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Full text: 56, 1936

Inge Paulsen: Das südchilenische Fjordgebiet 
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des Paso Brassey durch eine Schwelle von 375 m getrennt ist. Von hier aus sinkt der Boden nach Westen 
hin langsam bis auf 658 m, um dann von dieser Maximaltiefe aus langsam wieder anzusteigen. Die Iso- 
bathen zeigen hier deutlich die Form eines Gletscherzungenbeckens, dessen Rand die 100-m-Isobathe bildet. 
Man wird daher annehmen können, daß ein letzter Eisvorstoß hier sein Ende fand und diese Gestalt der 
Hohlform schuf, da das Eis bestrebt war, die Differenz zwischen dem tiefen Becken des Inneren und 
dem flachen Vormeer möglichst auszugleichen und abzuhobeln (vgl. Skizze 3). Die Fließrichtung des Eises 
muß eine O—Wliche gewesen sein, und es ist anzunehmen, daß der Trinidad-Kanal nicht nur das Sammel 
becken des Picton-Kanals und des Brazo del Norte gewesen ist, sondern daß auch ein Teil des Ancho-Glet- 
schers durch diese Tiefenrinne nach Westen abgeflossen ist, da das Eis durch die Schwelle zwischen Ancho- 
und Concepcion-Kanal an dieser Stelle gestaut wurde (vgl. Kapitel Messier-Syst. südl. Teil). (Die relative 
Schwellenhöhe ist daher von Osten nach Westen gemessen.) 
Der unterseeische Abfall der Uferwände erreicht an manchen Stellen bis zu 45° und hebt sich deut 
lich von der flachen Sohle des Beckens ab: 
Nordufer: 
567 
m 
in 
0,6 km 
Entf. 
Böschung 1 : 1,1 
99 
454 
m 
99 
0,5 km 
99 
99 
1:14 
99 
444 
m 
99 
0,7 km 
99 
■99 
1 : 1,6 
99 
613 
m 
99 
0,8 km 
99 
99 
1 : 1,3 
Südufer: 
658 
m 
99 
0,6 km* 
99 
99 
1 : 0,9 
99 
214 
m 
99 
0,4 km 
99 
99 
1 : 1,8 
99 
658 
m 
99 
2 km 
99 
99 
1 : 3,4 
* Von der Klippe aus gemessen. 
Das Tiefenbecken endet im Westen in zwei Zungen, die durch die Seal-Klippen getrennt werden; 
einer schmäleren nördlichen und einer breiteren südlichen. An die südliche Zunge schließt sich dann in 
westlicher Richtung eine unterseeische Rinne an, die beträchtlich schmäler ist als die Zunge des Tiefen 
beckens. Sie ist etwa 2 km breit, während die innere Tiefenzone eine Breite von ungefähr 3,5 km hat. 
Diese Rinne hat Tiefen zwischen 80 und 100 m und enthält in ihrem östlichen Teil eine schmale Einsen 
kung von über 100 m Tiefe (102 m). Nach Westen hin findet dann eine trichterförmige Verbreiterung der 
Rinne statt, die in ihrer Form ganz den Trichtermündungen von Flüssen entspricht. Nach dem Außen 
rand zu wird diese Trichterform von der 100-m-Isobathe begrenzt, die also die „Erosionsbasis“ des Mün 
dungstrichters darstellt. Ohne Zweifel ist diese Trichtermündung eine fluviatile Bildung. Sie muß von 
einem präglazialen Trinidad-Fluß geschaffen und später vom Eise übertieft worden sein. Daß sich eine 
solche Form über das Diluvium hinaus erhalten konnte, wird man darauf zurückzuführen haben, daß sich 
das Eis liier im Vorland ausbreiten konnte und seinen Weg nicht nur durch die Hauptrinne, sondern 
ebenfalls durch eine zweite 60 bis 80 m tiefe Rinne nahm, die sich an die nördliche Zunge anschließt. 
Zur Zeit des weitesten Vorstoßes war wahrscheinlich auch das Gebiet zwischen diesen beiden Rinnen vom 
Eise bedeckt, so daß der ganze Trinidad-Golf einen einzigen großen Vorlandgletscher enthielt. Die Erosions 
kraft war infolgedessen hier nicht so stark wie im Inneren des Fjordes. 
Das mitgeführte Moränenmaterial muß auf dem Schelf abgelagert, durch die Küstenversetzung ein 
geebnet und zum Teil forttransportiert worden sein, da sich nirgends Moränenbögen erkennen lassen, 
während die Bodenproben auf dem Schelf (außerhalb der Klippenzone) in der Regel loses Material er 
geben haben. 
Das Profil 6 zeigt einen Längsschnitt vom Ancho-Kanal-Paso Brassey durch den Trinidad-Kanal und 
-Golf bis zum Abfall des Schelfes. 
3. Das System Messier-Ancho-Concepcion-Kanal. 
Zwischen dem 47°40' und 50°50' s. Br. erstreckt sich in N—S-Richtung das breite Kanalsystem Mes- 
sier-Ancho-Concepcion. Es liegt ganz im Bereich der granodioritischen Massengesteine und enthält mit 
1270 m die größte bisher bekannte Tiefe des südchilenischen Fjordgebietes, während die 1000-m-Grenze 
an drei verschiedenen Stellen überschritten wird. 
Bei genauerer Untersuchung lassen sich drei Abschnitte erkennen, von denen der nördliche und der 
südliche große Tiefenbecken enthalten und eine beträchtliche Breite besitzen, während der mittlere Ab 
schnitt (von der Angostura Inglesia bis zum Ancho-Kanal), der das Verbindungsstück darstellt, erheblich 
geringere Ausmaße zeigt. In der Angostura Inglesia (49° s. Br.) wird das ganze System bis auf 180 m
	        
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