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Full text: 56, 1936

Inge Paulsen: Das südchilenische Fjordgebiet 
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Eine weitere Wirkung der Eiserosion besteht in der Übertiefung der präglazialen Flußmündungen 
in den Ausgangsgebieten; dagegen kann die Übertiefung der Fjorde gegen das Vonneer sowie die Ent 
stehung der Tiefenbecken im Inneren durch Glazialerosion nicht völlig erklärt werden, und man wird 
vielleicht die Mitwirkung epirogenetischer Verbiegungen in manchen Fällen vermuten können. 
9. Die rezenten Vorgänge. 
Anzeichen einer jungen Hebung des Fjordgebietes sind an einzelnen Stellen gefunden, doch sind 
die Angaben darüber so zerstreut, daß man daraus nicht mit Sicherheit auf eine Aufwärtsbewegung der 
ganzen Küstenzone schließen kann. Gehobene Strandlinien in den Fjorden — wie sie als Zeichen einer 
Hebung in Norwegen anzutreffen sind (vgl. 23) — werden nirgendwo beschrieben und scheinen diesem 
Fjordgebiet zu fehlen. 
An zahlreichen Stellen erfolgt durch fluviatiles und fluvioglaziales Material eine Zuschüttung der 
Fjorde vom Ende her, wodurch ein Teil der Fjordarme aufgefüllt wird (Est.° Kelly, Pichi Palena u. a.), 
an anderen Stellen einzelne Fjordarme vom Meere abgeschnitten (Est.° Palvidad) oder Schwellen aufge 
schüttet werden (Reloncavi-Golf). 
IO. Vergleich mit Skandinavien. 
Zum Schluß soll ein Vergleich mit Skandinavien die gemeinsamen Merkmale sowie die Eigenarten 
des südchilenischen Fjordgebietes hervorheben. Gemeinsam ist beiden Gebieten der geologische Unterbau 
aus Massengesteinen und kristallinen Schiefern (wenn sie auch verschiedenes Alter besitzen). Ebenso ist 
der morphologische Formenschatz, der doppelte Parallelismus, die Blockzerlegung sowie das Auftreten von 
Mündungsschwellen und eine der Fjordküste vorgelagerte Abrasionsfläche bei beiden Gebieten in gleicher 
Weise ausgeprägt. Die folgenden Merkmale aber unterscheiden das südchilenische von dem skandinavi 
schen Fjordgebiet: 
1. Das Vorherrschen der Fjordkanäle gegenüber den Fjordbuchten, während in Skandinavien die 
Fjordbuchten überwiegen. 
2. Das Vorherrschen der Längskanäle in Südchile, während in Skandinavien die Querfjorde die 
größere Verbreitung besitzen 9 . 
3. An Stelle der hohen Talschlüsse oder Talstufen, die die norwegischen Fjorde von ihren über- 
meerischen Fortsetzungen trennen, sind hier vielfach direkte Übergänge zu den großen trans- 
andinen Tälern vorhanden. Diese Tatsache weist darauf hin, daß in Südchile nicht wie in Skandi 
navien eine ruckweise Hebung stattgefunden hat, sondern daß — falls überhaupt eine junge 
Hebung vorhanden ist (vgl. S. 28 d. Hauptarbeit) — es sich um eine gleichmäßige Bewegung 
handelt. 
4. Die tiefen Rinnen der norwegischen Schelfplatte fehlen auf dem südchilenischen Schelf; da 
gegen sind übertiefte Trichtermündungen und Ausgangsrinnen vorhanden, die sich jedoch nur 
bei den beiden größten Kanälen bis an den Schelfrand erstrecken, in den meisten Fällen aber 
schon in geringer Tiefe enden. 
5. Die Übergangsformen des „subandinen“ Gebietes ebenso wie die östlichen Zungenbecken Süd 
chiles, die als Zonen der „durchgreifenden“ Kanäle auftreten, fehlen dem skandinavischen Fjord 
gebiet. 
III. Schluß. 
Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, daß sich im südchilenischen Fjordgebiet die typischen 
Fjordmerkmale, wie sie von Skandinavien und anderen Gebieten bekannt sind, vorfinden. Besonders kenn 
zeichnend ist die meridionale Gesamtrichtung, die, in Übereinstimmung mit dem Fjordgebiet von West 
alaska, das wichtigste Unterscheidungsmerkmal vom skandinavischen Fjordtypus darstellt. 
Die gleichmäßigen Richtungssysteme weisen auf eine tektonische Uranlage der Täler hin, obwohl 
Verwerfungen infolge der geringen geologischen Kenntnisse des Gebietes nicht sicher nachgewiesen werden 
9 Beide Unterschiede hängen wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, daß wir es in Skandinavien mit einem alten 
(kaledonisch gefalteten) Rumpfgebirge zu tun haben, während die Anden ein junges Faltengebirge darstellen, in dem die 
Bruchbildung anscheinend vorwiegend parallel zur Faltungsrichtung erfolgte.
	        
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