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Full text: 56, 1936

30 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 3 
Dünenketten sind von der See vernichtet und der Sand trat, in mächtige Dünen gehäuft, die vereinzelt noch heute 
20 m überschreiten, die Wanderung nach 0 an. Dabei wurde ein großer Teil der Groote Siegt verschüttet. Zu 
Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Lage nördlich der Groote Siegt so bedrohlich, daß der Durchbruch der See 
durch die schmale Dünenzone zu befürchten war. Da griff der Rijkswaterstaat, dem bei der Einverleibung Ame- 
lands in das Königreich der Niederlande die Verwaltung des an das Reich gekommenen Dünengebietes übertragen 
worden war, ein. Zuerst wurde als südliche Begrenzung des Dünengebietes ein Sanddeich gebaut, der über die 
nördliche Siegt quer durch die Ballumerduinen und an der Innengrenze der Zwanewaterduinen verlief (s. 
Karte 10 u. 11, T. 4). Er ist gegenwärtig noch wichtig. 1920—1921 wurde sein östliches Drittel als Ballumer Stuif- 
dijk erheblich verbreitert und auf 6 m erhöht. Seeseitig von ihm wurden im Abstand von durchschnittlich 100 m 
niedrigere Sanddeiche angelegt, die heute den Namen „Lange duinen“ tragen. Damit versuchte man künstlich den 
ursprünglichen Zustand der Gliederung in zusammenhängende Dünenketten wieder herzustellen, der dem Winde 
die geringste Angriffsfront bietet. Das Material der alten Dünen dieses Gebietes finden wir aber heute im O, wo 
einige hohe Wanderdünen, die als Ballumer Blinkert bezeichnet werden, noch immer nicht gänzlich festgelegt 
sind. Von 1879—1927 konnten sie fast 250 m nach O vorrücken. 
Die Binnendüne ist teils abgetragen, teils nach O zusammengeschoben auf den alten Flügel nördlich 
Ballum. Dieser ist im Ganzen wie eine sehr weit gespannte Parabeldüne nach O gedrückt worden, in die sich eine 
Reihe nach O gerichteter Kessel eingefressen hat. Das gleiche Schicksal erlitten die niedrigen Roosduinen. Die 
nordöstlich anschließende, eingeschlossene Strandfläche ist als solche gut erhalten geblieben. Flache Bültenreihen, 
ehemalige Vordünenschilde, liegen auf sonst völlig ebenem Boden. In den Oosterduinen, Roosduinen und stellen 
weise auch in den Lange duinen sind die tieferen Teile des Dünengebietes von dichten Polstern der Heide (Calluna 
vulgaris Salisbury) und der Glookenheide (Erica tetralix L.), die höheren Teile in den Roosduinen von der Biber- 
nellrose (Rosa pimpinellifolia L.) eingenommen. Diese Heideflächen galten früher als kennzeichnend für an 
stehenden diluvialen Sand 64 . Jeswiet hat 1913 65 und besonders van Dieren 1932 darauf hingewiesen, 
daß die Heidebildung eine Folge der Verarmung des Bodens an Salzen, der Bildung von Rohhumus und damit 
der zunehmenden Versäuerung des Bodens ist. 
Vor den Tonneduinen gelang es in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, das Dünengebiet seewärts 
durch die Anlage eines Sanddeiches vorzuschieben. Seit zwei Jahren befindet er sich aber wieder in der Auf 
lösung. Nur der südlichste Teil ist noch erhalten. Im SW' liegt nun Hollum von schützenden Dünen entblößt da. 
Der Strand fällt im SW durch die nagende Wirkung der nahen Ebbstromrinne des Borndieps sehr steil ah. Einen 
Strandwall gibt es nicht, da der Angriff des Wassers nicht senkrecht, sondern parallel zum Ufer verläuft. 
Das Dünengebiet der Vins- und der Hollumer duinen (Karte 10, T. 4) besteht aus dem verlagerten Material 
des alten Dünenkomplexes. Es hat auf seinen langsamen Ostwanderungen den verschiedensten Einflüssen unterlegen, 
wodurch alle Einzelformung ineinander zu fließen scheint. Was an Dellen vorhanden ist, geht direkt oder indirekt 
nur auf die Wirkung des Windes zurück. Sie sind vorwiegend in westöstlicher Richtung angelegt. Typisch sind 
wieder die Massendünen im NW. Langsam von allen Seiten ansteigend, enden sie in einem flachgewellten oder 
auch fast tischglatten Plateau, das bei der Massendüne westlich des Hollumer Badwegs, der sogenannten „Bliecke 
duin“, fast 22 m Höhe erreicht, ungefähr 150 m lang und fast 100 m breit ist. Die Befestigung ist durch die Tätigkeit 
des Menschen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts so weit vorgeschritten, daß in den Dellen die Heidebildung 
bereits eingesetzt hat. Neuerdings werden Nadelholzkulturen in den beiden großen Dellen der Vins-duinen ange 
legt 66 , die die beste Gewähr für den Stillstand der Ostwanderung des ganzen Dünengebietes sein werden. 
b) Der S 1 e n k - D u r c h b r u c h . 
Der Durchbruch der Slenk (s. Karte 11, T. 4), der schon seit 1627 bezeugt ist, wurde für die Insel eine ernste 
Gefahr, als im Laufe des 18. Jahrhunderts die im S sich nähernde Balge südwestlich des Durchbruches die Ballu 
mer Bucht geschaffen hatte, durch die das Land bis zu einer Tiefe von 2 km verloren ging. Die Dörfer Ballum 
und Nes, deren Wirtschaftsgebiet an den beiden Seiten des Durchbruches aufhörte, waren zu wenig betroffen, um 
selbständig die Dichtung vorzunehmen. Die ihrem Besitz fernen Oranisehen Landesherren hatten erst recht wenig 
Neigung, für ein so weitsichtiges Werk Geld auszugeben. Das änderte sich schnell mit der Einverleibung Ame- 
lands in die Niederlande. Schon 1807 war ein Kontrakt zwischen der Domänenverwaltung und dem Landeigen 
tümer J. Kok geschlossen worden, der den Bau eines schließenden Sanddeiches vorsah. 1808 hatte er bereits eine 
beträchtliche Höhe erreicht, brach aber Ende desselben Jahres bei ungewöhnlich hohem Wasserstand. Vier große 
Kolke entstanden; das hindurchdrängende Wasser vertiefte die Slenk nur noch mehr. 1828 waren die Dünen im 
O des Hollum-Ballumer und im W des Nesser Dünenkomplexes so weit in das Durchbruchsfeld vorgedrungen, daß 
man einen neuen Versuch unternahm; diesmal begann man einen Sanddeich etwa 800m nördlicher, um dem Sand 
treiben näher zu sein. Durch seine Anlage gewann man die 60 ha große „Middelpolle“ als Weideland. Wenn 
wir den normalen Verlauf der Kurven der Diagramme III und VII, die die Wanderung des Sandes am Strand 
wiedergeben, von 1880 an rückwärts konstruieren, ergibt sich, daß beide Deichbauversuche je einem ansteigenden 
64 Staring, Nr. 95, S. 326; Holkema, Nr. 54, S. 18. 
05 Nr. 57, S. 26. 
86 1934 waren bei Hollum 20 ha, auf der gesamten Insel 140 ha aufgeforstet.
	        
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