Dr. Erich Goedecke : Der Kalkgehalt im Oberflächenwasser der Unterelbe und Deutschen Bucht
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In dem Gebiet zwischen Glückstadt—Hollerwettern und Brunsbüttelkoog, in dem die durch das Zusammen
treffen des Flußwassers der Elbe mit dem salzigen Meerwasser geschaffene Mischwassergrenze liegt, kann das AA
Werte bis zu 0,7 mäquiv/L annehmen. Schon Schulz fand im Sommer 1921 bei Brunsbüttelkoog im Oberflächen
wasser ein Gebiet mit maximalem Kalkgehalt, den er einzig und allein auf in diesem Gebiet in großer Menge
vorkommende ungelöste Kalkpartikelchen zurückführte. Ein derartig hoher Kalkgehalt der ungelösten Kalk
partikelchen ist im ganzen Untersuchungsgebiet noch nicht wieder angetroffen worden. Weiter stromabwärts sind
weitere Gebiete mit maximalen AA festzustellen, so z. B. unterhalb des Osteriffs, zwischen Elbe 3 und 4, bei Elbe 1,
überhaupt vor den Flußmündungen der Helgoländer Bucht und im besonderen Maße im Konvergenzgebiet der
Deutschen Bucht (siehe dazu die Figuren 21 und 22 und Karte 23).
Worauf dieser anomale Kalkgehalt dar im Oberflächenwasser befindlichen Kalksuspensionen zurück
zuführen und was aus der geographischen Verteilung dieser Anomalien im Einflußgebiet der Elbe zu schließen
ist, diese Frage soll weiter unten nach Möglichkeit beantwortet werden.
Zuerst sollen hier die Zusammenhänge zwischen der AA(„.n-'Verteilung und anderen im Wasser vorhandenen
hydrographischen Faktoren herausgestellt und kurz zusammengefaßt werden:
1. Daß die im Wasser schwebenden Partikelchen kalkhaltig sind, zeigt Figur 24. Die Kurve für AA (ll . f)
läuft mit derjenigen für S. T. parallel. Hier bedeutet g S. T./m 3 die in g in einem cbm Wasser enthaltene
suspendierte Menge. Diese qualitative Mengenbestimmung ist vom Verfasser an filtrierten Wasserproben aus
geführt worden. Die Menge der vom Filter zurückgehaltenen Partikelchen wurde gewichtsmäßig bestimmt (Rück
stand auf dem Filter an der Luft getrocknet, da nur die Größenordnung erfaßt werden sollte). Das Gebiet bei
Brunsbüttelkoog und oberhalb davon fällt auch hier als Charakteristikum auf (siehe Tabelle 11).
Tabelle 11.
Suspendierte Teilchen (S. T.) in 1 cbm Wasser 36 .
(Strecke Hamburg—Cuxhaven.)
17. 3. 33
g S. T./m 3
g
S. T./m 3
Hamburg
80
1. Zwischenstation
300
(Mitte zwischen Br. u. Balje)
Altona
50
Balje
171
Blankenese
26
2. Zwischenstation (wie oben)
161
Schulau
60
Ostebank
150
Twielenfleth
42
3. Zwischenstation
141
Pagensand
48
Belum
150
Glückstadt
44
4. Zwischenstation
2892
Hollerwettern
96 3
Otterndorf
284
Scheelenkuhlen
200 3
5. Zwischenstation
118
Holstenreck
204
Altenbruch
222
Brunsbüttelkoog
3231
Cuxhaven
161
18. 3. 33
g S. T./m 3
g
S. T./m 3
Altona
19
Holstenreck
2551
Blankenese
17
Brunsbüttelkoog
149
Schulau
22
Balje
169
Twielenfleth
38
Ostebank
151
Pagensand
76
Belum
125
Glückstadt
96
Otterndorf
142
Hollerwettern
98 3
Altenbruch
133
Brokdorf
146 3
Cuxhaven
151
Scheelenkuhlen
227 3
Während im Elbmündungsgebiet sehr große Werte für S. T. beobachtet wurden, sind dagegen im Oberflächen
wasser bei Geesthacht während der Herbst- und Wintermonate 1932 durchschnittlich in einem cbm Wasser 15 bis
150 g Schlickteilchen gemessen worden.
36 Anmerkung zu der Tabelle 11: Sehr schön sind aus diesen Relativzahlen das primäre 1 und sekundäre Maximum 2 der
Schlickmenge zu sehen, das mit den Maxima der AA^ ^-Werten (siehe Figur 24) zusammenfällt.
Außerdem ist aus diesen Zahlen die Mischwassergrenze an dem starken Sprung bei 3 zu erkennen.