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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Insel gebiet von Ameland bis Rottumeroog 
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stand noch vor 100 Jahren eine beträchtliche Schicht Klei an (s. Karte 8, T. 3). So berichtet 1787 der reformierte 
Prediger J. W. Burger aus Ballum, daß das Fahrwasser „de Balg“ in der Bucht von Ballum, eben jenem 
Raum südlich des Slenk-Durchbruches, durch sein unaufhaltsames Nordwärtsrücken besten Klei- und Weideboden 
in großer Ausdehnung abgespült habe. 1833 beobachtete Ackersdijck, wie die Strömung beständig das Ufer 
angreife, so daß man die frisch abgebrochenen (Klei)Stücke am Uferrande liegen sehen könne. Dem fügt 1848 
K r o s eine eingehendere Betrachtung hinzu, die den allmählichen Untergang und die völlige Vernichtung des 
Kleibodens an dieser Stelle schon zu seiner Zeit deutlich macht. Er berichtet, wie die Balge sich immer weiter 
nach N verschob und sich zunehmend austiefte, und dabei das Ufer, das aus bestem Kleiboden bestanden hatte, 
zerstörte. Je mehr nun der Klei, der über Meeressand in nördlicher Richtung ausstrich, abgetragen wurde, um so 
leichteres Spiel hatte die angreifende Strömung. Denn in dem Augenblick, wo der unter dem Klei liegende Sand 
der Wirkung des Stromes erreichbar wurde, wurde er herausgewaschen, so daß der widerstandsfähigere zähe Klei, 
seiner Unterlage beraubt, in großen Brocken nachstürzte. Die Zerstörung des Ufers beschleunigte sich damit immer 
mehr. Zu seiner Zeit war das Ufer von einem guten Grasfilz bedeckt, der nur noch auf Sand lagerte und nach jeder 
gewöhnlichen Flut schon in großen Stücken abgerissen wurde. Dieser Entwicklung wurde dann im Jahre 1843 
durch die Erbauung eines steinernen Uferschutzes ein Ende bereitet. Es darf auch in diesem Zusammenhang 
erwähnt werden, daß der Flurname „Schorum“, der an dem Gebiet südlich der Kunststraße Ballum-Nes und 
zwischen dem Ende des Zwanewater-Deiches und der Slenk-Mündung haftet, ebenso in „Schorum-weg“ und „Scho- 
rum-sloot“ (der kleine Priel westlich Uferpfahl 9) soviel wie „Außenkleiland“ bedeutet (ahd. scorno = frucht 
bares Land). Aus allen diesen Berichten geht hervor, daß südlich des Slenk-Durchbruches ehemals ebenso Klei 
anstand, w'ie er noch heute südlich Ballum oder südlich Buren ansteht. Ebenso ist das im Raume des östlichen 
Durchbruches der Fall, da dort die Zerstörung noch den Rand des Klei-Ausstreichens bisher verschont hat. So 
steht südlich des alten Nieuwlandsrijds unter dem Dünensand eine 12—15 cm dicke Kleilage über Meeressand an, 
die von mehreren dünnen Schichten übergewehten Dünensandes und Vegetationshorizonten durchsetzt ist. Damit 
verrät sie ihre dünen- und flutnahe Bildung. Dieser Klei konnte sich aber nur unter strömungs- und windfreien 
Umständen bilden. Seitdem die Durchbrüche bestanden, war aber das Gegenteil der Fall. Jede Springflut und 
jede Sturmflut überflutete einen mehr oder weniger großen Teil und oft die gesamte Strandfläche der Durchbruchs 
stellen, so daß Ameland in drei Inseln zerfallen schien. So wird vom Jahre 1686 berichtet, daß das Wasser so 
hoch gestiegen war, daß ein Schiff aus der Nordsee durch die Slenk nach der Südseite der Insel in die Watten 
getrieben wurde. Was also in ruhigen Zeiten sich hätte ablagern können, wäre in Sturmzeiten unfehlbar bald 
