Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Südsee-Inseln
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Die jetzt nach SW schauende untere Flanke ist den Frontalangriffen der Hauptregenwinde entrückt. Ihre Nieder
schlagshöhe sinkt darum im Küstensaum auf den niedrigsten mittleren Beobaclitungswert in ganz Neuguinea von
998mm für Port Moresby. —-Im Westen endet mit dem sog. Vogelkopf, hart unter dem Äquator, die Insel
Neuguinea. Die letzten Ausläufer der Zentralkette versinken in die Geelvink-Bai. Ihre Mündungsstationen haben
hier noch einen Niederschlag von über 4000 mm, wie er noch einmal auf den Höhen des Vogelkopfes wieder
kehrt, um dann mit dem Relief zu fallen.
Der Vergleich der Mengenbilder einzelner hoher Südsee-Inseln führte zunächst zu der wichtigen Feststellung,
daß neben Wind und Relief auch die Breitenlage der Inseln grundlegende Unterschiede bedingt.
Im weiteren wurde klar, daß die jahreszeitliche Windänderung in einem Windgebiet für den Unterschied und die
Verteilung der Luv- und Leemengen, sowie für die Beziehungen zwischen den Isohyeten und Isohypsen von außer
ordentlich großer Wichtigkeit ist, und daß die lokale Gestaltung der Mengenbilder durch das Relief unter Um
ständen die Wind- und Breiteneinflüsse überwuchert und entstellt.
Im allgemeinen sind die Mengenbilder nach dem Winde orientiert, vom Relief geformt und von der Breiten
lage abhängig in der Flächengröße geringer und hoher Regenmengen.
II. Die zeitliche Verteilung des Niederschlages
a. Die Darstellung der zeitlichen Verteilung des Niederschlages.
Die Untersuchung der zeitlichen Verteilung des Niederschlages setzt eine klare und generalisierte Übersicht
über die lokalen und regionalen Verschiedenheiten der einzelnen Jahresgänge voraus. Sie ist in den Abb. 7, 8
und 9 graphisch niedergelegt und in folgender Weise entstanden.
Die 389 einzelnen Jahresgänge (vgl. S. 9) wurden zunächst auf besonderen Arbeitsblättern
dargestellt. Als Beispiel ist das Blatt von der Hawaii-Insel, Abb. 7, beigefügt. Um die jahreszeitliche Ver
schiedenheit beider Halbkugeln zu eliminieren und Maxima und Minima möglichst geschlossen zu zeigen, beginnt
und schließt jede Jahreskurve (auch die der Übersicht in Abb. 8 u. 9) auf der Nordhalbkugel mit Mai, auf der
Südhalbkugel mit November. Jeder Kurvenzug zeigt so in der ersten Hälfte das Sommerhalbjahr (Mai—Okt.
bzw. Nov.—April) und in der zweiten Hälfte das Winterhalbjahr (Nov.—April bzw. Mai—Okt.). Unter dem Titel
Einzelbilder sind die Jahresgänge der einzelnen Stationen für die Insel Hawaii abgebildet. Nun wurden jeweils
eine Anzahl gleichartiger Jahresgänge von benachbarten Stationen (in Abb. 7 durch vertikale Randlinien ver
bunden) zu einer Mittelkurve vereinigt. Diese Mittelkurven stehen neben den zugehörigen Einzelbildern unter der
Bezeichnung Gruppenbilder. Die Benennung der Gruppenbilder la, lb, lc, 2a, 3a usw. gibt in den Niederschlags
karten (Abb. 2—6) zugleich den Raum und Ort der Beobachtung an. Den Ziffern 1, 2, 3 usw. entspricht je ein
horizontaler Raum, wie er für die Hawaii-Inseln in Abb. 6 durch eine gestrichelte Linie umrahmt ist. In den
anderen Niederschlagskarten (Abb. 2—5) ist ein solcher Raum nur in seinem Küstenabschnitt durch eine ge
strichelte Linie begrenzt. Die Zusätze a, b, c .. . in den Bezeichnungen la, lb, lc, 2a, 2b usw. stellen auf den
Hawaii-Inseln vertikale Stufen mit verschiedenem Jahresgang dar. Auf den anderen Inseln unterscheiden die Zu
sätze a, b, c usw. in je einem Raum nur die Lage der Beobachtungsstationen mit verschiedenem Jahresgang.
Die Gruppenbilder sämtlicher Inseln sind in den Abb. 8 und 9 dargestellt. Die schwarzen
und weißen Monatsmarken unterscheiden die relativen Regen- und Trockenmonate, d. h. die Monate mit mehr
oder weniger als Vi» der mittleren Jahresmenge. Mit Hilfe des 100 mm-Maßstabes an den Randleisten und den
kleinsten Monatsgruppenmitteln des statistischen Anhangs kann man in den Gruppenbildern die anderen Monats
gruppenmittel ungefähr abschätzen.
Von den 178 Gruppenbildern sind 70 als typische Vertreter der einzelnen Inselgruppen ausgewählt. Die
wesentlichsten Merkmale eines solchen typischen Gruppenbildes wurden durch Buchstaben, Striche und Zahlen auf
eine kurze Jahresgangformel gebracht. Diese 70 Jahresgangformeln wurden dann auf A b b. 1 0 in eine
Übersichtskarte der Südsee-Inseln am jeweiligen Beobachtungsort (°) eingezeichnet.
Die Großbuchstaben S, H, W, F bedeuten, daß die relative Regenzeit, mit Monatsmengen über dem
Durchschnittswert ( = V12 der mittleren Jahresmenge), in den Sommer, Herbst, Winter oder Frühling fällt 53 .
Die Kleinbuchstaben s, h, w, f bedeuten, daß die relative Trockenzeit mit Monatsmengen unter
dem Durchschnittswert (= 1 /i2 der mittleren Jahresmenge) im Sommer, Herbst, Winter oder Frühling durch
relativ regenreiche Trockenmonate gestört ist.
Wenn eine Regenmaximalzeit sich noch auf Monate einer Nachbarjahreszeit erstreckt, so sind nach dieser
Seite diese Regenmonate durch Striche am Kopf der Regenjahreszeit gekennzeichnet.
53 Den Jahreszeiten entsprechen folgende Monate:
N ordha
1 b k u g e 1
W, w
F, f
S, s
H, h
Jan., Febr., März
April, Mai, Juni
Juli, Aug., Sept.
Okt., Nov., Dez.
S, s
H, h
W, w
F, f
Südhalbkugel