Inge Paulsen: Das südchilenische Fjordgebiet
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Die Festlandsfjorde sind fast alle als SSOlicli verlaufende Längsfjorde ausgebildet, mit Ausnahme
zweier echter Querfjorde, des Estero Peels und des Estero San Andrés, die sich in großen, eiserfüllten
Taldepressionen weiter ins Land hinein fortzusetzen scheinen (28 S. 89; 32 S. 174).
Geologisch gehört das Gebiet — bis auf randliche Vorkommen von kristallinen Schiefem im W und
0, die in der Fjordgestaltung nicht hervortreten — zur granodioritischen Gesteinszone.
4-, Fjordgebiete mit subandinen 'Voriandbecken.
Die postglazialen Senkungsvorgänge, denen das südchilenische Fjordgebiet seine Entstehung ver
dankt, müssen nach Süden hin größere Ausmaße angenommen haben (9, S. 27), so daß das Meer hier
durch die großen Gebirgstäler bis an den Rand der patagonischen Tafel vordrang. So wurde eine Ver
bindung zwischen den großen Randzungenbecken (Lago Argentino, Viedma usw.) und der westlichen
Fjordzone geschaffen in Gestalt von Kanälen, die das ganze Gebirge durchschneiden und im Osten als
breite Vorlandbecken enden. Geologisch betrachtet gehört das Gebiet zum größten Teil der Schieferzone
an, doch reichen die großen Becken im Osten schon in die Tertiärtafel Ostpatagoniens hinein.
Ferner ist eine morphologische Differenzierung zu beobachten: Im östlichen Teil der Schieferzone
werden die schroffen Hochgebirge von ausgeglichenen, weniger hohen Formen abgelöst; die steilen Ufer
abstürze machen sanften Hängen Platz (33, II, S. 636), es beginnt hier das „subandine Übergangsgebiet“ (vgl.
33, I, Karte Nr. 1), das eine weniger intensive Faltung erlitten hat, jedoch noch mit zum glazialen Aus
räumungsgebiet gehört. Erst auf dieses Zwischengebiet folgt dann im Osten die patagonische Steppentafel,
auf der die Moränengürtel der einzelnen Eisvorstöße liegen, die bogenförmig um die Ostenden der Vor
landsbecken angeordnet sind (vgl. Caldenius’ Karte).
Die drei Gebiete Ultima Esperanza, Otway Water und Skyring Water bilden eine Kombination von
Randzungenbecken und Fjorden dadurch, daß infolge stärkerer Senkung auch das übermeerische Verbin
dungsstück, das in den nördlichen Gebieten diese beiden Formen trennt (vgl. 31), unter den Meeresspiegel
sank. So entstanden die „durchgreifenden“ Formen mit schmalen, tiefen Fjordarmen im Westen, von
denen je einer die Verbindung zur äußeren Fjordzone herstellt, und einem breiten und tiefen Mittel
hecken, das im Osten in einer flachen Zungenform endet.
Man kann drei verschiedene Zonen unterscheiden, die geologisch bedingt sind und eine verschiedene
Ausbildung der Meeresarme besitzen.
1. Das westliche Fjordgebiet:
Die Meeresarme sind hier als echte Fjorde ausgebildet und unterscheiden sich in keiner Weise von
denen der westlichen Inselzone. Doppelter Parallelismus, geringe Breite bei großer Tiefe sowie das Vor
herrschen bestimmter Richtungssysteme, von denen im Ultima-Esperanza-Gebiet die meridionale Richtung,
im Skyring Water das Diagonalsystem in charakteristischer Weise hervortreten, bilden die kennzeichnen
den Merkmale, die sich ebenso bei der Betrachtung der äußeren Inselzone fanden.
Auffallend sind die breiten Mittelbecken, die in dieser ersten Zone bedeutende Tiefen besitzen. Sie
sind ebenso wie die Fjorde nur durch tektonische Anlage zu erklären und erinnern an die breiten Aus
gangskanäle des westlichen Küstengebietes (Trinidad-Kanal). Sie stellen wie diese in bezug auf die Ge
samtrichtung der Gebirgszone Querkanäle dar.
In geologischer Hinsicht besteht ein Gegensatz zum äußeren Fjordgebiet, da die westliche Zone von
Ultima Esperanza, Otway und Skyring aus mehr oder weniger stark metamorphen Schiefem sowie aus
Porphyriten aufgebaut ist (27 S. 24 u. 32); doch treten diese Gesteinsunterschiede — jedenfalls in der
Fjordgestaltung — morphologisch nicht in Erscheinung.
2. Das subandine Übergangsgebiet:
Es ist gekennzeichnet durch ein Abnehmen der Höhe, flachere Uferböschungen und geringere
Tiefen, gehört aber — jedenfalls im Ultima-Esperanza-Gebiet, wo diese Zone am breitesten ausgebildet ist
— noch mit zum glazialen Ausräumungsgebiet. Den Untergrund bilden Schiefer, die weniger stark ge
faltet sind als in der westlichen Zone.
Man kann diese Formen nicht mehr als echte Fjorde bezeichnen, da ihnen die hohen Gebirgsufer
und die charakteristische Trogform fehlen (vgl. 33, II, S. 638); doch ist der Übergang ein allmählicher im
Gegensatz zu der Grenze zwischen der zweiten und dritten Zone, wo ein plötzlicher Wechsel auch im
Kartenbild deutlich hervortritt. Am besten nimmt man im Ultima Esperanza Steffens Grenze der sub-