wieder abgetragen worden. Es muß folglich der Klei der Insel Ameland sich vor dem Entstehen der beiden Durch 
brüche gebildet haben, zu einer Zeit also, in der die Insel seewärts durch einen zusammenhängenden Dünenwall 
genügend geschützt war, um die Ablagerung des von der Flut mitgeführten Detritus zu ermöglichen. Ja, der Schutz 
des Dünenwalles muß als unterste Zeitgrenze solange bestanden haben, wie die Bildung einer sicher über einen 
halben Meter mächtigen Kleischicht erfordert. Hierbei ist zu bedenken, daß die Bildung von Kleischichten im 
Strömungsschutz der Inseln selbst unter günstigen Umständen wesentlich langsamer vor sich geht als vor der 
Küste des Festlandes. Der schützende Dünenwall muß unfern und im großen ganzen parallel dem Ausstreichen 
des Kleis zu suchen sein. Die Grenzzone zwischen Sand und Klei läuft, in der nördlichen Dorfhälfte Hollums be 
ginnend, ungefähr zwischen „Trap weg“ und „Ridder weg“ am Friedhof Ballums vorbei bis etwa zum Hp 5, ist 
in der Ballumer Bucht vom Wasser vernichtet, und tritt erst östlich des Postweges bei Nes wieder auf, das Dorf 
südlich umfassend, bleibt dann südlich der Klinkerstraße nach Buren und des Nieuwlandweges östlich Buren bis 
Zwartewoude südlich der Entenkoje, ist noch an den Mündungen der Zinke- und der Langewatersloot aufge 
schlossen, von wo aus sie südlich des Oerder Dünenkomplexes im heutigen Watt verlief 43 . 
Dicht nördlich der Grenzzone zwischen Sand und Klei existieren nun tatsächlich noch die Überreste eines 
alten Dünenwalles, der wie eine Bogensehne den Dünenkomplexen von Hollum-Ballum und von Nes eingezogen ist 
und ihr Rückgrat zu bilden scheint. Er ist in dem Hollum-Ballumer Dünenkomplex etwa von der Molkerei Hollum 
an 44 vorbei dem Nordrande der Hollumer Mieden zum Straßenknick nördlich der Galgesloot (deren Name ver 
muten läßt, daß der Galgen der Gerichtsherrschaft des Ballumer Schlosses sich eben auf diesem Dünenwall be 
fand) bis zum Ballumer Strandweg in seinen Spuren verfolgbar, wenn auch heute als deutliche Erhebung im Zu 
sammenhang nicht mehr erkennbar. Östlich vom Ballumer Strandweg sind Spuren von ihm in den heutigen Formen 
nicht mehr festzustellen, da dort eine spätere Entwicklung den Raum neu gestaltet hat. In dem Nesser Dünen 
komplex ist er heute noch wesentlich besser vom Kirchturmplatz Nes (Het Hoog) an erkennbar. Im folgenden 
Teil von der Mühle bis 500 m über den Friedhof hinaus sind es sogar recht stattliche Dünen, die „Bramerduinen“ 
genannt werden und sich in ihrem östlichen Teil bis über 10 m erheben. Von dort läuft er in ONO-Richtung 
über die Vaarwaterdünen und endet in seinem noch verfolgbaren Teil nahe der NW-Ecke der Kooilanden. Weiter 
43 K r o s gibt an, daß der Boden der Insel an manchen Stellen aus sehr wertvollem fetten Klei besteht, vor allem im S und 
0 von Nes bis vorbei der Entenkoje bis zur Sandfläehe im 0, wo dieser am südlichen Ufer eine Dicke von 6, 7 und 8 Palmen hat 
(=60 bis 80 cm), doch in nördlicher Richtung allmählich abnimmt und innerhalb der Dünen mit einem guten Grasfilz zu endigen 
scheint. 
44 Ob die im Proklamatieboek, Register van Koopbrieven vom Jahre 1809 für Hollum mehrfach erwähnten „Häuser auf der 
Düne“ ein Umbiegen des Dünenwalles dicht nordwestlich um Hollum wahrscheinlich machen, oder ob damit die letzten Häuser des 
Ortes de Blijke gemeint sind, wagen wir nicht zu entscheiden.
	        
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