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Full text: 56, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 3 
1659 erscheint nur noch eine Insel, die Cornheff genannt wird. Möglicherweise ist der Rest Corenzands mit Heffe- 
zand verschmolzen, wodurch sich die Namenszusammenziehung erklären würde. 1615 wird Heffezand von U b b o 
Emmi us in der Historia Rerum Frisicarum mit Bosch zusammen erwähnt; jede Insel sei etwa 4000 passus 
lang und „paene deserta“. Die Auflösung hatte also bereits seit einiger Zeit eingesetzt; seitdem ist Heffezand 
nicht mehr genannt. Auf die Insel Bosch aber, die mit zunehmender Zerstörung jene eigentümliche SO-Wande- 
rung begann, geht die Erbschaft des nach 0 gewanderten Namens der Insel Corenzand über. So heißt es bei 
0 r t e 1 i u s : „Bos als Corenzand“, bei M e r c a t o r 1631, eine Ausgabe, die größtenteils 50 bis 70 Jahre 
zurückreichende Originale benutzt (II): „Bosch ofte Coorsand“. Endlich gehörte der Simonszand zwischen Wester 
und Norder Lauwersgat zu Groningen, da nach der Säkularisation der Klostergüter die Insel an die Provinz Gro 
ningen fiel, die sie mit anderem Besitz 1594 an Private verkaufte. Es muß demnach das Gat der Wester Lauwers 
als die alte Mündung der Slenk angesehen werden, die die Fortsetzung der Lauwers, vereinigt mit Reitdiep und 
wahrscheinlich auch Dokkumer Ee, bildete. Dafür spricht auch ein anderer Name des Wester Lauwersgat, den 
B u m a 98 99 nach mehreren Karten anführt: „oude groninger diep“". Bis in das 16. Jahrhundert hinein muß es 
sich nach O verlagert haben, wodurch zuerst die Insel Corenzand und wenig später auch Heffezand zerstört wurde. 
Auch das Stromsystem der Scholbalg wurde allmählich nach 0 verlegt. Ein Zeichen dafür ist die Wande 
rung der Insel Band nach S. Es gelang ihm rückwärts einschneidend mehr und mehr das Stromgebiet der Slenk 
anzuzapfen, bis schließlich die Slenk durch den früher eintreffenden Flutstrom der Scholbalg ganz nach NW ab 
gelenkt wurde. Das muß nach der Zerstörung Corenzands und Heffezands geschehen sein, wahrscheinlich in der 
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bei Lucas J. Waghenaer, Spiegel der Zeevaert, Amsterdam 1589, 
ist das Tief der Scholbalg bereits das betonte Fahrwasser des „Groeninger dieps“, wie die Slenk dort bezeichnet 
ist 100 . Nicht diese Verlegung unmittelbar, sondern die daraus entstehenden Folgen wurden für Schiermonnikoog 
so gefährlich. Im beginnenden 18. Jahrhundert war die Scholbalg von den ostwärtswandernden Bänken sehr ein 
geengt und nahe an Schiermonnikoog herangedrängt worden. Durch die allmähliche Ostwärtsverlagerung des Nord 
westergat, das den Namen (Oude) Friessche Gat angenommen hatte, bildete sich Ende des 18. Jahrhunderts wenig 
westwärts das (Nieuwe) Friessche Gat. Eine Plate, auf die der Name „Paardemarkt“ überging, schied die beiden 
Gaten. Von der immer mehr eingeengten Scholbalg aus begann der Abbruch der Insel sowohl im NW, wie im 
SW, wo eine Balge, der Noorman, sich von S her schnell der Insel näherte. Es erfolgte dann die im Kapitel II, 2 
näher beschriebene Katastrophe, die mit dem Untergang des ersten und zweiten Dorfes und dem Verlust des besten 
Weidelands endete. Erst 1835 war der Abbruch im SW zum Stillstand gekommen; der Noorman versandete 
rasch. Von der Scholbalg war 1854 (XXIII) noch ein Rest, das „Verloopen Oostgat“ zwischen dem NW-Strand 
Schiermonnikoogs und den heranwandernden Sandriffen „de Kuipersbult“, erhalten; heute gehört dieses Tief der 
Vergangenheit an. Das Watt hinter Schiermonnikoog entwässert jetzt, gesammelt in der Balge „Gat van Schier 
monnikoog“, zum Friesschen Gat. Das Wester Lauwersgat hat seinen Namen verloren und heißt heute Eilanderbalg. 
Es ist an die Stelle des einstigen Norder Lauwersgat gewandert, das, den Namen Lauwersgat bewahrend, seiner 
seits weit nach 0 gerückt ist und heute an der Stelle des alten Schildgat liegt. 
Die Veränderungen, die im gesamten Gebiet zwischen Ameland und Bosch vor sich gegangen sind, haben 
ihre Ursache in der Ostwärtswanderung der Stromsysteme unter dem Einfluß der Gezeitenströmungen. Die Schol 
balg drehte mehr und mehr in eine NW—SO-Richtung und konnte so die Gewässer der Lauwerszee aufnehmen. Wie 
wenig sie aber von diesen Gewässern bestimmt wird, geht aus der heutigen Richtung des Haupttiefs des Friesschen 
Gats, dem Zoutkamper Laag, hervor, das über Oort und Groninger Balg in nordöstlicher Richtung tief in das 
Watt hinter Schiermonnikoog eindringt, so daß die Slenk bei der Hoek van de Band fast senkrecht darauf stößt. 
Die alte Lauwersmündung, Wester und Norder Lauwers, wurde vollkommen aus dem Bereich der Lauwerszee nach 
O abgedrängt und ihre Tiefs entwickelten sich zu selbständigen, allein von den Gezeiten bestimmten Strom 
systemen. 
3. Das Gebiet des Schildgat und der Westerems. 
Die stärkste Zerstörung der gesamten friesischen Inselkette ist jenem Teil widerfahren, den einst die dünen 
tragenden, besiedelten Inseln Bosch und Rottumeroog eingenommen haben, die dem alten Schiermonnikoog an 
Größe nicht nachstanden. Bei beiden Inseln überwog der Abbruch im W so sehr den Anwuchs im O, daß Bosch 
gänzlich unterging, während von Rottumeroog nur noch ein kläglicher Rest erhalten ist, der sich bereits jenseits 
der Umrisse von 1568 befindet. 
a) Bosch. 
Bosch (Karte 21, T. 6) war eine Insel nördlichHornhuizens und Kloosterburens und nördlich Heffezands, die 
bei einer Länge von mehr als 6 km und einer Breite von 3 km sich in WSW—ONO-Richtung ausstreckte. Einem 
stumpfen Westkopf entsprach ein etwas ausgezogener Ostflügel. Die Dünen sind auf Karten in einem dem W-, 
N- und O-Strand folgenden Bogen eingetragen. Im W wurde die Insel von dem Norder Lauwersgat, im O vom 
98 Nr. 31, S. 366. 
99 Vgl. auch: Historische Atlas van Noordncderland, Karte: Noordnederland in 1530. 
100 Nach einer Wiedergabe bei Behrmann, Nr. 13, S. 128.
	        
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