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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 4
andinen Zone (vgl. 33, I, Karte I) und im Otway und Skyritig die östliche Schwelle als Grenze des west
lichen Fjordgebietes gegen die Übergangszone an.
Nach Dinses Definition der Fjärden als Formen, die in weniger hohen Ausräumungsgebieten den
Fjorden entsprechen (7 S. 241), würden die Formen des Übergangsgebietes diesem Typus zuzurechnen
sein, doch unterscheiden sie sich wesentlich von den baltischen Formen durch das Fehlen der Schären und
das Auftreten nicht im Massen-, sondern im Sedimentgestein.
Im Otway und Skyring Water ist diese Zone nicht so deutlich ausgebildet, sondern stellt nur einen
schmalen, durch eine unterseeische Schwelle vom westlichen Gebiet getrennten Gürtel dar, der sich von
dem östlichen Gebiet lediglich durch das Auftreten größerer Tiefen (über 200 m), die jedoch nicht
hecken-, sondern muldenförmig ausgebildet sind, morphologisch unterscheidet.
Man wird anzunehmen haben, daß in diesem Übergangsgebiet mit der Intensität der Faltungen
auch die Bruchbildung an Stärke abnahm und nach Osten hin ganz aufhörte oder unter der Decke von
Jungtertiär begraben liegt.
3. Die östlichen Zungenbecken:
Sie sind rein glaziale Bildungen, die die Gletscher bei ihren Vorstößen in die weichen Ablagerun
gen des ostpatagonischen Jungtertiärs eingegraben haben. Die Tiefen sind gering und nehmen nach Osten
hin gleichmäßig ab. Den Außenrand umgeben die Endmoränen der einzelnen Eisvorstöße (vgl. Karte
in 3). Die Grenze gegen das Übergangsgebiet wird von der geologischen Grenze der jungtertiären Trans-
gression (Pliozän) gebildet, die sich morphologisch durch eine Ausweitung der Becken deutlich bemerkbar
macht.
5. Die M a g e 11 a n Straße.
Die drei Zonen, die im Gebiet des Ultima Esperanza, Skyring und Otway zu unterscheiden waren,
finden sich in gleicher Weise in der Magellanstraße, die als interozeanischer Verbindungskanal sämtliche
geologischen Zonen des Kontinentes schneidet. Dabei macht sich besonders der Gegensatz zwischen der
Gebirgszone und der ostpatagonischen Tertiärtafel bemerkbar, während das Übergangsgebiet nur als ganz
schmaler Streifen ausgebildet ist, der sich durch eine größere Breite des Kanals, gleichmäßigere Tiefen
und sanftere Uferböschungen auszeichnet, aber im Gesamtbild der Straße nicht hervortritt.
Im westlichen Teil der Straße, wo sich grano dioritische Massengesteine und kristalline Schiefer ab-
lösen (vgl. Übersichtsskizze), ist kein morphologischer Unterschied zwischen diesen beiden Gesteinszonen
festzustellen; der Kanal durchzieht das Gebirgsland in schnurgerader SOlicher Richtung bei parallelen
Ufern, geringer Breite, großer Tiefe und dem typischen untermeerischen Beckenrelief mit seitlichem Steil
abfall der Ufer, das alle echten Fjorde besitzen.
Nach dem Umbiegen der Straße reicht die westliche Zone noch ein Stück nach Norden bis fast zur
Gesteinsgrenze des Tertiärs, wo sich unmittelbar ein veränderter morphologischer Charakter geltend
macht. Die Straße besteht von hier ab aus einzelnen aufeinanderfolgenden Becken, die in ihrer Gestaltung
mit den Zungenhecken von Otway und Skyring identisch sind, seichtes Wasser haben und durch hinter
einanderliegende Moränenbögen getrennt werden. Die Moränengürtel queren den Kanal und lassen an
diesen Stellen Engen entstehen. Diese östliche Zone stellt den Bereich der glazialen Vorlandbecken dar
und gehört nicht mehr zu den Fjordbildungen (vgl. D. Adm. K. 744).
Von der westlichen Zone ist hervorzuheben, daß sie in der Richtung ihres Hauptabschnittes völlig
mit der Richtung der Schieferung und dem nach SO umgebogenen Gesamtverlauf des Gebirges überein
stimmt, also einen Längskanal darstellt. Dieser Abschnitt enthält ein etwa 55 km langes Becken von über
800 m Tiefe (Maximaltiefe 1162 m), das längste zusammenhängende Tiefenbecken des südchilenischen
Fjordgebietes (vgl. D. Adm. K 745). Die Richtung der Magellanstraße setzt sich nach SO hin in den De
pressionen des Gabriel-Kanals und des Admiralitäts-Fjordes bis zum Fagnano-See fort. Das gesamte SO-
System erhält damit eine Länge von 535 km und ist somit die längste einheitliche Tiefenrinne des ganzen
südchilenischen Fjordgebietes.
Die Tatsache, daß sich Richtung, Breite und Tiefe in gleicher Weise in dem Granitgebiet wie in den
Schiefem fortsetzen, weist auf eine einheitliche tektonische Entstehung nach dem Aufdringen des grani-
tischen Magmas hin (vgl. Kap. Geologie der Originalarbeit). Einzelne Unterschiede zwischen Granit- und
Sedimentzone in bezug auf die Küstengestaltung werden sich vermutlich bei einer genaueren Erforschung
zeigen, doch sind bisher unsere Kenntnisse dieser Gebiete noch recht gering.