Käthe Ulrich: Die Morphologie des Roten Kliffs auf Sylt
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Sehr viel feinkörniger sind die nur noch stellenweise vorhandenen äolisch aufbereiteten oberen Sandschich
ten. Doch sind die Korngrößenunterschiede der einzelnen Sandschichten von so geringer morphologischer Be
deutung, daß sich eine eingehendere Analyse erübrigt. Nur die bei Buhne 29 und 27 freigelegten Tonnester werden
natürlich aus den haltlosen, bindemittelfreien Sanden herauspräpariert. Solche Tonnester treten jedoch nur ganz
vereinzelt auf.
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IV. Die morphologisch wirksamen klimatischen Faktoren
Der Begriff des Kliffs charakterisiert eine Form und gibt gleichzeitig auch die Entstehungsweise dieser
Form an. Das Kliff ist ein durch die Meeresbrandung geschaffener Steilhang. Das heißt also, der Neigungswinkel
eines Kliffs ist stets größer als der der Gesteinszusammensetzung, der Tektonik und der Einwirkungszeit des Klimas
entsprechende Böschungswinkel. Ein Kliff zeigt immer zerstörende Meerestätigkeit an. Als Bestandteil des festen
Landes steht es jedoch — wie alle Landformen — außerdem unter dem Einfluß der atmosphärischen Kräfte.
Das maritime Klima Sylts läßt häufige Niederschläge, große relative Feuchtigkeit, geringe Temperatur
schwankungen, im Jahresverlauf verzögerte Temperatur-Maxima und -Minima und infolge der geringeren Jahres
schwankung der Temperatur auch verhältnismäßig wenig Frost erwarten. Für das gesamte Nordseegebiet ist
außerdem der Einfluß der wandernden Minima von ausschlaggebender Bedeutung. Sie ziehen in den meisten
Fällen weiter nördlich in mehr oder weniger genau west-östlicher Richtung vorüber und sind besonders im Früh
jahr und Herbst die Haupterzeugenden des Klimas.
Auf Sylt besteht seit Jahrzehnten in Westerland (bzw. Keitum) eine meteorologische Station 2. Ordnung.
Aus den Beobachtungen der letzten 50 Jahre (1883 bis 1935 mit einer Lücke der Beobachtungen von Mai 1922
bis April 1924) läßt sich das durchschnittliche Auftreten der morphologisch wirksamen Klimafaktoren berechnen.
Tabelle 1 zeigt die Verteilung und Menge der Niederschläge.
Tabelle 1.
Monate
Regentage
Regenmenge
in mm
Regenmenge
je Tag
Januar . . .
. . 17
54,5
3,21
Februar
. . 14
44,3
3,16
März ....
. . 15
46,9
3,13
April ....
. . 13
39,8
3,06
Mai ....
. . 12
48,5
4,04
Juni ....
. . 11
42,3
3,85
Juli ....
. . 13
57,6
4,43
August
. . 16
83,4
5,21
September . .
. . 15
75,6
5,04
Oktober . . .
. . 18
94,0
5,22
November . .
. . 17
70,9
4,17
Dezember
. . 17
69,7
4,10
Der Oktober ist eindeutig der niederschlagsreichste Monat. Seine Niederschlagsmenge erreicht jedoch nur
wenig mehr als das Doppelte des niederschlagsärmsten Monats April. Die zweite Hälfte des Jahres, besonders die
Monate August bis Dezember, hat weit mehr Niederschlag als die Zeit von Januar bis Juli. Das Jahr hat durch
schnittlich 178 Tage mit Niederschlag. Der Jahresdurchschnitt der Niederschlagsmenge beträgt 728 mm.
Selten nur sind die Regenfälle heftig und langandauernd. Am stärksten abspülend wirken sommerliche
Gewitterregen (Maximum der Regenmenge im August) und Regenböen bei Sturm (Maximum der Regenmenge im
Oktober). Die häufigeren und längeren, aber weniger heftigen Regenfälle der Wintermonate durchfeuchten mehr
und spülen erst nach längerer Dauer der Regenperiode ab.
Die relative Luftfeuchte ist während des ganzen Jahres hoch. Als Beispiel für einen Jahresverlauf der
Luftfeuchte seien die durchschnittlichen Monatswerte für das Beobachtungsjahr 1934/35 angegeben (Tabelle 2).
Tabelle 2.
Monate
durchschn. relat.
Luftfeuchte
Monate
durchschn. relat.
Luftfeuchte
Oktober 1934
83%
April 1935
81%
November 1934
91%
Mai 1935
69%
Dezember 1934
95%
Juni 1935
78%
Januar 1935
89%
Juli 1935
76%
Februar 1935
87%
August 1935
76%
März 1935
86%
September 1935
80%