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Full text: 56, 1936

Inge Paulsen: Das iüdchilenischc Fjordgebiet 
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Ferner entsteht beim Zusammentreffen verschieden gerichteter Depressionslinien oft eine Verbreiterung 
mit einem Becken von größerer Tiefe (Mittelbecken des Campana-Archipels und des Baker-Fjordes); eine 
Tatsache, die mit Dinses Regel (7, S. 225) übereinstimmt. Daneben kommt noch ein anderer Typus von 
breiten Kanälen vor, die einzelne Klippen und Inseln in der Fahrrinne enthalten, verhältnismäßig flach 
sind (meist unter 100 m: Teile des Moraleda-Kanals) und nur zuweilen einzelne kleinere Becken von 
größerer Tiefe besitzen. Bei den schmäleren Kanälen und Fjorden lassen sich keinerlei Beziehungen 
zwischen Breite und Tiefe finden; zuweilen wächst die Tiefe mit der Breite, zuweilen sind aber auch die 
ganz schmalen Abschnitte tiefer als die breiteren. 
Diese Unregelmäßigkeit der Tiefenverteilung, die an keine bestimmte Regel zu binden ist, stellt das 
wichtigste Kennzeichen einer Fjordbildung und das Hauptargument für die Annahme einer tektonischen 
Entstehung dieser Täler dar. Auch Dinses Regel von der Vertiefung an Kreuzungsstellen trifft nur bis 
weilen zu; oft liegen die Maximaltiefen an Stellen, an denen ein Zusammentreffen verschiedener Tiefen 
rinnen nicht stattfindet; dagegen ist bei den sehr tiefen Kanälen häufig das Vorhandensein mehrerer 
paralleler Tiefenrinnen festzustellen. Innerhalb solcher breiter inselfreier Straßen aber lassen sich die 
Stellen der Maximaltiefen ebensowenig vorausbestimmen, wie in den schmäleren Kanälen. 
4. Die Schwellen. 
Sie sind in bezug auf Höhe und Ausdehnung sehr verschieden gestaltet. In einigen Fällen sind Mo 
ränen (Guata-Bucht im Elephantes-Golf, Bahia Esploradores u. a.) oder fluviatile Aufschüttungen (Boca de 
Reloncavi) nachzuweisen, während an anderen Stellen (Magellanstraße, Concepcion-Kanal) festes Gestein auf 
den Schwellen gefunden wurde. In den meisten Fällen jedoch ist die Beschaffenheit der Schwellen unbe 
kannt. Das gilt auch von den Mündungsschwellen, die an relativer Höhe die Schwellen im Innern der 
Fjorde übertreffen. Sie liegen zwar im Bereich der glazialen Aufschüttung, bestehen aber an einigen 
Stellen bestimmt aus festem Gestein (Lotungen von fls.). Bodenproben, die hier im Ausgangsgebiet der 
Fjorde reichlich vorhanden sind, vermögen keinen Aufschluß über die Beschaffenheit der Schwellen zu 
geben, da sie nur der Oberfläche des Meeresgrundes entstammen. Man wird jedoch anzunehmen haben, 
daß ebenso wie die Fjordbecken Hohlformen im anstehenden Fels darstellen, auch die Schwellen in 
ihrer großen Mehrzahl aus festem Gestein bestehen, wenn auch an der Ausgangsschwelle (und vermutlich 
auch an manchen anderen Stellen) Moränenmaterial zur Erhöhung der Schwellen beigetragen haben wird. 
5. Die iibermeerischen Fortsetzungen. 
Die Fjorde setzen sich im Innern des Gebirges als breite Trogtäler fort 6 , die an Ausmaßen und 
morphologischer Gestaltung den Fjorden entsprechen und auch im Längsprofil dieselbe Beckenform 
zeigen, wobei die tiefsten Stellen langgestreckte Talseen enthalten. Ebenso sind die Richtungssysteme 
dieser Täler dieselben wie im Fjordgebiet. Diese Taldepressionen, die große Flußsysteme enthalten, sind 
nicht durch einen Talschluß oder eine Stufe von den Fjorden getrennt, sondern der Boden steigt vom 
Fjordende aus langsam und gleichmäßig an. Auch unter dem Inlandeis scheinen solche Talsenken ver 
borgen zu sein, wie die breiten und tiefen Depressionen mancher Gletscher (z. B. am Peel-Fjord) ver 
muten lassen. 
6. Die Müidnngsformen. 
Es ist zu unterscheiden zwischen den Mündungen der Nebenfjorde in die Hauptkanäle und den 
Mündungen der Fjorde in das Schelfmeer. 
Die Mündungen der Nebenfjorde sind sehr verschiedenartig gestaltet; zuweilen öffnet sich der 
Nebenfjord zur Hauptrinne, ohne daß ein deutlicher Niveauunterschied vorhanden wäre, zuweilen ist das 
innere Becken des Nebenfjordes durch eine Schwelle von dem gleichtiefen Hauptfjord getrennt (Neben 
fjorde des Picton-Kanals). Oft aber ist auch ein deutliches „Hängen“ des Nebenfjordes über dem Haupt 
tale zu beobachten, das sicher z. T. auf glaziale Übertiefung zurückzuführen ist. 
Die Mündungen der Fjorde in das Schelfmeer sind durch das Vorhandensein von übertieften Trich 
termündungen und Schwellen gekennzeichnet, die bereits im letzten Kapitel geschildert wurden, ebenso 
wie das Auftreten der Klippenzone, die mit der norwegischen „strandflade“ identisch ist, am Außenrand 
des Fjordgebietes. 
« Vgl. 33, I, S. 35.
	        
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