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Full text: 56, 1936

Käthe Ulrich: Die Morphologie des Roten Kliffs auf Sylt 
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Beständigere auflandige Winde bewirken dagegen sehr schnell die Abtragung des angeschwemmten 
Materials. Ist der Strand durch eine vorangehende Ostwindperiode aufgehöht, so wird der Strandwall zunächst 
im unteren Teil angeschnitten, häufig in einem steilen Kliff (größte beobachtete Höhe 70 cm) (Bild 9). Das 
Sandkliff wird sehr schnell zurückgearbeitet und verflacht, bis der schon abgetragene untere Teil des Strandes 
sich nur noch durch ein etwas konkaves Profil anzeigt, das mit einem deutlichen Knick gegen den oberen noch 
nicht abgetragenen Teil des Strandes absetzt. Bei weiterem Ansteigen des Wasserspiegels und verstärkter Bran 
dung wird dieser Knick landeinwärts verschoben und ausgeflacht, bis die gesamte Fläche des Strandes von der 
Abtragung betroffen und nahezu eingeebnet ist. 
Am stärksten ist natürlich die Abtragung in den Zeiten der Sturmfluten. Dann wird häufig der lose Strand 
sand bis auf den darunter anstehenden Kaolinsand aufgewühlt und durch den Sog, der durch einen bei westlichen 
Winden immer vorhandenen ablandigen Unterstrom noch verstärkt wird, seewärts verfrachtet. 
Nach den Sturmfluten im Februar 1935 konnte an mehreren Stellen des Strandes Abrasion bis auf den 
anstehenden Kaolinsand beobachtet werden. Am häufigsten kam diese vollkommene Abtragung des Strandsandes 
um die freiliegenden Buhnenwurzeln herum vor, wo durch Strudelwirkung des Wassers eine von einem niedrigen 
Kliff halbkreisförmig begrenzte ebene Abrasionsfläche geschaffen wurde. 
Die allmähliche Landeinwärtsverlegung des Strandes ohne Zunahme der Breite bedingt eine langsame Ver 
tiefung der Abrasionsplatte, die jeweils nur bei Sturmflut erfolgt, wenn der Untergrund bis in das Anstehende 
hinein aufgewühlt wird. Genaueren Aufschluß über diesen Vorgang der Vertiefung der Abrasionsplatte könnten 
nur wiederholte Untersuchungen des küstennahen Meeresgrundes geben. 
Im Zusammenhang mit der Aufwühlung des Untergrundes durch die Brandung bei Sturmflut steht die zeit 
weilige Bedeckung des Strandes mit einem fast schwarzen, aus dunklen Schwermineralkörnern bestehenden Sedi 
ment. Eine Untersuchung dieses Sandes ergab einen magnetischen Anteil (M a g n e t i t) und einen unmagneti 
schen, der in der Hauptsache Quarz, Titaneisenerz, Zirkon und Granat enthielt. Wahrscheinlich 
sind diese spezifisch schweren Körner in der Nähe der Küste in örtlichen Vertiefungen angesammelt und werden 
durch die Sturmfluten auf den Strand geworfen. Das gibt zugleich einen Hinweis darauf, daß selbst starke 
Brandung nicht nur zerstört, sondern auch anschwemmt. Allerdings überwiegt das Ausmaß der Abtragung doch 
sehr stark. 
Die Beschaffenheit des küstennahen Meeresgrundes prägt sich auch in dem auffallenden Vorherrschen des 
grobkörnigen Sandes am Sy her Weststrand aus. 
Zeitweilig ist der Strand bedeckt mit großen Blöcken, die im allgemeinen vergraben sind und durch Ab 
tragung freigelegt werden. Die Blöcke stammen aus der Moräne (zum Teil auch aus den alten Buhnen). In den 
Zeiten schwächerer Brandung graben sie sich in den Strand ein mit Hilfe des sie bei Flut umspülenden Wassers. 
Stranderhöhung durch Anschwemmung oder Sandflug bewirkt ihr vollständiges Verschwinden. Liegen die Blöcke 
nach einer Abtragungsperiode frei und werden sie dann weiterhin von starker Brandung erreicht, so können sie 
abtransportiert werden. (Es konnte beobachtet werden, daß eine zunächst wahllose Anordnung der Blöcke durch 
eine starke Nachtflut zu einer linienhaften Anordnung in einer Rinne umgewandelt wurde.) Wie in den Formen 
des Kliffs, so zeigt sich auch in der Ausbildung des Strandes eine jährliche Periode, die am stärksten bedingt 
wird durch die jährliche Periode der Windverhältnisse, andererseits aber auch abhängig ist von den Feuchtigkeits 
verhältnissen. Damit steht die Einwirkung der Insolation und des Frostes in engem Zusammenhang. 
So ist im allgemeinen der Sommerstrand wesentlich (etwa 2 m) höher als der Winterstrand. (An 
schwemmung, verbunden mit Sandflug.) Die Herbststürme tragen ab. Längere Ostwindperioden können im 
Winter anschwemmen. Jedoch wird von der winterlichen Anschwemmung meist nur der untere Teil des Strandes 
(bis zur oberen Grenze der Wellenwirkung) betroffen, weil Sandflug durch größere Feuchtigkeit oder Frost 
verhindert wird. 
c) Die Terrasse über dem Kliff (Bild 10). 
Die Entstehung der vom Kliffrand bis zum westlichen Rand der Dünenzone reichenden Terrasse über dem 
Kliff ist allein durch das häufige Vorkommen starker auflandiger Winde bedingt. Die nach Westen gerichtete 
Abfallseite der Dünen ist in ihrer gesamten Längserstreckung durch die Deflation gleichmäßig stark versteilt. 
Das Profil dieses Dünensteilrandes ist konkav und zeigt Windleisten. Eine Vergrößerung des Neigungswinkels 
(von 30° auf 90°) im oberen Teil des Hanges ist zu erklären durch die Bepflanzung der Dünen mit Strandhafer, 
dessen Wurzeln stellenweise sogar ein Überhängen des oberen Randes gestatten. Dort wo eine mangelhafte Be 
pflanzung offene Stellen auf den Dünen entstehen ließ, kommen bei einem Anschnitt durch den Wind örtliche 
Sandrutschungen auf dem Steilrand vor, die dann die Windleisten verdecken. 
Die Terrasse ist nicht völlig kahl. Im Gebiet oberhalb der Buhnenfelder 32/31 — 28/27 und 26/25 — 
24/23 kommen — stellenweise sogar dichtgedrängt — Sandhaufen mit Psamma-Vegetation vor von rundem bis 
ovalem Grundriß. Meist sind diese Psammahäufchen klein, oft nur von einem einzigen Strandhaferbüschel ge 
halten. Sie unterliegen — wie die höheren Dünen weiter westlich — der Windzerstörung, sind jedoch wegen 
ihrer geringen Höhe verhältnismäßig widerstandsfähig.
	        
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