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Aus dem Archiv der Deutsehen Seewarte — 56. Band, Nr. 1
Re in ke 20 sagt über diese Psammahäufchen: „... Etwas weiter südlich (gemeint ist die Uwedüne) trifft
man auf der dem Lehm auflagernden, kahl gewehten Kiesschicht junge, primär von Psamma aufgebaute
Dünen ... “ Er beschreibt sie dann weiterhin als kleine Häufchen mit rundem bis ovalem Umriß, so daß kein
Zweifel besteht, welche Bildungen gemeint sind. Nach den Beobachtungen war eine Abnahme der Zahl der
Häufchen im Laufe der Beobachtungszeit feststellbar. Besonders nach dem Sturm im Oktober 1935 zeigten sich
bei den größeren von ihnen nach Westen gerichtete Steilhänge, und auch die kleineren hatten offenbar einen
Teil ihres Strandmaterials eingebüßt. Es scheint mir ausgeschlossen zu sein, daß die Häufchen, wie Reinke es
annimmt, Psamma-Neubildungen darstellen. Vielleicht könnte es sich hier — wie schon (S. 7) bemerkt wurde
—- um Reste alter Dünentäler handeln, die der Abtragung durch ihre geringe Höhe besser hatten widerstehen
können. Nicht nur die Beobachtung der Zerstörung dieser Gebilde — vor allem auch eine Betrachtung der Wind
verhältnisse auf der Terrasse — führt zu einer Ablehnung der Theorie von Reinke. Auflandiger Wind wird am
Dünensteilhang reflektiert und zum Teil in komplizierter Weise aus seiner Richtung abgelenkt. Die dadurch hervor
gerufene, in den einzelnen Gebieten der Terrasse verschiedenartige Wirbelbewegung des Windes läßt den aus
gewehten Dünensand darüber hin und her treiben. An den windgeschützteren Stellen kommt es zu einer vor
übergehenden flächenhaften Ablagerung von Sand. Jede Richtungsänderung des Windes bedingt eine Verschieden
heit der Lage dieser windgeschützten Stellen, so daß der lose Sand sich nicht lange in einer festen Lage halten
und das Anwachsen von Vegetation ermöglichen kann.
Von einer solchen veränderlichen, fleckenhaften Überdeckung der Terrasse mit losem Sand sind kahle, stets
nur an der Kliffkante auftretende Sandhaufen zu unterscheiden, deren Lage im wesentlichen konstant ist. Durch
verschiedengerichtete Winde kommen entsprechende Formänderungen vor, doch bleibt stets eine Anpassung an die
Auslappungen und Einbuchtungen der Kliffkante sichtbar (bei Westwind durch eine zum Kliffrand genau
parallele Lage des auf einem solchen Sandhaufen ausgebildeten Grates). Derartige Sandanhäufungen kamen nur
in den schmäleren Gebieten der Terrasse vor. Die an den Stellen ihres Auftretens beobachtete Windverteilung
bei stärkerem Westwind ergab, daß östlich von einer fast windstillen Zone nahe der Kliffkante ein der
herrschenden Windrichtung genau entgegengesetzter Luftstrom wehte, der in der Nähe des Dünensteilrandes
unregelmäßig aufgefasert erschien, während am Dünenrand selbst ein nach Norden gerichteter Luftstrom aus
gebildet war.
Eine Erklärung dieser Verhältnisse gibt Abb. 7. Westwind wird durch das Kliff zum Aufsteigen gezwungen
und trifft an der Oberkante mit den ungehindert nach Osten strömenden oberen Luftschichten zusammen und ver
einigt sich mit diesen einige Meter oberhalb der Kliffkante zu einem nach Osten gerichteten Strom von ver
stärkter Geschwindigkeit. An der Stelle der plötzlichen Geschwindigkeitsverstärkung entsteht eine Saugwirkung
(Abb. 7, Punkt A) auf die unmittelbar über der Terrassenoberfläche liegenden Luftschichten, die einen zur Kliff
kante gerichteten Strom erzeugt, der dort durch eine Aufwärtsbewegung in den Hauptstrom einbiegt. An dieser
Stelle wird ein Teil des von dem Unterstrom mitgeführten Sandmaterials abgelagert, da durch seine Aufbiegung
an der Kliffkante ein Windvakuum entsteht (Abb. 7, Punkt B).
Mit dieser Erklärung der Sandhaufenbildung stimmt überein, daß keine Abhängigkeit von der Kliffhöhe,
wohl aber ein Zusammenhang mit der Breite der Terrasse beobachtet werden konnte. Die Saugwirkung muß
sandbeladene Luftschichten erreichen, damit an der Kliffkante Material abgelagert werden kann. Überall dort,
wo der am Dünenrand entlangwehende Luftstrom noch angesogen werden kann, ist diese Voraussetzung gegeben,
so daß eine Abhängigkeit der Sandanhäufungen an der Kliffkante von der Breite der Terrasse einleuchtend ist.
20 R e i n k e a. a. 0. S. 53.