter 600/cm 3 ) wurde
ganz frische Außenluft in den Rezipienten des Kemzählers eingelassen, was durch Abschrauben des Deckglases
und Hin- und Herbewegen des Instruments im Wind bewirkt wurde. In solchen Fällen wurde auch mit „ver
dünnter“ Luft (1/5, 1/10, selten 1/20) gemessen, wobei sich immer innerhalb der Genauigkeitsgrenzen gut über
einstimmende Werte ergaben, was jeweils ein Kriterium für die einwandfreie Funktion des Kemzählers war.
Hier sei erwähnt, daß der von J. Scholz (53) berechnete untere Grenzwert des Kemzahl-Meßbereichs von
55/cm 3 unrichtig ist, ebenso der von A. Wigand (67) mit 25/cm 3 angegebene. Denn fällt bei vollständiger
Füllung des Rezipienten mit Außenluft auf 10 mm 2 im ganzen nur ein Tröpfchen, so ergibt sich die Kemzahl
zu 10/cm 3 . Es ist sogar ein äußerster Wert von nur 1/cm 3 denkbar, wenn z. B. bei 10 Messungen nur 1 Mal ein
Tröpfchen auf 10 mm 2 fällt. A. Wigand hat selber später auf dem Atlantik ein Minimum der Kernzahl von
2/cm 3 gemessen (71). — Zum Schluß wurden die Sichtmessungen wiederholt und eventuelle Veränderungen der
anderen meteorologischen Elemente vermerkt. Eine geschlossene Beobachtung dauerte je nach Vorhandensein
erschwerender Umstände (Kälte, Sturm usw.) von 30 Minuten bis zu 1 Stunde.
3. Auswertung der Beobachtungen.
Zu den Ablesungen am trockenen und feuchten Thermometer wurden aus den „Aspirations-Psychrometer-
Tafeln“ (herausgegeben v. Preuß. Met. Inst. Braunschweig 1930) die entsprechenden Werte der herrschenden
und der maximalen Dampfspannung, der relativen und absoluten Feuchtigkeit entnommen und gemittelt. —-
Von den an den zur Verfügung stehenden Zielen gemessenen Sichtwerten, die aus Fluchtlinientafeln abgelesen
wurden, fanden nur diejenigen zur Mittelbildung Verwendung, die an den entferntesten sichtbaren Zielen ge-