Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte -— 56. Band, Nr. 4
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und zeigen einen Parallelismus in SSOlicher und SSWlicher Richtung, sind also dem diagonalen Rich
tungssystem zuzurechnen; doch besteht eine Tendenz zur N—Slichen Richtung hin. Sie treffen infolge
dessen nicht rechtwinklig, sondern spitzwinklig zusammen. Steffen deutet eine solche Anordnung der
Tiefenrinnen als Beweis für das Vorherrschen der meridionalen Richtung in Westpatagonien (33, II,
S. 531).
Die große Tiefe dieser Kanäle bei sehr geringer Breite drängt die ’Vorstellung von Verwerfungs
systemen auf, die hier in den durch Wasser und Eis weniger beanspruchten Nebenkanälen noch deut
licher in Erscheinung treten als in den großen Hauptstraßen. Der Richtungswechsel geschieht stets in
einem scharf ausgeprägten Knick, mit der einzigen Ausnahme des Canal Octubre, dessen Nordende sichel
förmig gebogen ist (vgl. Skizze 2). Die durchschnittliche Breite dieser Straßen beträgt nur 1 km, während
die Tiefen oft sehr beträchtlich sind und mit Schwellen von geringerer Tiefe abwechseln. Auf den Profilen
treten die flachen Sohlen im Vergleich zu den stärker geneigten Hängen dieser Becken auch im Längs
schnitt deutlich hervor (vgl. Profile 1—5).
Der untermeerische Abfall der Ufer ist stellenweise außerordentlich schroff:
Tabelle 1:
Uferabfälle in den Kanälen der Campana-Gruppe:
Breite*
Canal Octubre
524 m
in etwa 500 m
Entf.
Bösch.
1 : 1
1 km
11 11
375 m
„ 3—400 m
11
11
1 : 1
0,8 km
Kan. westl. der Insel Riquelme
230 m
„ 2—-300 m
11
11
1 : 1
0,7 km
Canal del Castillo
337 m
„ 300 m
11
11
1 : 1
0,6 km
11 11 11
400 m
„ etwa 600 m
11
11
1 : 1,5
1,7 km
Caleta Erizos
520 m
„ 500 m
11
11
1 : 1
1 km
nordl. Nebenf jord d. Kan. Riquelme
226 m
„ 250 m
11
11
1 : 1
0,5 km
Pawels-Fohrde
275 m
„ 500 m
11
11
1 : 1,8
1 km
Canal Covadonga
210 m
„ etwa 250 m
11
11
1 : 1
1,5 km
* Kanalbreite an der Stelle der Lotung.
Bei diesen Tiefenverhältnissen kann man tatsächlich von Verwerfungs„spalten“ reden. Wenn man
dazu in Betracht zieht, daß die Täler Trogtäler mit flacher Talsohle darstellen, so ergibt sich ein noch
steilerer Küstenabfall.
Die Ausgangsschwellen nach dem Pazifik zu haben alle weniger als 40 m Tiefe, die Fjorde enden
hier in einer Zone von Riffen und Untiefen, die den Außenrand der Küste umgibt. Die Straßen, die in den
Stosch-Kanal münden (Pawels-Föhrde und Canal Sotomayor), fallen in einer Stufe zu den großen Tiefen
des Hauptkanals ab, bilden also „hängende Nebentäler“. In manchen Straßen ist die Fließrichtung des
Eises (und damit die relative Schwellenhöhe 5 ) schwer festzustellen; man muß hier annehmen, daß die
Stellen der größten absoluten Schwellenhöhe (die oft zugleich Engen darstellen: Canal Octubre, Can. del
Castillo, Can. Sotomayor) sekundäre Eisscheiden bildeten, die vielleicht den präglazialen Wasserscheiden
entsprachen und von denen das Eis nach beiden Seiten hin abfloß.
2. Der Trinidad-Kanal.
Durch seine große Breite und Tiefe nimmt der Trinidad-Kanal unter den Querstraßen eine beson
dere Stellung ein, da er eine Unterbrechung des westlichen Inselgebietes zwischen dem Ancho-Kanal
und der Außenküste darstellt. Er beginnt im Osten mit zwei Armen nördlich und südlich der Topar-Insel,
von denen besonders der nördliche bedeutende Tiefen enthält (zwei Becken von 658 m und 567 m). An
scheinend liegt hier ein Gebiet besonders intensiver Bruchbildungen vor, da auch der Ancho-Kanal an
dieser Stelle seine größte Tiefe besitzt (1044 m) und ein kleiner östlicher Nebenfjord die im Verhältnis
zu seiner geringen Ausdehnung ebenfalls ungewöhnliche Tiefe von 439 m zeigt (vgl. Skizze 3). Die beiden
östlichen Arme, der Paso Brassey und Paso Caffin, vereinigen sich dann westlich der Insel Topar zu einem
7 km breiten Becken, das sich zunächst nach NO, dann mit 10 km Breite nach W bis zum Pazifik er
streckt. Dieser Abschnitt des Kanals enthält nur ein einziges breites Tiefenbecken, das von dem Becken
B D. h., die Höhe der einzelnen Schwelle über der tiefsten Stelle des dahinterliegenden Beckens, in der Fließrichtung
des Eises gemessen.